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Sport: Treffen statt topfen

Julian Schieber schießt Stuttgart aus der Krise

Bei jungen Torschützen geht es schnell mit großen Vergleichen. Der eine wirkt plötzlich wie ein zweiter Gerd Müller, ein anderer wie Uwe Seeler. Julian Schieber wird beim VfB Stuttgart zum legitimen Nachfolger von Mario Gomez, der für 35 Millionen zu Bayern München wechselte. Ganz so schnell geht es in Wirklichkeit nicht, aber in der Frankfurter Arena konnte jeder sehen, warum Hoffenheims Trainer Ralf Rangnick diesen jungen Mann ein paar Mal nach Hoffenheim locken wollte.

Vier Tage vor dem Champions-LeagueAuftritt beim Rumänischen Meister Unirea Urziceni erledigte er einen heiklen Job mit erstaunlicher Nervenstärke: Er schoss den kränkelnden VfB Stuttgart beim 3:0 in Frankfurt mit zwei Toren fast allein aus der Krise. „Er ist ein kleiner Diamant“, sagt der Stuttgarter Manager Horst Heldt. „Und er erinnert schon an den jungen Mario Gomez, weil er wie der Athletik besitzt und Zug zum Tor hat. Er hat eine ähnliche Einstellung wie Mario“. Man solle ihn dennoch nicht als Gomez-Nachfolger feiern. „Er ist erst 20 Jahre alt“, sagt Heldt.

Dass der Frankfurter Torwart Nikolov und seine Abwehr kräftig halfen, muss erwähnt werden. Schieber aber war zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort, wie man das von Stürmern erwartet. Stuttgarts Teamchef Markus Babbel lief später auf den Rasen, um sich zu bedanken. Cacau und Pawel Pogrebnjak draußen zu lassen, war ein Risiko. Nach dem Spiel aber stand Babbel als Sieger da. „Manche denken, ich sei dumm“, sagte er. „Aber ich mache kein Harakiri, sondern ich habe gesehen, dass Cacau und Pawel Pogrebniak müde waren. Hier habe ich frische und schnelle Stürmer gebraucht.“

Julian Schiebers Einsatz war für den VfB an diesem Tag genau die entscheidende Strategie. Nun aber hat man in der „Baumschule Schieber“ in Weissach im Tal, 30 Kilometer von Stuttgart entfernt, ein kleines Problem. Schieber junior fällt in Zukunft als Arbeitskraft wohl aus, das Dienstauto, einen kleinen Smart mit dem Aufdruck „Baumschule Schieber“, darf er trotzdem weiter benutzen. Auf den Ausfall war Vater Schieber aber gut vorbereitet. Vor der Saison hatte Markus Babbel dem Nachwuchsstürmer eröffnet, er gehöre zu vier gleichwertigen Angreifern im Profikader. In der Baumschule änderte man nun die Dienstpläne. In der Spalte des gebürtigen Backnangers Julian Schieber steht jetzt „Tore schießen“ statt „umtopfen“.

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