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Sport: TuS Lichterfelde: Wenn Trainer irren

Eigentlich waren die ersten beiden Plätze in der Hockey-Bundesliga Ost der Damen schon vor der Saison vergeben. Zumindest, wenn man den Trainern der anderen Mannschaften Glauben schenken wollte.

Eigentlich waren die ersten beiden Plätze in der Hockey-Bundesliga Ost der Damen schon vor der Saison vergeben. Zumindest, wenn man den Trainern der anderen Mannschaften Glauben schenken wollte. Alle tippten den Berliner HC und die Zehlendorfer Wespen als Anwärter für die Ränge, die zur Teilnahme am Viertelfinale berechtigen. Tabellenführer und einziges Team ohne Punktverlust ist nach der Hinrunde allerdings TuS Lichterfelde. Die Mannschaft, die zuletzt in Berlin nur noch dritte Kraft war, bezwang sowohl die Wespen als auch den BHC.

Thorben Wegener, Trainer von TuS Lichterfelde, hatte die Zehlendorfer Wespen und sein eigenes Team als Kandidaten für Rang zwei genannt, sein Saisonziel aber mathematisch verschlüsselt: Das "obere Drittel" der nur sechs Vereine umfassenden Liga wollte er erreichen. "Ich hatte erwartet, dass wir gegen die Wespen gewinnen können", sagt Wegener rückblickend. "Der Sieg am nächsten Tag war natürlich das Sahnehäubchen." Da brachte seine Mannschaft "in der Euphorie" dem BHC die erste Niederlage gegen seinen Stadtrivalen seit neun Jahren bei. Sicherlich profitierte Lichterfelde davon, dass der amtierende Deutsche Feld- und Hallenmeister derzeit weit unter Form spielt. Aber TuSLi hat sich selbst gegenüber dem Vorjahr verbessert.

Der Höhenflug ist umso erstaunlicher, als TuS Lichterfelde vor der Saison gleich zwei Leistungsträgerinnen verlor: Nora Feddersen ging in die USA, um dort ihrem Studium nachzugehen, Stephanie Wolschon zog nach Köln um. Ohne die Junioren-Nationalspielerinnen hat sich die Zahl der herausragenden Akteurinnen halbiert. Dreh- und Angelpunkt ist nun die bislang 17-fache Torschützin Sonja Lehmann.

Ihr zur Seite steht Daniela Meister, die in dieser Saison auf neun Treffer kam. Beide sind Hallen-Spezialistinnen und spielen laut Thorben Wegener "deutlich stärker als im letzten Jahr". Obwohl die Gegner um die Gefährlichkeit der Stürmerinnen wissen, gelingt es kaum, beide auf einmal auszuschalten. "Ich versuche, mehr Verantwortung zu übernehmen", sagt die 21-jährige Sonja Lehmann zu ihrer Rolle nach dem Weggang von Feddersen und Wolschon. Sie glaubt: "Wir sind taktisch flexibler geworden. Damit haben es die gegnerischen Mannschaften auch schwerer, uns auszurechnen."

Der Rest der Mannschaft hat zusammen nur fünf Tore erzielt. Doch gerade das Team hinter den zwei Torjägerinnen hat sich gesteigert und ist so Garant für den Erfolg. Früher kam stets ein Bruch ins TuSLi-Spiel, wenn die Leistungsträgerinnen eine Verschnaufpause auf der Bank benötigten. "Wir sind in der Breite stärker geworden, weil die anderen Spielerinnen in letzter Zeit ihr Leistungsvermögen verbessert haben", sagt Wegener. "Dazu spielen wir ruhiger, verringern damit auch das Risiko und machen dementsprechend viel weniger Fehler." So wurde die Zahl der vermeidbaren Gegentore deutlich reduziert. Die Abwehr profitiert auch vom einzigen Neuzugang. Torfrau Anna Bethke kam aus Braunschweig und stachelt mit sehr guten Leistungen die gleichwertige Friederike Rosseck zu einer weiteren Steigerung an.

Bei acht Punkten Differenz zu den Zehlendorfer Wespen scheint ein Platz im Viertelfinale tatsächlich schon vergeben zu sein: an TuS Lichterfelde.

Martin Scholz

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