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Der Motivator. Uwe Krupp wird von seinen Spielern respektiert.

© imago

Trainer Uwe Krupp bei den Eisbären Berlin: Vorsichtiger Beobachter

Eisbären-Trainer Uwe Krupp plant bereits für die nächste Saison. Der Kölner kann motivieren wie nur ganz wenige andere deutsche Trainer - bei den Eisbären aber hat das noch nicht gereicht.

Vor ein paar Jahren saß Uwe Krupp im Bundesministerium des Innern und sollte als Bundestrainer über die Chancen der Nationalmannschaft bei der Eishockey-Weltmeisterschaft 2010 referieren. Die Pressekonferenz zur Heim-WM drohte ins Clowneske abzukippen, zumal der damalige Innenminister nicht so recht wusste, wo er die Veranstaltung einordnen sollte. Natürlich, das war Wolfgang Schäuble klar, war die deutsche Mannschaft kein Kandidat für den Titel. Aus seiner Unsicherheit verwies Schäuble auf seinen Nachbarn auf dem Podium: „Sie müssen es wissen, sie haben ja schon NHL gespielt.“ Und Uwe Krupp ließ sich nicht lang bitten. Eine Prise Pathos, ein wenig zuversichtlicher Stolz und fertig waren die Sätze: „Ich weiß, dass wir nicht die beste Mannschaft sind. Aber ich kann versprechen, dass jeder Spieler, der den Adler auf der Brust trägt, alles geben wird, damit die WM für uns ein großer Erfolg wird. Und es wird so kommen.“ Anderthalb Jahre später führte Krupp seine Mannschaft ins WM-Halbfinale.

Dieser Erfolg liegt fast fünf Jahre zurück, sein Zustandekommen sagt aber viel über Uwe Krupp. Motivieren kann der gebürtige Kölner sein Spielerpersonal wie nur wenige deutsche Trainer im Eishockey. Schon weil ihm die Spieler zuhören wollen, mehr Respekt vor dem Mann haben als vor einem der vielen ausländischen Trainer in der deutschen Liga, dessen Geschichte sie nicht kennen. Bei Krupp ist alles klar: Er ist der erste deutsche Spieler, der den Titel in der National Hockey-League (NHL) gewonnen hat. Krupp hat 810 Mal in der NHL gespielt und gilt als bester deutscher Verteidiger aller Zeiten. Franz Reindl hat als Sportdirektor beim Deutschen Eishockey-Bund einmal gesagt: „Wenn Uwe Krupp die Kabine betritt, bebt der Boden.“

Noch sind die Eisbären nicht voll auf Kurs

Ganz so heftig mögen die Erschütterungen im Umkleideraum inzwischen nicht mehr sein, denn die Vita des Trainers Krupp hat auch einen kleinen Bruch, da seine Zeit bei den Kölner Haien am Ende nicht glücklich war. Aber sein Personal respektiere ihn sehr, sagt Jens Baxmann, aktuell einer von Krupps Verteidigern bei den Eisbären Berlin. Baxmann sagt: „Wir Spieler wissen eben, dass er etwas erreicht hat, das wir wohl nie erreichen werden. Das schätzen wir.“

Doch allein das hat bei den Eisbären noch nicht gereicht, um die unter Krupps Vorgänger Jeff Tomlinson schlingernde Mannschaft auf Kurs zu bringen. Die Anfangsphase unter Krupp war gut, da haben die Motivationskünste des Trainers und der Wille bei den Spielern sich in der neuen Konstellation zu beweisen, entscheidend mitgespielt. Doch nun, sieben Spieltage vor Ende der Hauptrunde in der Deutschen Eishockey-Liga, sieht die Welt bei den Eisbären schon fast wieder so aus, wie sie unter Tomlinson meist aussah: Das 2:4 in Wolfsburg am Sonntag war die vierte Niederlage in Serie. Vom sechsten Platz und der sicheren Qualifikation für die Play-offs sind die Berliner vier Punkte entfernt. Es scheint so, als könne auch der inzwischen 49 Jahre alte neue Trainer die Mannschaft nicht besser machen als sie ist: Krupp hat junge Spieler – wie etwa die Verteidiger Henry Haase und Jonas Müller – die noch Zeit zur Entwicklung brauchen und er hat reifere Profis, die über den Höhepunkt ihrer Karrieren klar hinaus sind – gnädig geschätzt rund ein Viertel der Mannschaft.

Krupp wird den Kader nach der Saison umkrempeln

Wenn die Eisbären die aktuelle Saison um jeden Preis hätten retten wollen, wäre in puncto Spielertransfers einiges möglich gewesen. Doch prominente Profis wie Marcel Müller, Yared Hagos (beide Krefeld) oder Tyler Scofield (Wolfsburg) spielen nun anderswo – sie hätten auch nicht in das Konzept von Krupp bei den Eisbären gepasst. In den ersten eineinhalb Monaten seiner Zeit in Berlin wirkte der Trainer, der wie „ein Verrückter arbeitet“ (Manager Peter John Lee), eher noch wie ein vorsichtiger Beobachter der Gemengelage bei den Eisbären. Hinter halbvorgehaltener Hand hat er gesagt, dass in Berlin – anders als in Köln – Eishockeyfachleute im Management arbeiten würden. Und er wird das Verständnis dieser Eishockeyversteher um Peter John Lee und den Sportlichen Leiter Stefan Ustorf für seinen Reformkurs auf seiner Seite haben müssen: Denn sicher ist, dass Krupp nach der Saison im Kader ordentlich umkrempeln wird, um dann eine Mannschaft nach seinem Gusto zu entwickeln. So wie einst beim Nationalteam und dann bei den Kölner Haien.

Was nicht heißt, dass Uwe Krupp die Saison, die für sein Team wegen der Nationalmannschaftspause am 13. Februar mit dem Heimspiel gegen Augsburg weitergeht, abschreibt: „Wenn wir in die Play-offs kommen, werden wir für jeden Gegner eine Gefahr darstellen.“ Es ist sicher auch der Versuch, das Selbstbewusstsein des Teams oder den eigenen Glauben an das Team zu stärken. Und das kann Uwe Krupp.

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