zum Hauptinhalt
Im Schwitzkasten oder freundliche Umarmung? Bernd Schröder, 71, ist seit 1971 mit Unterbrechungen Trainer von Turbine Potsdam. er zählt zu den Kritikern von Bundestrainerin Silvia Neid.

© dpa

Turbine-Potsdam-Trainer zum EM-Sieg: Bernd Schröder: "Wir jubeln immer zu lange"

Bernd Schröder, Trainer des Frauenbundesligisten Turbine Potsdam, warnt trotz des EM-Triumphs der deutschen Fußball-Nationalspielerinnen vor allzu zu großer Euphorie.

Herr Schröder, haben Sie auf den EM-Titel der deutschen Frauen angestoßen?

Ach, für Alkohol ist es doch viel zu heiß. Aber ich freue mich natürlich auch so und gratuliere der Mannschaft und dem Trainerteam ganz herzlich.

Deutschland und Norwegen lieferten sich ein dramatisches Duell. War das Finale Werbung für den Frauen-Fußball?
Vom Verlauf her hätte es natürlich nicht spannender sein können. Ich denke, dass wir verdient gewonnen haben. Dass Norwegen zwei Elfmeter verschießt, von denen einer komplett unberechtigt war, ist nicht unsere Schuld.

Macht es Sie besonders stolz, dass mit Torhüterin Nadine Angerer und Torschützin Anja Mittag die entscheidenden Akteure lange bei Ihnen in Potsdam gespielt haben?
Ich freue mich für sie, aber es waren ja auch noch andere Spielerinnen beteiligt. Egal ob von uns oder Wolfsburg oder sonst wem, die Spielerinnen kommen gut vorbereitet zur Nationalmannschaft. Die EM hat gezeigt, dass Nationalmannschaft und Klubs eine Einheit sind.

Nach der holperigen Vorrunde wurde die Mannschaft stark kritisiert, unter anderem auch von Ihnen. War das verfrüht?
Ich war vom Potential der Mannschaft immer überzeugt, aber erst in den K.o.-Spielen hat sie dieses auch abgerufen. Alle Teams hatten ihre Höhen und Tiefen, nur sind wir aus den Tiefen am stärksten hervorgegangen.

Welchen Stellenwert hat dieser Titel nach der verpatzten Heim-WM und der damit verpassten Qualifikation für die Olympischen Spiele?
Es ist jetzt längst nicht alles gut, so wie vorher auch längst nicht alles schlecht war. Wir alle, die Verantwortlichen der Klubs und der Nationalmannschaft, sollten uns in den kommenden Wochen zusammensetzen und darüber diskutieren, wie es weitergeht.

Stimmt Sie der Titel nicht optimistisch?
Wir jubeln immer zu lange, es wäre doch fatal, sich jetzt auf dem Erreichten auszuruhen. Ende August steht schon die U-19-EM in Wales an, das ist mit Blick auf die Zukunft ein ganz wichtiger Termin. Die anderen werden jetzt noch mehr versuchen, an uns heranzukommen. Darauf sollten wir vorbereitet sein.

Das Gespräch führte Sebastian Stier.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false