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Sport: Über den Berg

Von Hartmut Scherzer Plateau de Beille. Mag Lance Armstrong beim Zeitfahren auch eine kleine Schwäche gezeigt haben.

Von Hartmut Scherzer

Plateau de Beille. Mag Lance Armstrong beim Zeitfahren auch eine kleine Schwäche gezeigt haben. Auf den Pässen des Hochgebirges demonstrierte der dreimalige Sieger der Tour de France seine Stärke und Überlegenheit. „Quelle panache“, wie die Franzosen sagen. Welcher Schneid.

Nach seinem Triumph in La Mongie am Vortag gewann der US-Amerikaner auch die zweite, weitaus schwerere Pyrenäen-Etappe hinauf auf das Plateau de Beille vor seinem Teamkameraden Roberto Heras und Joseba Beloki (beide 1:04 Minuten zurück). Auch Jan Ullrich in Bestform hätte gegen Armstrong wieder keine Chance gehabt. Die letzten sechs Kilometer des steilen Schlussanstieges gehörten allein Armstrong. Niemand hatte seinem leicht wirkenden Tritt folgen können. Unter dem blauen Pyrenäenhimmel in 1780 Meter Höhe richtete sich der 31-jährige Texaner auf, zog den Reißverschluss seines Gelben Trikots hoch, hob die Arme, klatschte in die Hände, ballte die Fäuste und rollte freihändig über den Zielstrich.

Lance Armstrong führt nach zwölf Tour-Tagen bereits mit 2:28 Minuten vor dem Spanier Joseba Beloki, 3:19 Minuten vor dessen Landsmann Igor Gonzalez de Galdeano und bereits 5:15 Minuten vor dem Litauer Raimondas Rumsas, 5:44 vor dem Kolumbianer Santiago Botero. Wer will ihm eigentlich den vierten Tour-Sieg in Folge streitig machen? Lance Armstrong wiegelt bei solchen Fragen ab. „Ein schlechter Tag, und du kannst alles verlieren. Auf einer Flachetappe kann man Schwächen überleben. Aber wenn du am Mont Ventoux eine Schwäche hast, im Wind, in der Hitze, kannst du viel Zeit verlieren. Davor habe ich Respekt“, sagte er. „Noch nie habe ich einen Sieg vor der letzten Runde auf den Champs-Elysées gefeiert. Das werde ich auch dieses Jahr nicht tun. Wir haben noch viel Arbeit vor uns." An beiden heißen Pyrenäen-Tagen war das Gelbe Trikot nicht angegriffen worden. „Das lag daran, dass meine großartige Mannschaft das Tempo so hoch gehalten hat“, sagte Armstrong. Und auch daran, dass der zweitbeste Kletterer, Roberto Heras, sein stärkster Helfer im Team ist. Heras liegt mit 8:01 Minuten Rückstand an siebter Stelle. „Es wäre mein Traum“, sagte Armstrong, „wenn Roberto in Paris mit aufs Podium kommen würde.“

Die schwere Pyrenäen-Etappe über vier Pässe vor der Bergankunft hatte - wie paradox - mit einem Sprint begonnen. Da nach dreißig Kilometern in Loures-Barousse noch kein Anstieg wie am Vortag Erik Zabel und Robbie McEwen trennte, spurteten die beiden Rivalen um die Bonuspunkte. Wie stets in den letzten Duellen hatte der Australier auch diesmal die schnelleren Beine. Sechs Punkte für McEwen, vier für Zabel, der jedoch noch mit einem Punkt Vorsprung das Grüne Trikot verteidigte. Der Franzose Laurent Jalabert eroberte sich durch eine lange Alleinfahrt das Bergtrikot.

Schlägerei auf dem Rennrad

Eine seltsame Szene spielte sich bei Kilometer 107 ab. Der Franzose Christophe Moreau und der Spanier Carlos Sastre gerieten bei Positionskämpfen aneinander. Moreau hieb während der Fahrt mit der Faust immer wieder nach dem Spanier, der wiederum hielt ihn einige Zeit am Trikot fest. Sastre wurde später mit 20 Sekunden Zeitstrafe belegt, Moreau erhielt eine Zeitstrafe von zwei Minuten und muss 400 Schweizer Franken bezahlen. Und ein Fahrer muss sich sogar ganz von der Tour verabschieden. Der Franzose Jacky Durand wurde nach der zwölften Etappe ausgeschlossen. Er hatte sich bei einem Anstieg knapp zwei Kilometer lang von einem Team-Fahrzeug ziehen lassen.

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