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Sport: Tritte gegen die streikenden Riesen

Spielerprotest: Chaos in Griechenlands Basketball

Berlin - Auf der einen Seite die streikbrechenden Stars, auf der anderen die ausländischen Profis, in der Mitte die protestierenden Griechen. Am Sonnabend traten vor der Partie zwischen Paok Saloniki und Meister Panathinaikos Athen die Fronten, die den Basketball in Griechenland zurzeit teilen, überdeutlich zu Tage. Wegen ausstehender Gehälter und ungeklärter Versicherungsfragen streikten am ersten Spieltag der Liga die einheimischen Spieler. Panathinaikos trat allerdings in voller Besetzung an – der Klub bezahlt sein Weltklasseteam pünktlich und reichlich. Für Paok liefen nur fünf Ausländer auf, denen ein Betreuer beim Aufwärmen die Bälle zupassen musste. Die griechischen Profis des Klubs versuchten währenddessen, das Spiel mit einer Blockade im Mittelkreis zu verhindern. Wie in einem Internetvideo zu sehen ist, gelang es erst der Polizei, die Streikenden vom Feld zu eskortieren. Fast alle Spiele des ersten Spieltags der Liga wurden nur von ausländischen Profis und Nachwuchsspielern bestritten.

Vor der Partie AEK Athen gegen Ikaros Kallithea gab es sogar eine Sitzblockade der Spieler, die von behelmten, gepanzerten und mit Schilden bewaffneten Polizisten gewaltsam aufgelöst wurde. „Wir wurden von der Polizei bedrängt und getreten, dann sind wir freiwillig vom Feld gegangen“, sagte Nikos Spanos, Generalsekretär der Spielergewerkschaft PSAK, dem Tagesspiegel. Neben der chronisch schlechten Zahlungsmoral der Klubs geht es laut Spanos bei dem Streik auch darum, die Vereine zu zwingen, Sozialabgaben zu bezahlen – in der zweiten Liga A2 gebe es sogar weder Krankenversicherungen noch Rentenansprüche. Es sei Spielern zudem verboten, während der Saison innerhalb Griechenlands zu wechseln – selbst wenn sie schon lange kein Geld mehr bekommen hätten. „Und die Sportgerichte, die diese Fälle entscheiden, brauchen neun Monate dafür“, sagt Spanos. „So verliert man eine ganze Saison.“

Der ehemalige deutsche Nationalspieler und Alba-Profi Stephen Arigbabu, der mit Spanos früher in Larissa spielte, kennt diese Forderungen seit langem. „Es ist schon immer so gewesen, dass viel versprochen wird, aber nichts eingehalten“, sagt der 38-Jährige, der insgesamt acht Jahre in Griechenland spielte, zuletzt für Maroussi Athen. „Das Dilemma ist, dass es mit Panathinaikos und Olympiakos zwei Klubs gibt, bei denen Geld keine Rolle spielt“, sagt Arigbabu. Beide Vereine traten am Wochenende in Vollbesetzung an. „Das schwächt den Protest natürlich“, sagt Arigbabu. Spanos sagt, die Profis der Topteams seien von ihren Klubs gezwungen worden zu spielen: „Auch diese Spieler unterstützen den Streik, aber sie haben sich bedroht gefühlt.“ Die Liga soll hohe Geldstrafen angedroht haben – und damit, laufende Verträge aufzulösen.

Eines ist für Spanos klar: „Wir brauchen gesetzliche Regelungen.“ Am Mittwoch wird sich die PSAK mit dem griechischen Sportminister treffen, dann will man entscheiden, ob weiter gestreikt wird. An diesem Wochenende herrschte noch das Chaos. Die Partie zwischen Iraklis Saloniki und Panellinios Athen wurde ohne Zuschauer ausgetragen, weil die Atmosphäre der Polizei zu heikel war. Zuvor war Panellinios’ Profi Derrick Byars – in der vorigen Saison noch bei Alba Berlin beschäftigt – mit Fans aneinandergeraten.

Der zur Farce gewordene Klassiker zwischen Paok und Panathinaikos endete überdeutlich 108:61 für den Meister.

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