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Bei den US-Open draußen, in Berlin dabei. Angelique Kerber ist Schirmherren des Turniers.

© dpa

Turnier beim Grunewalder TC: Die Rückkehr des Damentennis nach Berlin

Das ITF-Turnier des Grunewalder TC bringt nach fünf Jahren das Profi-Tennis wieder nach Berlin. Die Veranstalter planen bereits perspektivisch - und freuen sich über eine prominente Schirmherrin.

Schwer bewaffnete Polizisten sichern die israelische Botschaft. Aus dem beschaulichen Schmargendorf ragt sie heraus wie eine elegante, moderne Festung. Hochsicherheit, kein Zutritt. Einladender präsentiert sich nur wenige Meter weiter die Tennisanlage des Grunewalder TC am Flinsberger Platz. Seit Sonntag treten dort Spielerinnen aus 16 Ländern auf Sand an, es geht um Weltranglistenpunkte und 15 000 Dollar Preisgeld. Es ist die Rückkehr des Profifrauentennis nach Berlin, wenn auch nur eine kleine Rückkehr.

„Fünf Jahre hat Berlin als einzige Hauptstadt weltweit kein internationales Tennis-Turnier ausgetragen“, sagt Turnierdirektor Oliver Hildebrandt. 2008 waren letztmals die German Open auf der Tennisanlage an der Hundekehle ausgetragen worden, seitdem haben die Tennisprofis einen Bogen um Berlin gemacht. „Peinlich“, sagt Oliver Hildebrandt, „das mussten wir ändern.“ Vitalyte Open nennt sich das Turnier, es ist Teil der Turnierserie der Internationalen Tennis Föderation (ITF), der kleinen Schwester der WTA-Tour.

Der Matchkalender stellt sie in den Schatten der US Open, wo momentan die Weltelite aufschlägt. „Für die meisten Teilnehmerinnen ist es noch etwas Besonderes, vor 550 Zuschauern auf dem Center Court zu spielen“, sagt Hildebrandt. Seine Aussage trifft auch auf Anna Klasen zu. Die 19-Jährige spielt für den Bundesligisten TTC Blau-Weiß und ist eine von drei Berlinerinnen im 32-köpfigen Hauptfeld. Das Turnier sieht sie als gute Gelegenheit, Wettkampfpraxis zu sammeln und ihr Ranking zu verbessern.

Auch Nachwuchsförderung ist ein wichtiger Aspekt der einwöchigen Veranstaltung. An zwei Kindertagen sollen die Jüngeren über Kindertennis an die Sportart herangeführt werden, die etwas Älteren flitzen bei Spielen bereits stolz als Balljungen über die drei Courts. Das Turnier hat den gleichen Hauptsponsor wie Angelique Kerber, weshalb die aktuelle deutsche Nummer eins im Frauentennis auch die Schirmherrin des Turniers ist. Die Nummer neun der Weltrangliste ist gerade im Achtelfinale der US Open ausgeschieden und war auch vor fünf Jahren am Start, als letztmals internationales Frauentennis in Berlin zu sehen war.

Von 1979 bis 2008 waren die German Open fester Bestandteil im Terminkalender der Weltstars. Seinerzeit füllten 7000 Zuschauer das Stadion an der Hundekehle, neben Steffi Graf trugen sich Legenden wie Monica Seles und Martina Hingis in die Siegerliste ein. Doch mit den nachlassenden Erfolgen der deutschen Profis sank auch das Interesse des Publikums, nach Sponsoren- und Namenswechsel musste das Turnier aus finanziellen Gründen schließlich eingestellt werden. Der LTTC Rot-Weiß versucht weiterhin, es neu zu beleben. „Wir sehen uns dazu aber nicht in Konkurrenz“, sagt Hildebrandt über eine mögliche Rückkehr der German Open.

Im Moment aber wird das höchstklassige Tennis beim Grunewalder TC geboten. „Vergangenen Sonntag war selbst bei Qualifikationsspielen die Tribüne voll“, sagt Hildebrandt. Und das Potenzial für Tennis in Deutschland ist groß, glaubt der Turnierdirektor. „Heute gibt es mehr deutsche Top-100-Spielerinnen als noch zu Steffi Grafs Zeiten.“ Er plant bereits die kommenden fünf Jahre.

Zum Finale am Sonntag wird auch Kerber anreisen, Autogramme schreiben und Fragen beantworten. „Sportlich ist es schade, dass sie in Flushing Meadows ausgeschieden ist. Dafür freuen wir uns, sie hier in Berlin begrüßen zu dürfen“, sagt Hildebrandt. Er hofft, dass in Zukunft noch mehr namhafte Spielerinnen wie Kerber zu seinem Turnier kommen werden. Dann aber auch unter Wettkampfbedingungen. Simon Bähr

Simon Bähr

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