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Sport: Unerwartetes Tempo

Das neue BMW-Sauber-Team übertrifft in der Formel 1 die eigenen Prognosen

Selten hat es vor einem Formel-1-Rennen so viele Siegkandidaten gegeben. Auf diese Idee könnte man zumindest kommen, wenn man den Ankündigungen der Teams Glauben schenkt. Kaum ein Rennstall hält sich vor dem Europaauftakt an diesem Wochenende in Imola nicht für einen Anwärter auf den Erfolg – allen voran Michael Schumachers Rennstall Ferrari, für den die WM nach eigener Aussage am Sonntag beim Großen Preis von San Marino erst so richtig beginnt. So ziemlich das einzige Team, das sich nicht zu diesem Kreis zählt, ist ausgerechnet jenes, das nach den ersten drei Saisonrennen zu den größten Gewinnern zählt. Bei BMW-Sauber lässt man im Debütjahr lieber Fakten sprechen.

Man wolle „den positiven Aufwärtstrend fortsetzten“, lautet die kühnste Prognose für das Rennwochenende, die aus der Zentrale in München nach außen dringt. Dabei hätte BMW-Sauber durchaus Gründe, die in der Formel 1 unübliche Bescheidenheit aufzugeben. Das aus der Zusammenlegung von Sauber und BMW erst vor dieser Saison entstandene Team hat bereits in Malaysia, im zweiten Rennen überhaupt, die ersten Punkte geholt und beim vergangenen Grand Prix in Melbourne die Plätze vier und sechs belegt. Der Hauptgrund für die ansteigende Formkurve ist, dass BMW die Zuverlässigkeitsprobleme vor allem im Motorenbereich offenbar immer besser in den Griff bekommt. Weil vor dem Rennen in Melbourne die anfälligen Teile ausgetauscht worden sind, hielten die Motoren problemlos. Jetzt müssen sie allerdings noch Imola überstehen. „Das stellt noch einmal eine Herausforderung dar“, sagt BMW-Teamchef Mario Theissen. Ab dem folgenden Rennen auf dem Nürburgring „haben wir dann sowieso komplett neue Motoren mit neuen Teilen, dann ist das endgültig kein Thema mehr“.

Inzwischen zeigt sich von Rennen zu Rennen besser, dass das Auto von BMW-Sauber auch schnell genug ist, um zumindest hinter Renault und McLaren mithalten zu können. In Melbourne lag Nick Heidfeld sogar zeitweise auf Platz zwei. „Für ein neues Team war das sehr gut und für uns ein weiterer Motivationsschub“, sagt der Deutsche.

Die Integration haben die beiden Mannschaften aus München (BMW) und Hinwil in der Schweiz (Sauber) unter Theissens Führung offenbar gut bewältigt. Hinzu kommt, dass im Cockpit nicht nur Theissens Favorit Heidfeld starke Leistungen zeigt. Auch der frühere Weltmeister Jacques Villeneuve, der erst nach langem Zögern überhaupt von Sauber ins neue Team übernommen wurde, hat sich gegenüber dem Vorjahr deutlich gesteigert. Die große Überraschung aber ist der junge Testpilot Robert Kubica – der 21 Jahre alte Pole liefert als Testfahrer an den Freitagen regelmäßig schnelle Runden und vor allem präzise technische Aussagen ab.

In Imola erhofft sich BMW-Sauber mit einem neuen Frontflügel und einer veränderten Heckpartie am Auto einen weiteren Schritt in Richtung Spitze. Die hohe Geschwindigkeit bei der Entwicklung von Teilen soll auch beibehalten werden. „Wir haben das Ziel, zu jedem Grand Prix kleinere oder größere Aerodynamik-Modifikationen mitzubringen“, sagt Heidfeld. Allerdings gibt er auch zu bedenken: „Beim Europaauftakt werden natürlich viele Teams mit überarbeiteten Autos starten, da können sich die Kräfteverhältnisse noch einmal etwas verschieben.“

Bisher scheint man in München die eigenen Erwartungen vor Saisonbeginn übertroffen zu haben. Der anvisierte sechste Platz in der Konstrukteurs-WM erscheint mehr als realistisch. Da ist dann selbst Mario Theissen einmal vorsichtig optimistisch: „Wir haben mit BMW einen Sprung gemacht“, sagt der Teamchef. „Wenn wir das Entwicklungstempo der großen Teams mitgehen, sieht das gar nicht so schlecht aus.“

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