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Sport: Tour der Klauseln

Bis Freitag wird endgültig entschieden, welche Teams bei der Frankreich-Rundfahrt fahren dürfen – Coast wehrt sich gegen neue Vorwürfe

Berlin. Das Hotel in Gandia ist lange gebucht. Bevor sich die Radprofis vom Team Coast am Mittwoch in einer Woche in der Herzogsstadt südlich von Valencia treffen werden, wo sie sich bereits 2002 auf die Saison vorbereitet hatten, werden sie den Freitag abwarten müssen. Denn dann entscheidet der Radsportweltverband UCI, ob er Coast wieder die Lizenz zum Fahren in der höchsten Klasse geben wird – zum Fahren bei der Tour de France. Coast rechnet nicht mit Problemen, andere machen sie: Ihre ehemaligen Kollegen Mauro Gianetti, Lars Michaelsen und Frank Hoj werfen Coast vor, finanziell unseriös zu arbeiten. Und das, fordern sie, müsste die Einordnung als Mannschaft in die höchste Kategorie für die Tour de France verhindern.

„Alles Quatsch“, sagt Manager Marcel Wüst dazu, bevor er die Vorwürfe des Schweizers und der beiden Dänen gegen Coast kommentiert. Während Gianetti 179 750 Euro als Nachzahlung vom Essener Rennstall fordert, sprachen Michaelsen und Hoj am Montag sogar von Betrug. „Heute traue ich Coast nicht mehr über den Weg“, sagte Hoj. Die Anwälte des Coast-Teams prüfen mittlerweile zivil- und strafrechtliche Schritte gegen Hoj.

„Alles nur Vorwürfe, keine Beweise“, ergänzt Wüst. Und legt nach: „Es wäre schön, wenn man uns verklagen würde. Dann könnten wir konkret reagieren. Aber das wird nicht passieren.“ Der ehemalige Weltklassesprinter aus dem Festina-Team glaubt deshalb auch daran, dass sich der Radsportweltverband von den Drohungen nicht beeindrucken lässt und Coast wieder die höchste Lizenz geben wird. Aus seiner Sicht sind die „Zweijahresverträge mit den Fahren eindeutig“ gewesen. „Dort steht, dass im zweiten Jahr ein Punktsystem, gemessen an den Leistungen, für die Höhe des Gehalts maßgebend sein würde. Die Grenze zum Höchstgehalt sind 200 Punkte gewesen, aber Michaelsen hatte etwa 80, Gianetti um die 150, und bei Hoj weiß ich es nicht genau. Über 200 war er keinesfalls“, sagt Wüst, der zugibt, als Rennfahrer in seinen Verträgen „auch nicht immer alle Klauseln gelesen zu haben“.

Entscheidend dafür wird sein, wie das Urteil von Ernst & Young ausfällt. Diese weltweit tätige Unternehmensberatung steht auch in Diensten der UCI, nimmt für den in Aigle in der Schweiz ansässigen Weltverband die Wirtschaftlichkeits-Prüfung aller Profiteams vor. „Auf dieser Grundlage wird entschieden“, erklärt der Sprecher von Team Telekom, Olaf Ludwig. Nach dessen Aussage spielen dabei Faktoren wie die Bürgschaft von drei Monatsgehältern für alle Team-Angestellten, die Altersversorgung, Unfall- und Krankenversicherung eine Rolle. „Ich glaube nicht, dass dann Forderungen von 2002 entscheidend sein werden“, ergänzt Ludwig, der selbst als deutscher Vertreter zum Professionell Cycling Council der UCI gehört.

Auch zu Jan Ullrich, den ehemaligen Telekom-Star, äußerte sich Ludwig in diesem Zusammenhang. „Es wäre ein Verlust, wenn er nicht in einem Team der höchsten Kategorie fahren könnte. Er zieht die Medien auf sich, und würde er wieder einer deutschen Mannschaft angehören, wäre das besonders gut“, sagte Ludwig – als wisse er schon mehr.

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