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Sport: Umstoßen des Gegners

Schiedsrichter Amerell erklärt die Platzverweise gegen Hertha

NACHSPIEL

55. Minute in der Hamburger AOL-Arena. Schiedsrichter Markus Schmidt pfeift ein Foul des HSV-Spielers Bernd Hollerbach. Der rempelt auch nach dem Pfiff noch ein bisschen weiter und macht einen provozierenden Schritt auf den Berliner Dick van Burik zu. Van Burik stößt ihn daraufhin mit der Hand vor die Brust, Hollerbach lässt sich zu Boden sinken, Schiedsrichter Schmidt zeigt van Burik die Rote Karte. Später stellt er auch noch Arne Friedrich wegen einer Notbremse vom Platz. Herthas Manager Dieter Hoeneß beklagt nach dem Spiel: „In der Rückrunde sind uns bereits zwei reguläre Tore aberkannt worden, und nun das. Langsam bekommt die Sache eine gewisse Tendenz. Es reicht.“ Hat Hoeneß einen Anlass, sich benachteiligt zu fühlen?

Seine Reaktion ist menschlich verständlich, aber er stellt die Tatsachen auf den Kopf. Bei der Roten Karte gegen van Burik war das Spiel unterbrochen. In einer Spielunterbrechung ist das Risiko viel höher, hinausgestellt zu werden, als bei hartem Einsatz im Kampf um den Ball. Van Burik hätte deshalb seine Finger von Hollerbach lassen müssen. Ob er ihn fest stößt oder leicht, mit der flachen Hand oder mit der Faust, ändert genauso wenig an seinem Stoß wie Hollerbachs vorherige Provokation. Sicherlich hat der Schiedsrichter seinen Ermessensspielraum nicht zu van Buriks Gunsten ausgelegt. Aber er hat regelkonform entschieden.

Die Rote Karte gegen Arne Friedrich war so hundertprozentig wie die Tatsache, dass auf den Tag die Nacht kommt. Insgesamt waren die Entscheidungen gegen Hertha in den vergangenen Wochen hart, aber sie waren regelkonform. Das Geschrei danach ist immer das gleiche. Wir nehmen es zur Kenntnis, aber wir werten es nicht. Denn was wäre der Umkehrschluss aus Hoeneß’ Beschwerde? Dass die Schiedsrichter für Hertha pfeifen sollen. Doch wir behandeln alle gleich.

Tendenzen gegen sich sehen meistens die Vereine, die mit den Füßen schon im Wasser stehen. Früher haben wir uns noch darüber aufgeregt, inzwischen sehen wir das leidenschaftslos. Das Verhalten auf der Trainerbank von Hertha hat sich in jüngster Zeit ja schon gebessert. Aber dass Hoeneß am Samstag beklagt hat, der Schiedsrichter sei mit seinen 30 Jahren zu unerfahren, ist unverständlich. Er ist für die Bundesliga qualifiziert. Hoeneß hat doch auch keinen Spieler unter Vertrag genommen, der nicht für die Bundesliga geeignet ist.

Manfred Amerell erklärt im Wechsel mit Hellmut Krug eine aktuelle Szene der Fußball-Bundesliga. Er ist Mitglied im Schiedsrichterausschuss des DFB. Foto: ddp

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