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Transfers im Fußball: Jonglieren mit Millionen

Es ist der bislang teuerste Spielerwechsel in der Bundesliga: Für 40 Millionen Euro kommt Javier Martinez von Athletic Bilbao zu Bayern München. Wie funktioniert eigentlich dieser Transfermarkt?

Einen Markt gemäß der wirtschaftswissenschaftlichen Definition gibt es im internationalen Fußball gar nicht mehr. Bis zum Beginn des dritten Jahrtausends hatte das ganz gut funktioniert mit den Mechanismen von Angebot und Nachfrage und Kaufkraft. Ganz oben spielten die Klubs, die über den Wert ihrer Marke die höchsten Erträge erzielten.

Dieses urkapitalistische Gleichgewicht ist ein wenig außer Kontrolle geraten, seitdem schwerreiche Fans aus dem Nahen und Mittleren Osten den Fußballplatz als Spielwiese für sich entdeckt haben. Das begann vor bald zehn Jahren, als der russische Milliardär Roman Abramowitsch den FC Chelsea aufkaufte. Mit seinen im Ölgeschäft erwirtschafteten Milliarden machte der Russe aus einem bankrotten Londoner Traditionsklub den aktuellen Champions-League-Sieger. In der englischen Premier League geht kaum noch etwas ohne das Geld und den Einfluss ausländischer Investoren. Dass Manchester City, der kleine Nachbar von Manchester United, in dieser Saison nach 44 Jahren wieder mal Meister wurde, war nur durch die keineswegs auf dem freien Markt erwirtschafteten Zuwendungen aus Abu Dhabi möglich. Das Investorenkollektiv aus dem Scheichtum hat seit 2008 geschätzt eine Milliarde Euro in den Klub gepumpt.

Vor diesem Hintergrund ist der 40 Millionen Euro schwere Transfer des Spaniers Javier Martinez zum FC Bayern auf dem europäischen Markt nur eine Randnotiz. Seine Besonderheit erhält der Rekordtransfer der Bundesliga allein dadurch, dass die Münchner Martinez’ Ablösesumme nicht geschenkt bekamen, sondern selbst erwirtschaftet haben. Anders als in der Premier League erlaubt die Bundesliga über die sogenannte 50+1-Regel nicht den Erwerb einer Aktien- oder Stimmenmehrheit der jeweiligen Klubs. Damit sind deutsche Klubs für ausländische Großinvestoren uninteressant, weil sie nicht über die Vereinspolitik bestimmen können. Die Klubs sichern sich damit gegen die Launen der fremden Geldgeber ab. Gerade erst ist in Spanien ein Experiment gescheitert. Der FC Malaga hat sich zwar für die Champions League qualifiziert, steht aber nach dem Ausstieg des arabischen Investors vor der Pleite.

Die spanischen Großklubs FC Barcelona und Real Madrid funktionieren – auch dank staatlicher Zuwendungen – so gut, dass sie sich dem Zugriff klubfremder Mächte bisher entziehen konnten. In Spanien ist der Preis, für den ein Spieler vorzeitig aus seinem Vertrag aussteigen kann, oftmals festgeschrieben. Vor allem Real Madrid und FC Barcelona wollen sich auf diese Weise gegen hartnäckige Abwerbeversuche anderer finanzkräftiger Klubs absichern. Beim FC Barcelona sind alle Spieler, die aus der Jugendakademie hervorgingen, nur für astronomische Summen zu haben. Sergio Busquets darf zum Beispiel nur ab einer Offerte von 150 Millionen Euro wechseln, Andres Iniesta ab 200 Millionen und Lionel Messi ab 250 Millionen.

Michel Platini, der französische Präsident des Europäischen Fußballverbandes (Uefa), hatte sich zur Regulierung des vogelfreien Wettbewerbs ein Gegenmittel ausgedacht: das Financial Fair Play, nach dem jeder Klub nur so viel ausgeben darf, wie er auch erwirtschaftet. Wie das Ganze funktionieren soll, weiß im Augenblick noch niemand, da die alimentierten Großklubs weiterhin Geld nach Belieben ausgeben. Der FC Chelsea hat seine Mannschaft zu dieser Saison mit Ablösesummen von knapp 100 Millionen Euro verstärkt. Genauso viel hat der vorher weitgehend bedeutungslose Klub Paris St. Germain investiert.

Und die Uefa? Hat die für 2013 geplante Einführung des Financial Fairplay einstweilen auf 2015 verschoben.

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