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Sport: Überholmanöver

Sind Heidfeld und Frentzen bald ihren Job bei Sauber los?

Hockenheim. Hinten auf der Bühne, direkt unter dem riesigen Logo des Sponsors aus dem Bankgewerbe, war Geschichte aufgereiht. Mehrere Formel-1-Rennwagen standen da, schön ausgeleuchtet von Scheinwerfern, nur die Form der Autos wirkte etwas angestaubt. Aber das musste so sein, es waren schließlich frühere Formel-1-Fahrzeuge von Sauber, dem Rennstall aus Hinwil in der Schweiz.

Der Chef des Unternehmens feierte ja Geburtstag im Museum des Hockenheim- Rings. „10 Jahre Sauber in der Formel 1“, eine Geschichte des dauernden Kampfs ums Überleben, mit Peter Sauber in der Hauptrolle, dem Firmenchef, der keinen Konzern in der Hinterhand hat und quasi als Einzelkämpfer im sündhaft teuren High-Tech- Unternehmen Formel 1 die Rolle des Unabhängigen besetzt. Sauber redete von Harmonie und Teamgeist, es hörte sich an, als beschriebe er eine große, glückliche Familie. Er war natürlich auch auf der Bühne, flankiert von seinen aktuellen Piloten Nick Heidfeld und Heinz-Harald Frentzen. Sauber strahlte. Heidfeld und Frentzen strahlten nicht. Sie versuchten, wenigstens freundlich zu blicken zu den ganzen Gästen, aber überzeugend wirkte das nicht.

Pure Lebensfreude auszustrahlen, das wäre nun doch ein bisschen viel verlangt gewesen. Schließlich sieht es sehr danach aus, als würden sie am Ende dieser Grand-Prix-Saison ihren Job bei Sauber verlieren. Und sehr viel deutet darauf hin, dass zumindest einer von ihnen Opfer der globalen Formel-1-Politik wird, in der es um viel Geld und um Bauernopfer geht.

Denn so unabhängig, wie sich Peter Sauber darstellt, ist er natürlich nicht. Er bezieht zum Beispiel seine Motoren von Ferrari. Nicht die aktuell besten natürlich, sondern die aus dem jeweiligen Vorjahr. Aber die sind teuer genug. Rund 25 Millionen Euro pro Jahr überweist Sauber aufs Ferrari-Firmenkonto. Offenbar hätte er es in Zukunft gerne ein bisschen billiger.

Und bei diesem Punkt kommt Felipe Massa ins Spiel, der Brasilianer. Der 21-Jährige ist momentan Testfahrer bei Ferrari. Sein Manager ist Nicolas Todt, zufällig der Sohn von Ferrari-Teamchef Jean Todt. Diverse Szene-Kenner gehen davon aus, dass Massa im nächsten Jahr für Sauber fahren wird. Der Schweizer Rennstall, so geht die Version, müsse den Brasilianer einstellen, um im Gegenzug billiger an Motoren zu kommen. Und um Vater Todt, der um die Geschäfte seines Sohns bemüht ist, einen Gefallen zu tun.

Es gibt einige Indizien, die für diese Version sprechen. Massa war nämlich schon mal bei Sauber, im vergangenen Jahr. Doch da fuhr er nach Ansicht von Peter Sauber so schlecht, dass der den Brasilianer rauswarf. „Der ist noch nicht Formel-1-tauglich“, rief er ihm nach. Massa darf seither testen für die Ferrari-Stars Michael Schumacher und Rubens Barrichello. Aber das genügt offenbar, um sich für einen Formel-1-Einsatz zu qualifizieren. Jedenfalls klingt Sauber jetzt beim Thema Massa viel freundlicher. „Wir sagten ja nicht Adieu, sondern Auf Wiedersehen“, sagt er jetzt.

Ferrari hat zudem aus rein sportlichen Gründen Interesse daran, dass Massa in der Formel 1 fährt. Schließlich kann es ja sein, dass der Brasilianer mal Rubens Barrichello ablöst. Sauber dementiert den angeblichen Deal natürlich entschieden. Aber das bedeutet in der Formel 1, wo Tricksen zum Geschäft gehört, nicht viel.

Zudem würde Sauber sehr gerne Giancarlo Fisichella von Jordan-Ford verpflichten. Hinter dem Italiener ist Sauber schon seit Jahren her, aber bisher hat der 30-Jährige immer abgelehnt. Kommt Fisichella nun doch im Jahr 2004, muss entweder Heidfeld oder Frentzen gehen. Die Verträge der beiden Piloten aus Mönchengladbach mit Sauber laufen am Saisonende aus, bisher gibt es nicht den geringsten Hinweis darauf, dass sie verlängert werden. Auch das spricht für die Version mit Massa als neuem Sauber-Piloten. Heinz-Harald Frentzen jedenfalls erzählt etwas unbestimmt „von Gesprächen mit einigen Teams“. Aber er ist 36 Jahre alt, er gilt inzwischen als schwer vermittelbar. Sein Kollege Heidfeld ist zehn Jahre jünger, aber in dieser Saison hat er nur zwei WM-Punkte geholt. Fisichella hat da bei Verhandlungen mehr zu bieten. Er gewann den – allerdings abgebrochenen – Großen Preis von Brasilien.

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