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Gespanntes Verhältnis: Trainer Jürgen Klopp und die BVB-Fans.

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Update

Trübe Stimmung: Die Dortmunder kritisieren ihre eigenen Fans

Nach dem Viertelfinaleinzug von Borussia Dortmund ging es im Stadion wenig euphorisch zu. Der Unmut einiger Fans beim 1:2 gegen St. Petersburg stieß den Profis auf. Der Anhang sei zu verwöhnt.

Jürgen Klopp wartet immer mal wieder mit einer überraschenden rhetorischen Wendung auf. Auch nach dem 1:2-Rückspiel gegen Zenit St. Petersburg wusste Dortmunds Trainer zu verblüffen. Seine Mannschaft hatte gerade verloren, und doch holte der 46-Jährige zu einer wahren Eloge aus. „Ich bin total zufrieden“, verkündete der Trainer nach dem Erreichen des Viertelfinals der Champions League dank des 4:2 im Hinspiel. Seine Mannschaft habe sich „mit dieser unfassbar talentierten und körperlich robusten Mannschaft gut auseinandergesetzt“. Die ehrenwerte Niederlage, die Klopp da beschrieb, hatte es allerdings nicht gegen ein Mitglied des europäischen Fußballhochadels gegeben. Sondern gegen einen Verein, für den in der Champions League bislang jedes Mal spätestens im Achtelfinale Schluss war. Warum Klopp dennoch so dick auftrug, liegt auf der Hand: Den Dortmundern ist die spielerische Leichtigkeit weitgehend abhanden gekommen. Und der Trainer findet das eher robuste Wirken seiner vom Verletzungspech gebeutelten Mannschaft in der Öffentlichkeit nicht ausreichend gewürdigt. Vor diesem Hintergrund ist wohl auch seine dünnhäutige Reaktion auf den ZDF-Experten Oliver Kahn zu sehen.
Mit seiner Einschätzung steht Klopp nicht allein da. „Gemessen an Borussia Dortmunds wirtschaftlichen Möglichkeiten ist die Zugehörigkeit zu den acht besten Mannschaften Europas nach wie vor ein kleines Fußball-Wunder“, sagt Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Beim BVB sehen sie sich im Konzert der Fußballelite immer noch als Zaungast: „Im Viertelfinale der Champions League ist die Creme de la Creme des europäischen Fußballs“, sagt Klopp. „Und wir.“
Auch Klopps Spieler kamen mit der unterkühlten Atmosphäre im Stadion nicht gut klar. Die Profis fühlten sich in der zweiten Halbzeit nicht ausreichend unterstützt, hatten gar ein Murren aus der Kulisse wahrgenommen. Als erstes machte Sebastian Kehl seinem Unmut Luft. Der Kapitän hatte mit seinem wichtigen Kopfballtor zum 1:1 die Weichen gestellt, nun bemängelte er: „Normalerweise sollten Heimspiele ein positives Erlebnis sein und nicht das Gefühl vermitteln, dass man ein Verbrechen begangen hat.“ Die eingefleischten Fans der Südtribüne nahm Kehl von seiner Kritik aus, „die unterstützen uns immer“.

Auch Nuri Sahin hatte das Gefühl, „dass wir uns entschuldigen müssen, dass wir unter den letzten Acht sind“. Er verwies ebenfalls auf die Verletzungsmisere. Unter diesen Umständen sei es ein riesiger Erfolg, erneut so weit gekommen zu sein. Und das Pech bleibt den Dortmundern treu: Im Viertelfinale wird neben dem gesperrten Robert Lewandowski wohl auch Marcel Schmelzer fehlen – ein Muskelfaserriss am Schambeinansatz bedeutet mindestens vier Wochen Pause. Die Zahlen geben dem Türken durchaus recht. Der BVB ist in Europa noch dabei, steht im Halbfinale des DFB-Pokals und wird in der Bundesliga trotz mancher Wackler auf Rang zwei notiert.Kehl erinnerte daran, dass der BVB auch im DFB-Pokal im Halbfinale steht und in der Liga immerhin Zweiter ist: „Unsere Saison ist nicht so schlecht, wie mancher sie macht.“ Auch Kevin Großkreutz, der seit seiner eigenen Zeit als Fan den besten Draht zu den Anhängern hat, redete Klartext: „Das gefällt mir überhaupt nicht, dieses Gestöhne nach jedem Ballverlust. Irgendwann reicht es. Das ist nicht fair von den Fans auf den Sitzplätzen. Die sollen uns nach vorne peitschen, wie die Jungs von der Südtribüne.“

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