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Pierre Pagé wird noch nicht von all seinen Spielern in München richtig verstanden.

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Eisbären-Gegner RB München: Trotz Pierre Pagé: Das teure Eishockeyprojekt holpert noch

Pierre Pagé hat mit den Eisbären zwei Meisterschaften in der Deutschen Eishockey-Liga gewonnen. Nun strebt er mit Hilfe von Red Bull in München ähnliche Erfolge an. Das es bisher noch nicht läuft, irritiert Pagé kaum.

Es ist ja nicht so, dass Pierre Pagé so etwas nicht schon erlebt hätte. „Die Spieler müssen einen Trainer nicht lieben“, sagt der erfahrene Eishockeylehrer. Schließlich sei es im Berufsleben oft so, dass nicht alle Angestellte ihre Chefs mögen würden. „Es sind ja alles nur Menschen.“ Insofern erstaunt es den 65 Jahre alten Kanadier nicht, dass derzeit oft davon die Rede ist, dass das Verhältnis zwischen dem Chefcoach von RB München und seinen Profis gestört sei. Derartiges hat er bei den Eisbären Berlin, hat er danach bei RB Salzburg durchgemacht und das gab es in seiner Zeit als Trainer in der National Hockey-League (NHL). Erfolg hatte Pagé trotzdem. Oder deswegen?

Mit den Berlinern gewann er in gut fünf Jahren Amtszeit zwei Mal den Titel in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), mit Salzburg wurde er drei Mal Meister in sechs Jahren. Pagé, der eloquente Kanadier, hat sich in dieser Zeitden Ruf eines eigenwilligen und nicht einfachen Eishockeyaufbauarbeiters erworben. Eigentlich ist Erfolg bei Pagé-Projekten nur eine Frage der Zeit. Und bei seinem Arbeitgeber bekommt er die: Dietrich Mateschitz, Chef des Red-Bull-Universums und Eigner des Münchner DEL-Teams, ist ein Freund von Pagé. Da wird es dem Trainer verziehen, dass das mit dem höchsten Saisonetat aller Klubs – angeblich 13 Millionen Euro – und hehren Zukunftsabsichten – auf dem Münchner Olympiagelände soll eine moderne Arena entstehen – angeschobene Projekt stottert. Die Bayern treten am Freitag als Tabellenelfter bei den Eisbären an. Doch Pagé mahnt Geduld an. „Wir müssen erst mal Geld einzahlen, bevor wir etwas abheben können“, sagt er. Aber natürlich habe er mit München noch große Ziele und dann seien erst 20 Spieltage vorbei. „So eine Saison ist ein Marathon und kein Sprint.“

Zur Unterstützung hat sich Pierre Pagé in München für zehn Tage Larry Huras hinter die Bande geholt. Der Kanadier, zuletzt beim HC Lugano, hospitiert sozusagen für zehn Tage bei Pagé. Am Donnerstag leitete er auch das Training der Münchner im Berliner Sportforum vor dem Spiel bei den Eisbären. Dieses Modell ist nicht neu. Schon in Berlin hatte Pagé im Jahr 2005 für die Play-offs einen seiner ehemaligen Co-Trainer aus der NHL als Verstärkung geholt: Er hieß Don Jackson und wurde später Nachfolger von Pagé in Berlin und dann in Salzburg.

Möglich, dass Pagé in München wieder einem Nachfolger das Feld bereitet. Allerdings wird er sich kaum aus dem Klub zurückziehen, sondern eher als Sportlicher Leiter weiterarbeiten. Das Sagen hat er in München ohnehin schon. Die Macht des Sportlichen Leiters Christian Winkler gilt nach der Übernahme durch Red Bull als eingeschränkt. Ein typisches Prozedere des Unternehmens aus Salzburg: Wenn der Konzern etwas übernimmt, feuert er der guten Stimmung wegen nicht die alte Belegschaft sondern beschäftigt sie weiter. Beschneidet aber gleichzeitig deren Kompetenz – die bringen dann die neuen Mitarbeiter mit.

Auch wenn der Anfang von Pagé in München nicht von Erfolgen begleitet ist, das protzig angekündigte Nachwuchsprojekt mit für Pagé eher untypischer Ungeduld begleitet wird und der Trainer im Misserfolg schon junge Spieler aussortiert hat – so dürfte das Münchner Eishockeyteam bald eine große Rolle in der DEL spielen. Denn der Sponsor und Namensgeber hat im Sportgeschäft einen langen Atem. Das hat Red Bull vor allem bei seinem Formel-1-Team bewiesen, in dem inzwischen Sebastian Vettel Siege in Serie einfährt. Ob beim ersten Meistertitel von RB München der Trainer Pierre Pagé heißt? Ausgeschlossen ist es nicht. Die Erfahrung spricht sogar für den eigenwilligen Kanadier.

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