zum Hauptinhalt

Sport: Turbine ohne Schwung

Potsdamerinnen verlieren im Pokal gegen Duisburg

Schweigend saßen Bernd Schröder und Dirk Heinrichs nach dem Schlusspfiff neben der Ersatzbank, die Finger am Mund oder gedankenverloren am Ehering drehend. Normalerweise gehören Trainer und Kotrainer der Fußballerinnen von Turbine Potsdam zu den Lauten im Land, doch am Ende einer ernüchternden Woche fehlten selbst ihnen die Worte. 2:3 hatte ihr Team, Pokalsieger der Jahre 2004 bis 2006, gerade im Zweitrundenspiel des DFB-Pokals gegen den Bundesligazweiten FCR Duisburg verloren. Für Duisburg trafen Jennifer Oster (7.), Simone Laudehr (35.) und Margret Vidarsdottir (51.), für Potsdam Aferdita Kameraj (43.) und Conny Pohlers per Elfmeter (84.). Erst nach Pohlers Tor machte Potsdam vor 1189 Zuschauern im Karl-Liebknecht-Stadion Druck – viel zu spät.

Am Mittwoch war der Deutsche Meister bereits im Uefa-Cup-Viertelfinale gescheitert. Stürmerin Conny Pohlers fand deftige Worte für das doppelte Aus: „Wir haben zwei Saisonziele nicht erreicht. Jetzt müssen wir uns halt für die nächste Saison einspielen.“

In der Bundesliga ist Turbine nach vier Spieltagen derzeit nur Siebter, drei Punkte hinter Tabellenführer 1. FFC Frankfurt. „Wer denkt, dass wir die Meisterschaft holen können, ist ein Illusionist“, sagte Bernd Schröder. Finanziell sei das Pokal-Aus nicht so schlimm, aber „es ist ein Imageverlust“. Zumal das Finale in Berlin fast ein Heimspiel ist.

Bis zu Saisonbeginn stand Turbine Potsdam für frechen, schnellen Angriffsfußball. Davon ist nichts übriggeblieben. Gestern war Duisburg schneller, spritziger und zweikampfstärker. Sieben deutsche A-Nationalspielerinnen standen bei Turbine in der Anfangself, dennoch herrschte Verunsicherung vor, Kreativität fehlte völlig. Der Weggang von Stürmerin Petra Wimbersky und die Verletzung von Navina Omilade sind nicht zu kompensieren. Vielleicht wäre es mit Anja Mittag im Sturm besser gelaufen, aber auf sie verzichtete Potsdam bewusst. Nach einem Gastspiel in Schweden dürfe sie zwar in Freundschaftsspielen auflaufen, aber erst ab dem 1.1.2007 in Pflichtspielen.

Schröder wunderte sich, dass Duisburg die spätere Torschützin Vidarsdottir aufbot. Ihre Situation sei ähnlich wie die von Anja Mittag. Duisburg, vermutet Schröder, habe irgendein Schlupfloch in den Paragraphen gefunden, Heute will Potsdam den Sachverhalt genau überprüfen und dann entscheiden, ob Protest eingelegt wird. Möglicherweise wird sich herausstellen, dass Mittag hätte spielen dürfen – es würde zum Chaos bei Turbine passen.

Helen Ruwald[Potsdam]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false