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Sport: Treffpunkt Krankenhaus

Boxweltmeister Witali Klitschko verprügelte Danny Williams so hart, dass ihm die Hände schmerzten

Statt zur Pressekonferenz im Islander Ballroom trafen sich Witali Klitschko und Danny Williams im Valley Hospital wieder. Dem Champion schmerzten beide Fäuste, dem Herausforderer brummte der Schädel. So hart hatte der Boxweltmeister im Schwergewicht acht Runden lang draufgehauen. Klitschko ließ seine dick angeschwollenen Hände röntgen. Williams steckte seinen malträtierten Schädel zur Computertomographie in die Röhre. Nichts gebrochen, aber schwere Prellungen, lautete die Diagnose beim Weltmeister. „Schon nach der ersten Runde hat Witali über Schmerzen in beiden Händen geklagt“, berichtete Trainer Fritz Sdunek. Mit Schutzverbänden an beiden Händen erschien der Sieger nachts zur Party im Border Grill des Mandalay Bay Hotels.

Ob der übel zugerichtete Kopf des Briten – beide Augen fast zugeschwollen – Schaden genommen hat, wurde in der Nacht nicht mehr bekannt. Williams’ erstaunliche Feststellung im Fernseh-Interview noch im Ring, „Witali hat nicht so hart geschlagen wie Mike Tyson“, lässt allerdings auf das Durcheinander in seinem Kopf schließen. Gegen den einst schrecklichsten Hauer des Schwergewichts hatte der brave Brite vor seinem sensationellen K.-o.-Sieg (4.Runde) kein Knie gebeugt.

Klitschkos Titelverteidigung im Mandalay Bay Event Center von Las Vegas war ein ebenso einseitiger wie brutaler Kampf. Klitschko verprügelte Williams nach Strich und Faden. Dreimal schlug der WBC-Weltmeister den Tyson-Bezwinger zu Boden, in der ersten, dritten und siebten Runde, ehe Ringrichter Jay Nady mit dem vierten Niederschlag, nach 1:26 Minuten in der achten Runde, den Kampf beendete. Nach dem finalen Schlag stand Williams zwar mühsam wieder auf, war aber sichtlich dankbar, dass ihn der Ringrichter erlöste. Klitschko warf Kusshände in die Luft. Konfetti in Orange (die Farbe der Opposition im Machtkampf in der Ukraine) rieselte auf den Ring herab.

Vom ersten Schlagwechsel an hatte der 31-jährige Engländer dem 2,02-Meter-Hünen aus Kiew nichts als bewundernswerten Mut entgegengesetzt. „Er hat ein eisernes Kinn und ein großes Herz“, sagte Klitschko anerkennend. Eine Chance aber hatte Williams in keiner Minute gegen die überlegene Reichweite des Ukrainers. Mag Klitschkos Stil auch etwas roboterhaft wirken, sein Auftritt war dominant. Der 33-Jährige überstürzte nichts, sondern zermürbte systematisch seinen verzweifelt angreifenden, aber hoffnungslos unterlegenen Gegner. „Witali hat intelligent geboxt“, sagte sein Vorgänger Lennox Lewis. „Er ist mein würdiger Nachfolger und der Beste von allen.“ Don King, der mächtige Promoter, mäkelte hingegen mit seiner metallischen Stimme: „Klitschko hat gegen einen Kerl gekämpft, der nicht zurückschlug, und konnte ihn dennoch nicht mit einem Schlag erledigen. Nach dem, was ich heute gesehen habe, schlägt ihn Rahman k.o.“ Hasim Rahman ist der offizielle Herausforderer des WBC, gegen den Klitschko bis Juni 2005 zur Pflichtverteidigung antreten muss. Bis März hat Klitschko Zeit zu einer freiwilligen Titelverteidigung. Die ist, so Promoter Wilfried Sauerland, in München geplant.

Natürlich galten Klitschkos erste Worte der politischen Situation in seiner Heimat. „Ich bin sehr stolz und möchte allen Menschen danken, die in der Ukraine für Demokratie und für die Zukunft unserer Kinder kämpfen.“ Der Champion hatte zum Zeichen seiner Verbundenheit mit Oppositionsführer Juschtschenko ein orangefarbenes Seidentuch an seine schwarze Hose geheftet. Die Betreuer in seiner Ecke, Trainer Fritz Sdunek und Bruder Wladimir, trugen orange Baseballkappen. „Es war nicht nur ein Sieg für mich“, sagte Witali Klitschko bewegt, „sondern ein Sieg für die Demokratie in der Ukraine.“

Hartmut Scherzer[Las Vegas]

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