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© AFP

Uefa-Pokal: Holt Getafe die Bayern auf den Boden zurück?

Ins Halbfinale per Autosuggestion: Vor dem Uefa-Pokal-Rückspiel beim FC Getafe reden sich die Bayern ein, dass sie gar nicht scheitern können.

Der Fußballspieler Juan Angel Albin aus Uruguay ist kein besonders wuchtiger Typ. 77 Kilogramm bei 1,79 Meter Körpergröße, das ist durchschnittlich athletisch, mehr nicht. Wenn man sich diesen 21 Jahre alten Mittelfeldspieler mit der schwarzen Kurzhaarfrisur also bildlich auf der einen Seite vorstellt und den grimmigen Oliver Kahn (1,88 Meter, 91 Kilogramm) auf der anderen, dann gerät man ins Zweifeln, ob dieser Satz, den Albin vor dem Rückspiel im Uefa-Cup-Viertelfinale seines Arbeitgebers FC Getafe gegen Bayern München gesagt hat, nicht doch ernst gemeint war: Oliver Kahn, sagte Albin, „verbreitet Angst, weil er das Gesicht einer Bulldogge hat“. Nun wäre Albin nicht der erste Fußballspieler, der irgendwie Angst vor dem deutschen Titan hätte, aber erstaunlich ist seine Aussage schon: Weil sie die Zuversicht der Bayern vor diesem Spiel ja noch verstärkt.

Die Bayern ihrerseits taten kund, bevor sie am Mittwoch das Flugzeug nach Madrid bestiegen, sie würden „aufgeregt, aber ohne Angst“ (Christian Lell) anreisen. Überhaupt haben sie noch in der Münchner Arena nach dem 1:1 im Hinspiel ständig davon gesprochen, wie viel besser sie in Wahrheit seien und dass dieses 1:1 womöglich sogar ein Vorteil für sie selbst sei, nicht für Getafe. Nun, am Mittwoch, hörte sich das zwar ein wenig zurückhaltender an, man stehe „vor einer schweren Hürde“, sagte etwa Trainer Ottmar Hitzfeld.

Die Grundeinstellung der Bayern aber wurde spätestens dann unmissverständlich klar, als der Vorsitzende und Delegationsleiter Karl-Heinz Rummenigge nicht nur ankündigte, Philipp Lahm werde den bis 2009 laufenden Vertrag ungeachtet der Angebote etwa aus Barcelona erfüllen, sondern auch sagte: „Ich bin überzeugt, dass unsere Mannschaft das packt. Wir haben wunderbare Spieler auf dem Platz.“ Natürlich ist es notwendig, dass die Bayern vom Erfolg ihrer Mission überzeugt sind – mitunter aber scheint es, als hätten sie vergessen, dass der Ausflug in den Uefa-Cup am Donnerstagabend auch ganz schnell zu Ende sein könnte.

Getafe gilt als technisch versierte Mannschaft, die zudem mit dem Dänen Michael Laudrup einen Trainer hat, der seine Spieler taktisch geschickt einstellt. Deshalb sagt Hitzfeld, wie immer einer der wenigen strikt disziplinierten Münchner Realisten, ja auch: „Wir müssen wohl zwei Tore machen, denn ein Gegentor muss man immer einkalkulieren.“ Ein Argument für die Zuversicht allerdings wäre, dass am Donnerstagabend jeder der 17 000 Plätze im Coliseum Alfonso Perez besetzt sein wird, sogar König Juan Carlos wird erwartet – und jeder Ausbruch aus dem langweiligen Alltag Bundesliga reizt die Bayern. „Das wird endlich wieder eine richtige Europapokalschlacht“, sagte Manager Uli Hoeneß, „und das ist gut für uns, denn unter Druck läuft es meist besser.“

Im Sturm wird Hitzfeld wohl auf Miroslav Klose setzen. „Die Pause hat ihm gutgetan“, sagte Hitzfeld. Getafe dagegen muss auf fünf Profis verzichten, darunter seine beiden besten Torschützen im Uefa-Cup. Das wäre Argument Nummer zwei für die Münchner Zuversicht – abzuwarten bleibt, wie sehr Argumente die Realität verschleiern können.

Michael Neudecker

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