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Sport: Uefa-Cup: Urlaub im Europapokal

So ein Europapokalspiel kann sein wie Urlaub. Alle sind gut gelaunt, halten zusammen und selbst der Ball rollt ins richtige Tor.

So ein Europapokalspiel kann sein wie Urlaub. Alle sind gut gelaunt, halten zusammen und selbst der Ball rollt ins richtige Tor. Der VfB Stuttgart hatte am Dienstag Ferien. Erfolg, das ist im Augenblick wie Urlaub. Oft kommt er nicht vor. Beim 2:1-Sieg über Feyenoord Rotterdam sonnte sich der Tabellenletzte der Fußball-Bundesliga kurz im Glück. Auch Trainer Ralf Rangnick, dem bei einer Niederlage die Kündigung drohte, konnte durchatmen.

Einzug ins Achtelfinale des Uefa-Cups. Jubel, Trubel, Heiterkeit. Silvio Meißner (27.) und Krassimir Balakow (88.) schossen die Tore der Schwaben, Patrick Paauwe (71.) traf für Rotterdam. Im Fanblock tanzten sie, anstatt wüste Beschimpfungen zu brüllen wie am letzten Wochenende. Vergessen waren die Schlagzeilen über den erfolglosen Coach, die Schulden und die trüben Aussichten im Tabellenkeller. "Wir haben gezeigt, dass wir noch leben", seufzte Rangnick erleichtert.

"Ich habe schon lange nicht mehr so gelacht. An das letzte Mal kann ich mich gar nicht mehr erinnern", sagte VfB-Präsident Manfred Haas. Und Balakow meinte trocken: "Das tut gut." Draußen vor dem Stadion standen zwar 1000 Polizisten mit Schlagstöcken hinter Gittersperren. Aber sie mussten diesmal nicht Stuttgarter Spieler und Trainer vor dem eigenen Anhang schützen.

Strenge Kontrolle schien auch das richtige Rezept auf dem Platz. Diszipliniert spielten die Stuttgarter, immer einen Schritt schneller als die Gäste. Als sie fast eine halbe Stunde lang Chance um Chance gegen die lethargischen Rotterdamer vergeben hatten, schoss Silvio Meißner das 1:0. Nur mit dem zweiten Treffer wollte es nicht klappen, obwohl sich Sean Dundee, der beste im Trikot der "Roten", alle Mühe gab. Und plötzlich begann das große Zittern.

Wie auf Kommando drehte der Spitzenreiter der niederländischen Ehrendivision auf. Den Startschuss gab der kleine Patrick Paauwe, der in der 71. Minute den Ball aus 18 Metern ins Tor hämmerte. Sein Freistoß verbreitete in der VfB-Abwehrmauer Angst und Schrecken. Die Köpfe gingen zur Seite und drin war der Ball.

Doch die Stuttgarter kämpften. Gemeinsam überstanden sie bange 25 Minuten. Und wenn es zu ruhig zu werden drohte, brüllte der Stadionsprecher in die Lautsprecher. Am Ende half auch Rotterdams Torwart Jurek Dudek, als er ziemlich unbeholfen Viorel Ganea im Strafraum umrempelte. Balakow versenkte den fälligen Strafstoß im Netz. Jubelnd sprangen sie auf der Stuttgarter Bank in die Luft. Auf den Rängen wurden Fahnen geschwungen, die Spieler rannten lachend in die Fankurve.

"So sehen Sieger aus." Diesen Gassenhauer hatten sie lange nicht mehr spielen können. Und nun feierten sie Versöhnung. Doch Trainer Ralf Rangnick weiß auch nach diesem Sieg, dass er allenfalls eine Gnadenfrist bekommen hat. Vielleicht sagte er deshalb: "Ich freue mich mehr nach innen", und brach nach dem Schlußpfiff als einziger nicht in Jubel aus. Wenn er bis zur Winterpause nicht mindestens sechs Punkte holt, besteht für ihn auch kein Grund dazu.

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