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Sport: Trainer in der Zweiten Liga: "Ich bin doch nicht lebensmüde" - Oberhausens Präsident Schulz über schnelle Trainer-Rauswürfe, Verantwortung und Winfried Schäfer

Gerhard Kleppinger war in dieser Saison beim Zweitligisten Rot-Weiß Oberhausen nur kurz am Ball. Schon nach zwei Spieltagen warf ihn Oberhausens Präsident Hermann Schulz raus.

Gerhard Kleppinger war in dieser Saison beim Zweitligisten Rot-Weiß Oberhausen nur kurz am Ball. Schon nach zwei Spieltagen warf ihn Oberhausens Präsident Hermann Schulz raus. Kleppinger, verkündete der 61-jährige Bauunternehmer, habe kein Konzept gehabt. Insgesamt hat Schulz in seiner 13-jährigen Amtszeit bei Rot-Weiß Oberhausen damit acht Trainer entlassen. Die Tatsache, dass er in der vergangenen Saison die Mannschaft, wie von ihm erwartet, frühzeitig vor dem Abstieg bewahrt hat, nützte Kleppinger nichts. Sein Nachfolger ist jetzt der nicht unumstrittene Dragoslav Stepanovic, der zuvor mehrere Male entlassen worden war.

Drei Zweitliga-Vereine haben bereits nach vier Spieltagen ihre Trainer entlassen. Sie haben als Präsident von Rot-Weiß Oberhausen Gerhard Kleppinger schon nach zwei Spieltage rausgeworfen. Hat der Wahnsinn in der Zweiten Liga mittlerweile Methode?

Angeblich habe ich damit ja einen Weltrekord aufgestellt. Tatsache ist aber, dass er nach einem Jahr und zwei Monaten beurlaubt wurde. Gerhard Kleppinger hatte kein Konzept, ganz einfach.

Er bekam ja gar keine Zeit, sein Konzept reifen zu lassen.

Er war ja schon ein Jahr da, um ein Konzept zu entwickeln.

Präsidenten sagen doch gerne, Trainer würden am Erfolg gemessen. In der vergangenen SaIson hat Kleppinger frühzeitig 42 Punkte erreicht. Damit hatte er erst mal seine Aufgabe erfüllt. Deshalb kommt die Beurlaubung nach zwei Spieltagen so überraschend.

Wir haben in der Rückrunde der vergangenen Saison nur 19 Punkte geholt, wir haben Anfang Februar das letzte Auswärtsspiel gewonnen, wir haben am 14. April das letzte Meisterschaftsspiel gewonnen, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Und in der Hinrunde holten wir Punkte, weil das Team noch das System von Kleppingers Vorgänger Aleksandar Ristic hatte.

Darüber streiten die Beobachter. Noch mal: Der Trainer hat erst mal seine Aufgabe erfüllt. Also hätte er das Recht gehabt, dass man ihm Zeit gegeben hätte.

Mit Ristic wurden wir auch Sechster, das war sensationell. Aber ich muss schauen, wie die elf Monate zuvor waren. Da waren wir neun Monate Tabellenfünfzehnter. Bei Kleppinger war mein Fehler, dass ich im Februar seinen Vertrag verlängert habe. Nach diesem Zeitpunkt haben wir kein Auswärtsspiel mehr gewonnen. Zudem zog er nicht, wie vereinbart, nach Oberhausen. Und dann sagte er noch, er brauche Spieler für eine Viererkette. Wir haben da schon gewarnt, dass auf die Schnelle so eine Viererkette nicht stabil steht. Das System hat auch nicht funktioniert. Und dann sagte er nach dem 0:3 gegen Union, die Hälfte der Mannschaft sei nichts zweitligareif. Da konnte ich ihn nicht mehr halten.

Mit schnellen Trainer-Rauswürfen geben Sie doch den Spielern ein Alibi. Die können so schlecht spielen, wie sie wollen, sie wissen immer, dass der Trainer dafür büßen muss.

Das ist ja nicht richtig. Jeder Trainer muss erst mal schauen, dass er Punkte holt. Er kann nicht einfach sagen: Ihr spielt jetzt so und so. Mancher Profi ist bei solchen Vorgaben überfordert. Sie können einen Mann, der 13 Jahre lang Vorstopper gespielt hat, nicht in eine Viererkette einbinden.

Warum sind Sie denn nicht konsequent und werfen alle raus, die Verantwortung tragen. Manager Rummel war ganz erheblich an der Verpflichtung des maßlos enttäuschenden Liberos Vik Lalic beteiligt. Er hatte Lalic sogar begeistert als "Ringeltäubchen" angekündigt.

Lalic haben Rummel, Kleppinger und ich verpflichtet. Der Trainer hat ihn einmal beobachtet, er hatte eine Kassette, und Manfred Rummel hatte zwei Spiele von ihm gesehen. Alle Beobachter haben gesagt, das ist der Libero schlechthin. Aber dann hat er während der Vorbereitung in Jugoslawien geheiratet. Die Frau konnte wegen Visumproblemen aber nicht nach Deutschland kommen. Da war er natürlich im Kopf nicht frei. Aber um ihn und seinen Fall hat sich keiner gekümmert, das werfe ich allen vor.

Rummel ist aber auch mitverantwortlich für den Fehleinkauf Jens Scharping vom FC. St Pauli.

Rolf Rüßmann, damals noch Manager von Mönchengladbach, hatte uns gesagt, er denke auch über eine Verpflichtung von Scharping nach. Scharping ist kein schlechter Spieler. Aber dann ging in kürzester Zeit seine Ehe kaputt, und der Junge drehte durch. Er lieferte nur noch Krankenscheine ab, dagegen kann man nichts machen. Der Manager kann doch nichts dafür, dass die Frau nicht nach Oberhausen zieht. Und auch nicht, dass Scharping dann plötzlich 14 Tage verschwunden ist, weil er in Hamburg seine Frau suchte. Als das Theater dann weiterging, haben wir ihn fristlos entlassen.

Aber man muss doch nur Ihren Manager zitieren. Manfred Rummel erklärte, ein Trainer müsse von heute auf morgen Erfolg haben. Er persönlich bedauere das. Im Klartext: Ein Trainer hat keine Zeit mehr zum vernünftigen Arbeiten.

Er meinte doch, dass ein Trainer den Erfolg haben muss, den man erwarten kann. Der muss nicht von heute auf morgen Meister werden. Aber es geht doch um etwas ganz anderes: Im Fall Kleppinger hat ein Trainer seinen Spielern bescheinigt, dass sie nur wenig taugen. Wie soll denn so ein Mann die Spieler noch motivieren können?

Vielleicht wollte er sie einfach provozieren. Weshalb brauchen denn hoch bezahlte Profis ständig ein Kindermädchen, das ihnen den Kopf streichelt?

Das sehe ich anders. Wenn Carsten Baumann Chef einer Viererkette wird, ist das schon provozierend. Baumann spielt seit 13 Jahren Vorstopper, in der Viererkette ist der überfordert.

Was gibt Ihnen eigentlich die Hoffnung, dass zu einem Verein wie Rot-Weiß Oberhausen angesehene Trainer kommen. Die wissen doch, dass sie hier im Zweifelsfall nach dem zweiten Spieltag rausfliegen? Da bekommen Sie doch nur doch nur imageschädigte Leute wie Winfried Schäfer.

Wir in Oberhausen dürfen uns nicht einbilden, dass Trainer in Scharen hierher drängen, selbst wenn sie hier fünf Jahre bleiben dürften. Die Frage ist doch, welche Trainer sind auf dem Markt. Der Mann muss zur Mannschaft passen. Ich gehe mal davon aus, dass 60 Prozent der Trainer sich untereinander unterhalten. Da wird der Kleppinger auch sagen, was hier los ist. Dass der Schulz nicht in die Mannschaftsaufstellung eingreift und im Hotel noch nicht mal bei der Spielersitzung dabei ist. Am Montag oder am Dienstag setzen wir uns mal zusammen. Da wird er nicht Schlechtes sagen können. Und wenn wir über die sechs Beurlaubungen reden, die es bei uns in den letzten zehn Jahren gab, ist jede einzelne erklärbar und auch nachvollziehbar. Winfried Schäfer im Übrigen hätte ich nie geholt. Jeder kennt das Theater um seine Person. Ich bin nicht lebensmüde, ich führe kein Selbstmordkommando.

Jetzt haben Sie den ebenfalls umstrittenen Dragoslav Stepanovic. Solche Leute bekommen Sie jetzt.

Glauben Sie, wir hätten nicht auch noch mit anderen Leuten gesprochen? Aber aufgrund unserer Gespräche kamen wir zur Überzeugung, dass er der Richtige ist.

Wie gesagt, wenn Stepanovic der beste Kandidat ist, dann kann der Rest ja nicht viel darstellen. Wie viel Zeit bekommt denn Stepanovic?

Sein Vertrag läuft bis Juni 2003. Ob er den erfüllen wird, weiß ich nicht.

Der zuletzt in Hannover entlassene Trainer Horst Ehrmantraut sagt: "Die Hoffnung auf ein ruhiges Arbeitsfeld habe ich aufgegeben. In der Zweiten Liga herrscht ein überhöhtes Anspruchsdenken." Da hat er doch Recht.

Das ist bestimmt so. Das kann ich nicht abstreiten. In der Zweiten Liga hat man zwei Gründe, weshalb der Druck so hoch ist. Sie haben mehrjährige Verträge mit den Spielern. Der Verein hat, sagen wir, rund zehn Millionen Mark Personalkosten. Sieben bekommen Sie vom Fernsehen. Wenn Sie abstürzen, bekommen Sie noch 600 000 Mark, haben aber weiterhin noch horrende Personalkosten. Also sind Sie tot.

Wären Sie denn unter einem Präsidenten Schulz gerne Trainer?

Ich habe mal gesagt, ich möchte in einem Verein drei Dinge nicht machen: Vorsitzender der Jugendabteilung, Schiedsrichter, und ich möchte kein Trainer werden. Aber der Trainer ist wenigstens der bestbezahlte Angestellte.

Aber auch der Mann, der am ungerechtesten behandelt wird.

Deshalb ist er ja auch der bestbezahlte.

Drei Zweitliga-Vereine haben bereits nach vier Spi

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