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Sport: Trabrennen: Mit Thomas Mann nichts zu tun

Als Thomas Mann 1901 die Buddenbrooks veröffentlichte, konnte der damals 22-Jährige nicht ahnen, dass sein Roman 100 Jahre später fernab seiner Heimat Lübeck in Berlin zu einem Verwechslungsspiel führen wird. Dem Schriftsteller, der für sein Werk 1929 den Nobelpreis erhielt, war wohl nicht einmal geläufig, dass just im selben Jahr in Berlin die Premiere des Buddenbrock-Rennens gelaufen wird.

Als Thomas Mann 1901 die Buddenbrooks veröffentlichte, konnte der damals 22-Jährige nicht ahnen, dass sein Roman 100 Jahre später fernab seiner Heimat Lübeck in Berlin zu einem Verwechslungsspiel führen wird. Dem Schriftsteller, der für sein Werk 1929 den Nobelpreis erhielt, war wohl nicht einmal geläufig, dass just im selben Jahr in Berlin die Premiere des Buddenbrock-Rennens gelaufen wird. Wie schon an der Schreibweise zu erkennen ist, hat jenes Rennen, das am Sonntag auf der Trabrennbahn Mariendorf zum 98. Mal ausgetragen wird, wenig mit der gesellschaftskritischen Abhandlung über die Lübecker Kaufmannsfamilie zu tun. Bei den Buddenbrooks kommen Pferde allenfalls in der für die Jahrhundertwende üblichen Form des allgemeinen Transportes vor. Pferderennen hingegen nicht. Auch wenn sie in das unstete Leben einiger Buddenbrooks passen könnten.

Ganz anders bei einem gewissen Freiherrn von Buddenbrock, der immerhin seine Wurzeln in Schleswig-Holstein hatte. Auch wenn nicht viel über den adligen Namensvetter vom Hofe des Herzog Ernst Günter von Schleswig-Holstein bekannt ist, dann doch so viel, dass er sich für den Trabrennsport einsetzte und 1895 sogar das Deutsche Traber-Derby begründete. Ihm zu Ehren wurde 1901, ein Jahr nach seinem Tod, das Buddenbrock Memorial ins Leben gerufen. 100 Jahre später gehört der so genannte Dreijährigen-Klassiker zu den bedeutendsten Zuchtprüfungen des deutschen Trabrennsports. Er bildet zusammen mit dem Adbell-Toddington-Rennen und dem Derby die dreifache Krone. Nach dem Sieg des dreijährigen Hengstes Oscar Schindler SL beim Adbell-Toddington ist er einziger Kandidat im Rennen um die Krone. Zudem ist er der große Favorit beim Buddenbrock. Hat er doch neben seiner eigenen Klasse noch den Fahrerchampion Heinz Wewering als Steuermann im Sulky. Es spricht also einiges dafür, dass der Hengst des Besitzers Fred Hoven sich auch die bedeutendste Prüfung vor dem Derby sichern wird. Auch wenn diesmal die Konkurrenz in dem mit 80 000 Mark dotierten Rennen stärker sein wird.

Für das Rahmenprogramm des Renntages (Beginn 11 Uhr) hat der Berliner Trabrennverein ein außergewöhnliches Rennen eingebunden. Die Berliner Lohschmidt-Berufsoberschule wird in einer Staffel gegen die Traber antreten. Sollten die Schüler gewinnen, erhalten sie vom Sponsor der Handwerkerinnung Berlin eine Sanitäreinrichtung für ihre Schule. Doch so ganz neu ist dieser Wettbewerb nicht. Schon zur Jahrhundertwende sind Menschen zur Belustigung der Zuschauer gegen Pferde angetreten. Doch davon hat Thomas Mann nie etwas geschrieben.

Ingo Wolff

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