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Uefa-Cup: Hamburg fühlt sich wieder groß

Durch das Tor von Piotr Trochowski im Spiel gegen Werder Bremen sieht sich der HSV wieder auf dem Weg zur Nummer eins im Norden.

Frank Rost hat es schon oft beobachtet. Gerade erst wieder am vergangenen Samstag. Der Frust über das Pokal-Aus gegen Werder Bremen nach Elfmeterschießen war bei den Profis des Hamburger SV noch nicht verflogen, als Rost und Piotr Trochowski nach dem Training noch eine kleine Zusatzschicht schoben. Der Tormann schlug die Flanken, die der Mittelfeldmann ins leere Tor köpfte. Rost sieht im deutschen Nationalspieler einen perfekten Kopfballspieler, weil er das beherrsche, was man ihm einst auf der Kinder- und Jugendsportschule Leipzig am Kopfballpendel lehrte. „Springen, Bogenspannung aufbauen, Timing, Ball platzieren mit der Stirn“, erklärt der 35-jährige Rost, „wenn man Trotsche lässt, macht der einen Kopfball wie aus den alten DDR-Lehrbüchern.“

Seit Trochowskis Klasse-Kopfballtor im Uefa-Cup-Halbfinale bei Werder Bremen zum 1:0-Sieg sind diese Fähigkeiten auch einer überraschten Öffentlichkeit bekannt. „Ich habe noch nie gesehen, dass Trochowski ein Tor mit dem Kopf macht“, gestand HSV-Trainer Martin Jol mit einem Grinsen. „Ich bin ja eigentlich nur 1,69 Meter, aber in dieser Szene war ich 2,15 Meter“, witzelte Trochowski.

Acht Tage nach dem ersten Frusterlebnis gegen Werder fühlt sich der HSV wieder groß. Riesengroß. „Istanbul ist schöner als Berlin“, grölten Hamburgs Fans am Donnerstagabend. Ihr Traum: Werder spielt am 30. Mai in Berlin das DFB-Pokalfinale; der HSV holt zehn Tage zuvor in Istanbul den Uefa-Cup. „Noch sind wir nicht dort“, warnte Torwart Rost. „Wir wollen ja Bremen im Norden den Rang ablaufen, und dann müssen wir mal in solch ein Finale einziehen.“

Neben Mladen Petric, dessen Risswunde am Schienbein noch Schonzeit benötigt, werden auch der erneut am Muskel verletzte Alex Silva und der Gelb-gesperrte Paolo Guerrero im Rückspiel nächsten Donnerstag nicht mithelfen können. Wenn es denn trotzdem gelingt, das vierte Pflichtspiel dieser Saison gegen Werder nicht zu verlieren, wird man vor allem Trainer Jol kräftig auf die Schultern klopfen. Alle taktischen Fehler aus dem DFB-Pokal hatte er im Uefa-Cup mit einem maßgeschneiderten System korrigiert. Silva und David Jarolim bildeten den zentralen Spielverderber-Sperrgürtel, in dem sich Diego zerrieb; Trochowski und Jonathan Pitroipa inszenierten aus einem massierteren Mittelfeld zumeist die blitzgescheiten Gegenangriffe, wovon der schönste ins 1:0 mündete.

„Wir haben ein anderes System und mit einer anderen Einstellung gespielt“, sagte Abwehrchef Joris Mathijsen, „wir sind scharf darauf, dieses Jahr etwas zu erreichen.“ Am Sonntag gegen Hertha BSC geht der Kampf um Meisterschaft und Champions-League-Plätze in die entscheidende Phase (siehe Bericht auf Seite 19). Rost hofft auf eine Energieleistung des Teams, „selbst wenn die Knochen weh tun und die Beine schwer sind“. Auch HSV-Vorstandschef Bernd Hoffmann ist hoffnungs- und sorgenvoll zugleich. „Es ist schön, dass wir den Titeln so nah sind“, sagte er, aber „ich betone, dass ein UefaCup-Halbfinale in der Summe 180 Minuten dauert. Und vielleicht 210 Minuten inklusive Elfmeterschießen.“ Auch Rost, der frühere Bremer, schließt diese Möglichkeit nicht aus. „Na und?“, fragt er, „vor einem zweiten Elfmeterschießen habe ich doch keine Angst.“ Vielleicht sollten er und Trochowski schon mal üben.

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