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Sport: Und Roy Makaay trifft auch wieder

Der FC Bayern München schlägt Verfolger Werder Bremen mit 3:1 – nach abenteuerlichem Spielbeginn und einem Tor des Holländers

Uli Hoeneß schaute drein wie jemand, der aus einer Achterbahn steigt, die ein bisschen zu schnell gefahren ist. Es hätte auch jemand warnen müssen vor diesen aberwitzigen ersten zweieinhalb Minuten, die an Bayerns Manager und dem Publikum vorbeiflashten wie ein Film im Vorspul-Modus. Diese 153 Sekunden waren zweifellos die bislang abenteuerlichsten dieser Saison. Der Umstand, dass der FC Bayern ohne bleibende Schäden aus jener Phase herauskam, war mitentscheidend für den Ausgang des Spiels. 3:1 leuchtete gut anderthalb Stunden später von der Anzeigetafel, womit die Münchner den Vorsprung auf Verfolger Werder Bremen auf fünf Punkte ausbauen konnten. Zudem brachte das Spiel, das erst in der zweiten Halbzeit zunehmend abflachte, ein hübsches Nebenprodukt aus Münchner Sicht. Aber der Reihe nach.

Die monströse Hymne, die in der Arena beim Einlauf der Mannschaften durch die Lautsprecher brummt, war gerade verklungen, da setzte im Bremer Fanblock bereits Jubel ein. Tim Borowski hatte eine Flanke in den Münchner Strafraum getreten, Miroslav Klose war etwa einen halben Meter höher gestiegen als Bastian Schweinsteiger, und schon musste Oliver Kahn hinter sich greifen – zum ersten Mal bei einem Liga-Heimspiel im neuen Zuhause, nach 37 Sekunden. Viel Zeit zu grämen blieb dem Torwart nicht. „Vielleicht hatte Bastian ein schlechtes Gewissen, aber das brauchte er nicht“, sagte Felix Magath später, der Bayern-Trainer machte für den Gegentreffer eher die indisponierten Innenverteidiger verantwortlich. 110 Sekunden nach dem Führungstor nahm Schweinsteiger den Ball nach einem bemerkenswert miserablen Abspielversuch von Leon Andreasen in Empfang und wuchtete den Ball spontan aus rund 25 Metern Richtung Bremer Tor – abgefälscht von Torsten Frings blieb Torwart Andreas Reinke keine Abwehrchance.

1:1 stand es also nach exakt 2:33 Minuten, wobei zu erwähnen ist, dass nach 1:32 Minuten ein Pfostenschuss von Claudio Pizarro zu verbuchen war. „Das war für uns schon ein bisschen glücklich, dass wir den Führungstreffer so schnell ausgleichen konnten“, sagte Magath später. Das Tempo blieb hoch, beide Mannschaften erspielten sich Chancen, Borowski etwa setzte einen Schlenzer aus mehr als 20 Metern an die Latte, doch Tore gelangen nur noch den Bayern – dank „dummer Fehler von uns“, wie Frings verbittert anmerkte. Das 2:1 etwa war Patrick Owomoyela anzulasten, der Zé Roberto enteilen und auf Pizarro flanken ließ. „Wir haben es den Bayern vielleicht ein bisschen leicht gemacht“, sagte Owomoyela, wobei seine Analyse treffender gewesen wäre, hätte er auf die Worte „vielleicht“ und „ein bisschen“ verzichtet.

Beim 3:1 begnügten sich die Bremer Verteidiger gleich im Kollektiv mit der Beobachterrolle – doch dieser Treffer hatte noch eine viel schönere Geschichte: In den letzten Wochen hatte sich beim FC Bayern ja so etwas wie eine Parallelwelt entwickelt: In der einen spielten die Bayern, meistens siegten sie, und in der anderen vergab Roy Makaay seine Chancen, eine nach der anderen. Derart beängstigende Ausmaße hatte das angenommen, dass sich sämtliche Verantwortlichen dieser Tage gezwungen sahen, ihre psychotherapeutischen Grundkenntnisse anzuwenden. Offenbar mit Erfolg, wobei Makaay diesem Treffer in der 44. Minute kaum ausweichen konnte, so hart und präzise hatte ihn Pizarro angespielt. „Das war schon eine Erleichterung nach so einer Zeit“, sagte Makaay. Beinahe 19 Stunden hatte er zuvor torlos auf dem Feld verbracht.

In der zweiten Hälfte tat sich nicht mehr allzu viel. Nach 66 Minuten verließ der bis dahin unauffällig spielende Michael Ballack das Feld, wegen „muskulärer Probleme“, wie Magath sagte, „wegen Magenproblemen“, wie Hoeneß berichtete.

Welche Probleme Ballack nun auch hatte, den Manager beschäftigten derweil andere Dinge. „Das war der Traum, den ich heut Nacht hatte, fünf Punkte vor Bremen und morgen sechs vor Hamburg“, sagte Hoeneß nach dem Spiel. Wovon er diese Nacht zu träumen gedenke, verriet er nicht, aber es lässt sich leicht erahnen. Die ersten zweieinhalb Minuten bedürfen noch einige Zeit der Verarbeitung.

Daniel Pontzen[München]

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