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Turn-EM: Hambüchen triumphiert ohne Salto

Turnstar Hambüchen schafft eine historische Leistung. Trotz einiger Fehler holt er als erster Deutescher einen Mehrkampf-Titel bei der Europameisterschaft

Mailand - Der Poker ging auf, die Sicherheitsvariante passte ausgezeichnet: Fabian Hambüchen hat am Samstag in Mailand Turn-Geschichte geschrieben und als erster Deutscher in der 54-jährigen Historie von Europameisterschaften den Mehrkampf-Titel gewonnen.

Mit 89,175 Punkten erwies sich der 21 Jahre alte Hesse als bester Allrounder im Feld der 24 Finalisten und verwies trotz zweier Fehler die gleichfalls nicht perfekt turnenden Daniel Keatings (Großbritannien/88,275) und Juri Rjasanow (Russland/88,200) auf die Plätze. Den deutschen Erfolg komplettierte der Cottbuser Philipp Boy mit einem hervorragenden vierten Platz.

Die bislang besten Mehrkampf-Platzierungen der Deutschen bei Europameisterschaften hatten Hambüchen selbst 2007 sowie Altmeister Eberhard Gienger 1975 als jeweilige Zweite gezeigt. „Unglaublich, das Gefühl ist riesig. Eine prima Entschädigung für mein Fehlen im Reck-Finale“, sagte der Sieger nach seinem vierten EM-Erfolg. Dreimal hatte er zuvor am Reck gewonnen.

Der Schlüssel zum Sieg war der Auftritt am Reck, an dem er durch einen Sturz den Einzug in das Gerätefinale verpasst hatte. Hambüchen ließ diesmal den risikoreichen Kolman-Salto weg und blieb trotz eines Wacklers beim sogenannten Adler am Gerät. „Beim Einturnen hat mein Vater entschieden: Den Kolman lassen wir weg. Das war richtig so“, erklärte Hambüchen, der von seinem Vater trainiert wird. „Nach dem Fehler war ich sauer“, gestand Hambüchen. „Aber ich hatte die Konkurrenz beobachtet und wusste: Jetzt musst du am Boden voll Kanne geben, dann kann es noch reichen“.

Der Angriff auf den ersehnten Titel hatte für Hambüchen mit einer exakten Darbietung an den Ringen begonnen. Mit seinem Jurtschenko-Sprung setzte er sich erstmals an die Spitze, die er nicht mehr abgab. Selbst ein Strauchler am Barren beim überdrehten Schwungteil machte sich am Ende nicht negativ bemerkbar. Danach brillierte er am Boden und meldete mit 15,50 Punkten Ansprüche auf eine weitere Medaille am heutigen Sonntag an.

So ging Hambüchen mit dem beruhigenden Vorsprung von zwei Punkten auf die Verfolger an das letzte Gerät. Nachdem er auch am Pferdsprung sauber durchgekommen war, gab es für den Champion kein Halten mehr. Er stieß die Fäuste in die Luft, jubelte mit den Trainern und genoss die Ovationen des Publikums. „Das war echt spannend“, sagte sein Vater Wolfgang Hambüchen und wischte sich demonstrativ den Schweiß von der Stirn.

„Ich wusste: Er macht sein Zeug. Das ist eben Fabian. Glückwunsch“, sagte Philipp Boy, dessen guter Sechskampf ein wenig im Schatten des Champions stattfand. „Heute lief es prima. Ich bin aber immer noch sauer, dass die Qualifikation am Reck nicht genauso gut war wie heute. Dann wäre eine Medaille drin gewesen.“ Zuvor hatte Anja Brinker auf Platz acht der Frauen-Konkurrenz den bisher erfolgreichsten Vierkampf ihrer Karriere absolviert und sich gegenüber dem Championat von Amsterdam 2007 um zwei Plätze verbessert.
(dpa)

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