zum Hauptinhalt
Markus Babbel ist als Trainer wieder einmal gescheitert - diesmal in Hoffenheim.

© dpa

Update

TSG Hoffenheim: Babbel muss gehen - Amateurtrainer übernimmt

Der TSG 1899 Hoffenheim hat sich erwartungsgemäß von seinem Trainer Markus Babbel getrennt. Nach zuletzt vier teils klaren Niederlagen war der frühere Hertha-Coach nicht mehr zu halten.

Am Montag kehrte die TSG Hoffenheim zu ihren Wurzeln zurück. Um 19 Uhr begann die ordentliche Mitgliederversammlung in der Gemeindehalle von Hoffenheim an der Sinsheimer Straße, unweit des ehemaligen Hauptquartiers des Vereins. Der Klub hat längst ein Dorf weiter in Zuzenhausen ein ehemaliges Jagdschloss bezogen und zu einem modernen Trainings- und Klubzentrum umgebaut.

Dort saßen am Tage, der für die Mannschaft trainingsfrei war, die zahlreichen Geschäftsführer, Nachwuchskoordinator Bernhard Peters und Manager Andreas Müller zusammen, um das zu beschließen, was nach dem 1:4 gegen Werder Bremen keinen mehr überraschte. Trainer Markus Babbel wurde nach zehn Monaten und dem Absturz auf Relegationsplatz 16 entlassen, trotz seines Vertrages bis 2014.

Vorerst wird Amateurtrainer Frank Kramer das Profiteam betreuen und seine Trainerausbildung in Köln unterbrechen. Der 40-Jährige sitzt am Freitag bei der Partie in Hamburg und dem letzten Vorrundenspiel am 15. Dezember gegen Meister Dortmund auf der Hoffenheimer Bank. Als Babbel-Nachfolger werden der frühere Kaiserslauterer Trainer Marco Kurz und Bundestrainer-Assistent Hansi Flick gehandelt. Der Neue soll zur Winterpause die Chance eines unbelasteten Neuanfangs bekommen und nicht mit zwei möglichen Niederlagen starten. Diese Entscheidungen teilte die Vereinsleitung den Spielern bereits am Montagnachmittag mit. Der negative Trend und die bedrohliche Situation „haben mir keine Wahl gelassen“, sagte Manager Müller. „Es geht einfach darum, dass wir in der Liga bleiben.“ Diese Lösung mit Kramer „gibt uns erst einmal Ruhe“, sagte Müller, der nicht ausschloss, dass Kramer das Team über die zwei Spiele hinaus betreut.

Die Zeit für die Entlassung drängte, die Botschaft sollte vor der Mitgliederversammlung verbreitet werden, auch, um die inzwischen erboste Anhängerschaft zu besänftigen. Die hatten Babbel nach der neunten Saisonniederlage in der Rhein-Neckar-Arena mit spöttischen Plakaten verhöhnt. „Zweite Liga Babbel sei Dank“ und „Fünf vor zwölf – Babbelei vorbei“ stand da geschrieben. Gellende Pfiffe begleiteten den Abgang des 40-Jährigen aus der Arena.

Auch bei Hertha musste Babbel vor einem Jahr noch vor der Winterpause gehen

Noch am späten Sonntagabend telefonierte Müller mit der TSG-Geschäftsführung sowie vor allem mit dem mächtigen Mäzen und Gesellschafter Dietmar Hopp. Entscheider Hopp, der noch bis Mitte Dezember in seinem Urlaubsdomizil in Florida weilt, gab grünes Licht für die Trennung. Babbel, zwischenzeitlich auch Manager, scheiterte dabei, den Hoffenheimer Kader umzubauen. Der frühere Hertha-Trainer überwarf sich mit Führungsspielern und seine Einkaufspolitik erwies sich als Fehlschlag, gleichzeitig rief er die Europa League als Ziel aus. Schon im ersten Pflichtspiel verlor der Erstligist im DFB-Pokal mit 0:4 bei den Amateuren des Berliner AK.

Babbel musste sich taktische Mängel und einen personellen Zickzackkurs vorhalten lassen. Im Spannungsfeld des einflussreichen Hopp und dessen Beratern wie Spieleragent Roger Wittmann, die wohl nicht nur die Einkaufspolitik beeinflussten, wirkte Babbel immer orientierungsloser. Das ging seinen Vorgängern nicht anders. Seit der Entlassung von Ralf Rangnick im Dezember 2010 verschluckt sich Hoffenheim regelmäßig an den eigenen Strukturen, die allein auf Hopp ausgerichtet sind. Babbel war der vierte Coach innerhalb von zwei Jahren. „Natürlich ist er enttäuscht. Aber er hat gesagt, wenn er an meiner Stelle wäre, könnte er verstehen, dass ich so handele“, sagte Müller, der einst Wittmanns Geschäftspartner war und im September Manager in Hoffenheim wurde.

Die dritte Entlassung seiner jungen Trainerkarriere ist für Babbel ein herber Rückschlag. Beim VfB Stuttgart scheiterte er an der Doppelbelastung, als er gleichzeitig in Köln die Ausbildung zum Fußballlehrer absolvierte. Dem Engagement in Stuttgart folgte sein Job bei Hertha. Babbel führte die Berliner in die Bundesliga, wollte dann seinen Vertrag nicht verlängern. Babbel und Hertha leisteten sich eine kuriose Trennung im Dezember 2011, beide Seiten bezichtigten einander der Lüge.

Zur Startseite