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Hitzfeld

© ddp

Uefa-Cup: Erst mal ein Tor schießen

Gegen Bolton will Bayern im Uefa-Cup wieder Angriffsqualität nachweisen. Von einer vorübergehenden Ladehemmung der hochdekorierten Stürmer will Trainer Ottmar Hitzfeld nichts wissen.

Er werde sich etwas einfallen lassen, das hatte Ottmar Hitzfeld versichert. Was genau, das werde man schon sehen, hatte er dann gesagt, ziemlich ernst dreingeblickt und war gegangen. Das war vor ein paar Tagen, nach dem 0:0 des FC Bayern gegen Eintracht Frankfurt, und der Münchner Trainer war ein bisschen genervt von den vielen lästigen Fragen nach der plötzlichen Hemmung der Stürmer. Diesen Donnerstagabend, wenn die Bayern im Uefa-Cup die Bolton Wanderers empfangen, könnte es wieder so sein: Weil Bolton, wie Hitzfeld annimmt, „mit neun Mann verteidigen wird“, und weil das Spiel deshalb zum Déjà-vu für die Bayern werden könnte, nicht wahr? „Naja, die werden schon mehr nach vorne spielen als Frankfurt“, sagt Hitzfeld. Zumindest hofft er das.

Schon nach dem 0:0 gegen Frankfurt hatten sich die Münchner, allen voran Vorstandsmitglied Karl-Heinz Rummenigge, über die oftmals defensive Spielweise der Gegner in der Münchner Arena beschwert, und deshalb klingt es ein bisschen wie eine Drohung, wenn Oliver Kahn jetzt sagt: „Nur defensiv zu spielen gegen Bayern München halte ich für keine gute Lösung.“ So sind sie eben, die Bayern 2007: Sie wollen keinen Gegner, der passiv ihre teuer erkauften Ballkünste bestaunt, sondern sie wollen Gegner, die mitspielen, weil das ganze Spiel so mehr Spaß macht. Und weil sie, wie zu Beginn der Saison zu sehen war, dann auch selbst eher Tore schießen können. In der Bundesliga gelang ihnen genau dies die letzten 180 Minuten nicht, weshalb an der Säbener Straße nun erstmals das Wort „Krise“ zu hören ist – wenn auch leise und stets mit dem Präfix „Stürmer“.

Die Bayern selbst aber wollen davon nichts wissen. „Stürmerkrise? Das geht aber schnell“, sagt Oliver Kahn. Und Hitzfeld lächelt süffisant, wenn er zum wiederholten Mal sagen muss, dass er davon überzeugt ist, dass die Stürmer sicherlich bald wieder treffen würden. Er hat ja durchaus Recht: Es ist unwahrscheinlich, dass sich die vorübergehende Torflaute bei den Münchnern angesichts des vorhandenen Personals zu einer echten und erschütternden Krise ausweitet. Franck Ribéry jedenfalls versichert: „Wir werden alles tun, um ein paar Tore zu erzielen“, und Miroslav Klose sagt: „Eine Krise beginnt bei mir erst ab 1000 Minuten.“

Davor aber liegen nun eben 90 Minuten gegen Bolton. Die Wanderers sind Tabellenvorletzter der Premier League, „sie sind aber unter Wert platziert“, wie Hitzfeld findet. Und auch Kahn schätzt Bolton als eine „sehr gute Mannschaft“ ein, wenngleich die Stürmer Nicolas Anelka und El Hadji Diouf fehlen werden. Dafür laufen Spieler wie Ivan Campo auf, den die Bayern noch aus seiner Zeit bei Real Madrid kennen, weshalb Manager Uli Hoeneß Bolton sogar als „den stärksten Gegner in der Gruppe“ bezeichnet. Inwiefern das neben Braga, Belgrad und Thessaloniki ein Qualitätssiegel ist, ist allerdings fraglich. Wer bei den Münchnern auflaufen wird, das wollte Hitzfeld nicht verraten, Willy Sagnol aber, der seine Verletzung überstanden hat, wird nicht dabei sein. Er soll erst noch Spielpraxis bei der Reserve in der Regionalliga sammeln.

Aber Leute wie Sagnol brauchen die Bayern jetzt nicht, sie haben ja, wie Kahn sagt, „eine Verteidigung, die in Europa ihresgleichen sucht, da muss man erst mal ein Tor schießen“. Erst mal ein Tor schießen – das sollte auch der Leitspruch der Bayern für Donnerstag sein.

Michael Neudecker[München]

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