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© AFP

Turnen: Hambüchen: "Ich habe voll daneben gegriffen"

Seine Auftritte am Reck hat er zur schwersten Reckübung der Welt ausgebaut. Am Dienstag gelang ihm der ganz große Auftritt nicht. Turner Fabian Hambüchen wurde mit dem deutschen Team Vierter.

Mit dem Adler hat Fabian Hambüchen bisher immer gute Erfahrungen gemacht, aber seit gestern wirkt er etwas Furcht einflößend. Der Adler mit ganzer Drehung ist ein Element, das ihm gute Punkte bringt bei seiner Reckübung, die Hambüchen inzwischen zur schwersten Reckübung der Welt ausgebaut hat. An manchen Tagen kann sie jedoch selbst für einen Weltmeister wie ihn zu schwer sein. Der perfekte Adler greift aus der Luft einfach zu, genau das ist Hambüchen gestern nicht gelungen, seine Hand fasste ins Leere, Hambüchen geriet aus dem Gleichgewicht und stieg vom Reck herunter.

Passiert ist nicht viel, weder ihm noch seiner Mannschaft. Er turnte den Adler an diesem Tag im Pekinger National Indoor Stadium schließlich nicht für sich alleine, sondern für das deutsche Team. Nach dem dritten Platz bei der Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr landeten die deutschen Turner diesmal auf Platz vier, die Chinesen wurden eindrucksvoll Olympiasieger vor Japan und den USA. „Das ist ein super Ergebnis, dass wir so viele hinter uns lassen würden, hätten wir nicht gedacht", sagte Hambüchen.

Wäre er an seinem Gerät geblieben, es hätte der deutschen Mannschaft keinen besseren Platz gebracht, dazu war der Rückstand auf die Amerikaner zu groß. Es waren ohnehin mehrere größere Fehler, die sie um eine Medaille brachten. „Drei große Dinger hatten wir drin", sagte Marcel Nguyen. Der erste war der Sprung von Philipp Boy, der auf seinem Hintern landete. Dann kam Nguyen am Barren, er verlor bei einem nicht ganz so schwer aussehenden Griff den Halt. „Ich habe falsch angesetzt und bin dann einfach runtergerutscht", sagte er. Und dann ging Hambüchen vom Reck.

Das konnte dennoch nicht den Gesamteindruck eindüstern, der dritte Platz bei der WM in Stuttgart im vergangenen Jahr war noch überraschend, es passte sehr viel zusammen, diesmal haben sie sich unter einer starken Konkurrenz mit einer sehr ausgeglichenen Leistung vorne festgesetzt.

Über Hambüchens Leistung wurde dennoch viel geredet, weil von ihm noch einiges erwartet wird, im Mehrkampffinale am Donnerstag aber noch mehr danach im Reckfinale. Und weil der Abgang so überraschend kam. „Das, was er heute gemacht hat, habe ich von ihm noch nie gewesen", sagte Nguyen. Zwölf Übungen hat Hambüchen bisher in Peking geturnt, es war seine erste Unterbrechung. „Das Timing war nicht ganz korrekt, dann habe ich schon versucht, mich während der Bewegung zu korrigieren und in dem Moment voll daneben gegriffen", sagte Hambüchen. Sein Abgang sei eher ein taktischer gewesen, er hätte auch noch weiterturnen können. „Das hätte unnötig Kraft gekostet, wenn ich mich da hochgekraxelt hätte. So habe ich mir gedacht, komm runter, neu konzentrieren."

Wie gefährlich wird nun der Adler? Die Wiederholungsgefahr kann auch sein Vater und Trainer Wolfgang Hambüchen nur schwer einschätzen. „In Aarhus bei der WM 2006 ist er beim Doppelsalto mit Schraube über die Stange zweimal runtergegangen in zwei verschiedenen Wettkämpfen. Klar, gibt’s auch, warum nicht?" Im Training turne sein Sohn 70 bis 80 Prozent aller Reckübungen ohne Fehler durch. Bundestrainer Andreas Hirsch hat dagegen bestimmte Ahnung: „Wer weiß, für was das noch gut war. Vielleicht wissen wir es ja nach dem Reck-Finale."

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