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Sport: Unendliche Weiten

Von Richard Leipold Gelsenkirchen. Das Berger Feld: Über hundert Hektar erstreckt sich das Gelände rund um die Arena Auf Schalke – unendliche Weiten.

Von Richard Leipold

Gelsenkirchen. Das Berger Feld: Über hundert Hektar erstreckt sich das Gelände rund um die Arena Auf Schalke – unendliche Weiten. Viel Platz für den Fußballklub Schalke 04, seine Geschäftsfelder auszudehnen. „Wir wollen unsere Investitionspolitik auch dann fortsetzen, wenn die Fernseheinnahmen sinken sollten“, sagt Finanzvorstand Josef Schnusenberg. Vorgesehen seien ein Rehabilitationszentrum, ein großes Hotel, ein kleines Stadion mit fünftausend Plätzen, Bürogebäude und ein Landschaftspark, der zum Ausflugsziel für Revierbürger und Touristen werden solle. Der bodenständige „Bratwurstklub“ - so nennt Manager Rudi Assauer den FC Schalke - hat sich vorgenommen, die nächste Entwicklungsstufe vom Arbeiterverein zum modernen Mischkonzern zu erklimmen.

Das Kerngeschäft bietet, zumal vor dem Hintergrund der Kirchkrise, wenig Steigerungspotenzial. Im sechsmonatigen „Rumpfgeschäftsjahr“ vom 1. Juli bis 31. Dezember 2001, bedingt durch die Anpassung an das Kalenderjahr, erreichte der Fußballverein einen Umsatz von 61,7 Millionen Euro, mehr als in den zwölf Monaten zuvor (59,3 Millionen Euro) und erwirtschaftete den Rekordgewinn von rund 8,6 Millionen Euro. Ausschlaggebend für dieses Ergebnis seien die Teilnahme an der Champions League gewesen, vor allem aber die Wirtschaftskraft der neuen Arena, die allein in den ersten fünf Monaten seit der Eröffnung 1,5 Millionen Besucher aufnahm. „Die Champions League ist noch immer das lukrativste Geschäft“, sagt Assauer. „Wenn wir vier bis fünf Jahre regelmäßig dort mitspielten, brauchten wir keine anderen Veranstaltungen mehr." Für das Geschäftsjahr 2002, ohne Champions League, rechnet Schnusenberg mit einem Umsatz von etwa 100 Millionen Euro. Auf Sicht müsse der Verein „ein Ergebnis von 20 Millionen Euro pro Jahr“ erzielen. „Wir brauchen gute Gewinne, um all das, was wir hier machen, auch bedienen zu können.“ Die Aussicht auf sinkende Einnahmen aus der Vermarktung der Bundesliga-Übertragungsrechte ändere nichts an der Notwendigkeit, weiter in die Infrastruktur des Klubs zu investieren. „Wir arbeiten daran, uns von den TV-Einnahmen relativ unabhängig zu machen“, sagt Schnusenberg. Wie jedes andere Unternehmen müsse der Klub sich „Gedanken über die Kostenstruktur machen". Einen Gang an die Börse halte er „im Moment für illusorisch". Auch eine Zusammenarbeit mit strategischen Partnern oder eine Umbenennung des Stadions kämen derzeit nicht in Frage. Fest stehe aber, dass die „Tochtergesellschaften stärkere Erträge erwirtschaften müssen." Mit der Ausrichtung großer Shows wolle man sich zurückhalten. Der Umgang mit Künstlern aus der Unterhaltungsbranche liegt den Schalkern nicht besonders. „Bei Weltstars stehen immer gleich drei oder vier Veranstalter auf der Matte, die behaupten, sie hätten den Künstler unter Vertrag“, sagt Assauer. Im Vergleich zum Show-Business sei „der Fußball kein einfaches, aber ein ehrliches Geschäft, in dem Verträge noch zählen". Schnusenberg wertet die Ausflüge ins Schaugeschäft ebenso desillusioniert. „Wir haben den Pfad der Tugend verlassen.“ Das PUR-Konzert und die Aida-Aufführung seien „sehr erfolgreich“ gewesen, aber wenn Schalke diese Veranstaltungen „ganz allein“ abgewickelt hätte, „dann hätten wir mehr Geld verdient."

Dafür steht Assauer vor einer Zusammenarbeit mit dem American Football-Team Rheinfire Düsseldorf, das zur nächsten Saison nach Gelsenkirchen umziehen und zu jedem seiner Heimspiele in der NFL Europe „rund 40 000 Anhänger mitbringen“ könnte. Statt selbst als Veranstalter aufzutreten, will er die Halle hauptsächlich vermieten und das Catering übernehmen, „dann ist das Risiko gleich null", sagt Assauer.

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