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Sport: Trocken zum Sieg

Biathlon: Henkel nimmt Neuner beide WM-Titel ab

Den Zuschauern in der Östersunder Biathlon-Arena muss das Verfolgungsrennen der Frauen wie eine Endlosschleife vorgekommen sein. Eine halbstündige Aufführung in vier Akten – und am Höhepunkt eines jeden Aktes der Schießeinlage bot sich stets dasselbe Bild: Eine kleine Frau mit roter Mütze und gelbem Trikot rutschte als Erste und allein auf weiter Flur vor den Schießstand Nummer eins, räumte die fünf Scheiben jeweils mit atemraubender Präzision ab. Und erst, als Andrea Henkel ihr Gewehr nach getaner Arbeit wieder auf den Buckel schnallte, kam eine ihrer russischen Konkurrentinnen dahergefahren.

Bundestrainer Uwe Müssiggang beobachtete die frustrierende Hetzjagd der beiden Russinnen recht entspannt hinter seinem Fernrohr und zollte der 30-jährigen Weltmeisterin nachher „höchsten Respekt“. Denn Henkel, nach ihrem WM-Titel im Sprint vom Samstag mit 13 Sekunden Vorsprung ins Rennen gegangen, erwies sich als würdige Trägerin des gelben Trikots der Weltcup-Führenden. Müssiggang: „Da kam ihr sicher ihre große Erfahrung zugute.“

Eine Routine, mit der sich die Sportsoldatin aus Großbreitenbach von Magdalena Neuner abhob. Im Vorjahr hatte Neuner bei ihrem WM-Debüt sensationell die Einzeltitel im Sprint und in der Verfolgung gewonnen, nun wurde sie von ihrer neun Jahre älteren Teamkollegin in beiden Disziplinen entthront. An ihrem 21. Geburtstag wurde Neuner im Sprint nur 17. – und die Freude, dass daraus gestern in der Verfolgung noch Rang sechs wurde, hielt sich hörbar in Grenzen. „Es macht keinen Spaß, immer wieder zu erzählen, woran es lag – weil ich nie eine Antwort darauf habe“, sagte sie ungewohnt patzig. Ihre nächste Hoffnung legt Neuner darauf, dass Müssiggang sie neben der gesetzten Sabrina Buchholz für die Mixed-Staffel nominiert. „Man merkt, dass sie Wettkämpfe braucht“, sagte Müssiggang.

Je mehr Wettkämpfe, umso besser. Vorerst aber muss sie sich nach ihrem Aufstieg im vergangenen Winter zur Abwechslung in Geduld üben. „Sie braucht Zeit, um wieder locker zu werden“, sagte der Bundestrainer, der froh darüber war, dass Neuner in der Verfolgung nicht so überdreht war wie am Vortag. „Sie hat sich heute etwas getraut und ihre Hemmschwelle ein bisschen überwunden“, sagte Müssiggang.

Ganz andere Sorgen hatte Andrea Henkel. Die Titelträgerin gab einen kleinen Einblick in ihre Siegesfeiern mit der Kollegin Martina Glagow. „Am Samstag“, berichtete die Weltmeisterin gestern, „haben wir ein bisschen getrunken. Und heute werden wir noch ein bisschen mehr trinken.“

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