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Alessandro Petacchi kämpft bei der Tour um das Trikot des besten Sprinters.

© AFP

Tour de France: Petacchi darf trotz Dopingermittlungen weiter fahren

Andere Länder, andere Sitten. In Frankreich sind die Ampeln auf grün gestellt für Alessandro Petacchi. Bei der Tour de France darf der Italiener weiter fleißig um das Grüne Trikot streiten – anders als seine Vorgänger.

Andere Länder, andere Sitten. In Frankreich sind die Ampeln auf Grün gestellt für Alessandro Petacchi. Bei der Tour de France darf der Italiener weiter fleißig um das Grüne Trikot streiten, das er mit seinem dritten Platz beim Sieg von Mark Cavendish am Freitag auf der 18. Etappe eroberte. In seinem Heimatland wird dem Mann aus La Spezia von der Justiz hingegen die rote Kelle gezeigt. Wie italienische Medien berichteten, wurden bei einer Razzia in Petacchis Haus bereits Anfang April Dopingpräparate gefunden. Es handelt sich um den wegen seiner toxischen Wirkungen nur sehr bedachtsam eingesetzten Blutersatzstoff Perfluorcarbon (PFC) und den Blutverdünner Albumin. Petacchi wurde von der Staatsanwaltschaft Padua für den 28. Juli vorgeladen. Er ist in die Liste der Verdächtigen eingetragen.

Man könnte das für eine inneritalienische Angelegenheit halten. Und man könnte, getreu den rechtsstaatlichen Prinzipien, den Lampre-Profi in Ruhe seine Verrichtungen nachgehen lassen. Dass er in die Liste der Verdächtigen eingetragen ist und eine Vorladung erhalten hat, bedeutet noch nicht, dass er das fragliche Delikt begangen hat. Erst ein Prozess entscheidet. Pikant ist aber, dass die Tour de France bei vergleichbaren Fällen in der jüngeren Vergangenheit ganz anders reagiert hat. 2004 wurden der Slowene Martin Hvastija und der Italiener Stefano Casagranda beim ersten Ruhetag von der Tour ausgeschlossen, weil auch in ihrem Falle die Staatsanwaltschaft Padua auf Indizien für Doping gestoßen war. Der damalige Tourdirektor Jean-Marie Leblanc bemühte sich um Kontakt zu den italienischen Behörden. „Die Guardia di Finanza aus Padua hat die Presseberichte bestätigt. Wir haben jetzt die Elemente, die es uns erlauben, zu reagieren“, sagte er - und ließ den beiden Fahrern die Startnummern abnehmen.

Damals wurde das Prinzip begründet, dass Fahrer, gegen die polizeiliche Ermittlungen laufen oder Strafverfahren eingeleitet sind, keine Startberechtigung zur Tour de France erhalten. Getreu diesem Prinzip wurden 2006, als die Führung der Tour de France von Leblanc in die Hände des aktuellen Direktors Christian Prudhomme überging, Jan Ullrich, Ivan Basso und weitere Rennfahrer ausgeschlossen. Sie standen im Zentrum der Doping-Ermittlungen der spanischen Guardia Civil. 2007 verschärfte die Tour die Gangart. Sie drängte das holländische Team Rabobank dazu, den in Gelb fahrenden Michael Rasmussen zu suspendieren, weil der bei einigen Ortsangaben gelogen und damit damit Dopingkontrollen erschwert hatte.

Diese konsequente Strategie gehört der Vergangenheit an. Christian Prudhomme nimmt weder zu den Ermittlungen gegen Petacchi noch zu denen gegen Lance Armstrong Stellung. Er bemüht sich nicht um Informationen. Der „Gazzetta dello Sport“ versicherte er nur: „Petacchi darf fahren.“ Das Hausblatt der Tour, die „L'Équipe“, betitelt ihren Artikel mit „Vorteil Petacchi“ und geht dabei lediglich auf die Chancen des Italieners ein, in Paris das grüne Trikot zu präsentieren.

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