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Schmerz dabei. Tony Martin fährt mit Kahnbeinbruch in der linken Hand.

© dpa

Tour de France: Tony Martin fährt trotz Kahnbeinbruch weiter

Trotz starker Schmerzen möchte Radprofi Tony Martin die Tour de France fortsetzen. Dem heutigen Dienstag blickt er allerdings mit Sorge entgegen.

Tony Martin will nicht aufgeben. Trotz eines Kahnbeinbruchs in der linken Hand, den er sich bei einem Sturz nach nur elf Kilometern der ersten Etappe der Tour de France am Sonntag zugezogen hat, nimmt der 27-Jährige weiter an der großen Rundfahrt teil. Die medizinische Abteilung seines Rennstalls Omega Pharma Quickstep hat ihm dafür eine Spezialmanschette bei einem Orthopäden anfertigen lassen. Sie ist ein Ersatz für einen Gips und bedeckt Hand und Unterarm. „Tony kann die Manschette jederzeit abnehmen“, erklärte das Team. „Er ist beim Schalten, Bremsen und Steuern nicht behindert.“

Die Qualen haben ihm die Ärzte aber nur zum Teil nehmen können. „Das ist eine sehr schmerzhafte Verletzung“, sagte Teamarzt Helge Riepenhof. „Aufgrund der Anti-Doping-Regeln dürfen wir ihm aber nur eingeschränkt Medikamente geben.“ Noch am Sonntag hatte Tony Martin geklagt: „Ich habe jedes Schlagloch in meinem Körper gespürt.“

Die zweite Etappe, die gestern der britische Weltmeister Mark Cavendish im Sprint gewann, absolvierte Martin meist im hinteren Teil des Pelotons. „Die Etappe kam mir entgegen. Es war relativ ruhig“, sagte er nach der Zielankunft in Tournai mit etwas Staub der Landstraße im Gesicht. Bei der Verpflegungsstelle nach 94 Kilometern ging es ihm sogar wieder so gut, dass er in die Kamera lachen und den Daumen der unverletzten Hand hochhalten konnte. Schmerzen hatte er aber dennoch. Und so blickt er dem heutigen Dienstag mit einiger Sorge entgegen: „Es gibt viele Abfahrten. Da muss ich sehr aufpassen.“

Seinen Sturz vom Sonntag hat er schließlich noch genau vor Augen: „Vor mir hat der Südafrikaner Robert Hunter plötzlich das Gleichgewicht, verloren, seine Hände sind vom Lenker gerutscht und er ist gestürzt“, sagte Martin, er habe nicht ausweichen können und sei ebenfalls gestürzt. „Und danach sah meine linke Körperhälfte nicht mehr so aus wie vorher." Die linke Schulter ist geprellt, beim Bruch des Kahnbeins in der linken Hand hatte Martin noch ein wenig Glück, die Bruchstelle hat sich wenigstens nicht verschoben.

Gute Ausgangsbedingungen für sportliche Höchstleistungen sind das trotzdem nicht. Aber Radprofis sind hart im Nehmen. Jens Voigt etwa putzte sich nach einem Horrorsturz bei der Tour de France 2010 nur kurz ab, musterte die Hautfetzen, die der Asphalt von seinem Körper gerissen hatte und setzte sich wieder aufs Rad. Die legendärste – und auch zweifelhafteste – Schmerzverdrängungsleistung aber vollbrachte der US-Amerikaner Tyler Hamilton, der 2003 mit gebrochenem Schlüsselbein eine Pyrenäenetappe nach 87 Kilometer Alleinfahrt gewann und in Paris Vierter der Gesamtwertung wurde. Hamilton bekam den Ehrentitel „King of Pain“ – wurde allerdings wenige Jahre danach wegen Blutdopings aus dem Verkehr gezogen.

Tony Martin will durchhalten. Zumindest bis zum kommenden Montag. „Mein erstes Ziel ist, bis zum nächsten Zeitfahren durchzukommen“, sagte der 27-Jährige. „Ich weiß, es wird nicht einfach und sehr schmerzhaft werden, aber ich will es versuchen.“

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