zum Hauptinhalt
Von Rotenburg über Valencia (Foto) nach London. Shkodran Mustafi kommt viel rum - das freut auch seinen Heimatverein.

© dpa

Transferschluss im Profi-Fußball: Der Tag der Marktschreier

Der so genannte Deadline-Day wird mittlerweile zum sportlichen Großereignis hochgejazzt. Dabei ist das Geschachere im Profi-Fußball ein Geschäft mit Nebeneffekt. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Dominik Bardow

Der Tag des Transferschlusses ist der Tag der Marktschreier: Sonderangebot, Superschnäppchen! Die Vereine greifen gierig zu und die Fans fiebern an den Transfertickern mit.

Es sind aber oft die kleinen Meldungen, die nachdenklich stimmen: Der SV 1914 Rotenburg an der Fulda kassiert mit an den 41 Millionen Euro Ablöse für Shkodran Mustafi. Weil der Nationalspieler als 14-Jähriger in Hessen spielte, erhält der Kreisoberligist 200.000 Euro.

Und Bayern München soll Liga-Konkurrent Werder Bremen fünf bis sechs Millionen Euro Ablöse für Serge Gnabry vorstrecken, behauptet zumindest „Kicker.de“. In einem Jahr könne Bayern den 21-Jährigen zu sich holen, falls er sich gut entwickelt. Werder bestreitet das vehement.

Doch die Geschichte klingt so abwegig nicht. Reiche Vereine wie Bayern oder die englischen Erstligisten verpflichten seit einiger Zeit mehr Profis, als sie für ihren aktuellen Kader benötigen. Die Rekordablösen in diesem Sommer zahlten im wesentlich einige wenige Klubs. Viele der Neuzugänge tragen dabei am Ende nie das Trikot ihres neuen Vereins, sondern werden gleich weiterverliehen, oft über Jahre und an verschiedene Klubs. Die wenigsten kehren von dieser Tournee als Stars zurück.

Wenn Großklubs als heimliche Kreditgeber auftreten, zeigt das, wie weit die Schere auseinander geht

Der Handel mit Transferrechten hat sich zum lukrativen Nebenerwerb entwickelt: eine Art Aktienhandel mit Ablösesummen, für Großklubs, die zu viel Geld haben, um es nur in einen einzigen Profikader anzulegen. Einige Spieler kaufen sie nur, damit kein Konkurrent sie bekommt.

Wenn Großklubs nun als heimliche Kreditgeber auftreten, zeigt das, wie weit die Schere auseinander geht. Denn viele Vereine haben kaum noch Geld für Ablösesummen, selbst in der Bundesliga. Ist ein Klub wie Bremen, vor zehn Jahren sportlich auf Augenhöhe mit Bayern, nun auf Almosen angewiesen? Ein verstecktes Darlehen hilft aber kaum, von Wertzuwächsen profitiert ja nur der eigentliche Eigentümer. Wenn der wiederum Spieler an ausgesuchte Konkurrenten delegiert, wirkt das wie Wettbewerbsverzerrung. Die Großklubs halten sich Farmteams, wie im US-Sport, nur in derselben Liga.

Die Termingeschäfte mit Talenten beginnen längst im Jugendbereich. Irgendwann erhält kein Kreisligist mehr Ausbildungsentschädigung, weil alle 14-Jährigen schon Bayern oder Arsenal gehören.

Die Reichen werden so nur reicher. Doch wenn in der Bundesliga irgendwann Münchens A-Kader gegen Bayerns B- und C-Profis spielt, dann braucht es gar keinen Transfermarkt mehr. Dann geben die Kapitaleigner nur bekannt, welcher ihrer Spieler künftig wann, wo und wie spielt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false