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Sport: Trapattonis Einsicht

Mit Soldo spielt Stuttgart bei Werder Bremen 1:1

Der Dolmetscher war ein wenig lädiert. Ein dickes Pflaster klebte über dem rechten Auge. Insgeheim stellten sich die Zuhörer vor, wie Giovanni Trapattoni den jungen Mann im Zuge gestenreicher Erklärungen getroffen hatte. Auch sonst musste der Übersetzer im Bremer Weserstadion Schwerstarbeit verrichten. Stuttgarts Trainer Trapattoni hatte nämlich eine Menge zu sagen nach diesem 1:1, das der VfB beim ChampionsLeague- Klub Werder Bremen errungen hatte.

Zum Beispiel das Thema Zvonimir Soldo, das in den vergangenen Tagen das Fußball-Publikum beschäftigt hatte. Die zuletzt verbannte Führungsfigur des VfB marschierte bei Anpfiff doch tatsächlich aufs Feld, anstatt zur Bank. Hinterher wusste man, warum. Auf keinen Fall hatten die Stuttgarter dieses Spiel verlieren wollen, und deswegen ist für den Moment das ganze Reformieren ausgesetzt worden. Der VfB spielte mit dem alten Defensiv-Fuchs Soldo und mit nur einem Stürmer (Jon Dahl Tomasson). „Heute hat die Mannschaft gezeigt, dass sie Soldo noch braucht“, sagte Trapattoni. Und gleich danach sagte er noch, dass er weiterhin neue Straßen begehen möchte, aber „in naher Zukunft“ Soldo einsetzen werde. Trapattoni ist also fortan ein gemäßigter Reformer.

Beinahe wäre die zurückgekehrte Vaterfigur Soldo sogar zum Matchwinner geworden. Werder-Verteidiger Owomoyela konnte seinen Kopfball gerade noch auf der Linie abwehren, ein zweiter Kopfball fiel auf die Latte des Bremer Tores. Das war zwar Pech, aber insgesamt stand die Stuttgarter Mission im Weserstadion unter einem sehr glücklichen Stern. Fünf Minuten vor der Halbzeit ging Werder durch einen Kopfball von Ivan Klasnic mit 1:0 in Führung. Und als nach der Pause die Stuttgarter auf nachlassende Kräfte der Bremer hofften, denen das Europapokalspiel von Mittwoch in den Beinen steckte, drehte Werder richtig auf. In einem Spiel, das immer besser wurde und bei dem am Ende nur das Resultat noch langweilig war, ergaben sich für Klose, Klasnic und Baumann vorzügliche Chancen, die VfB-Torhüter Hildebrand jedoch vereitelte.

So durften sich die Kollegen bei Soldo, bei Hildebrand und bei Tomasson bedanken. Der dänische Angreifer nutzte es in der 50. Minute aus, dass Werder-Kapitän Frank Baumann im Mittelfeld den Ball verlor, und vollendete den perfekten Konterangriff zum 1:1-Ausgleich. Frank Baumann ärgerte sich anschließend. Nicht alle Kapitäne durften an diesem Nachmittag so zufrieden sein wie Zvonimir Soldo.

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