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Sport: Unerwünschte Person

IOC suspendiert umstrittenen Bulgaren Slawkow

Athen Normalerweise zögert das Internationale Olympische Komitee (IOC) ziemlich lange, wenn es darum geht, Spitzenfunktionäre aus den eigenen Reihen hart zu bestrafen. Doch im Fall Iwan Slawkow ging alles sehr schnell. Das Exekutivkomitee des IOC suspendierte am Samstag bei seiner Sitzung in Athen sein bulgarisches Mitglied Slawkow und schloss den 64 Jahre alten Funktionär zudem von den Olympischen Spielen aus.

Jede andere Reaktion wäre überaus verwunderlich gewesen. Denn zu überwältigend waren die Beweise für die Korruption des Bulgaren. Der britische Fernsehsender BBC hatte am Mittwoch einen Beitrag („Die gekauften Spiele“) ausgestrahlt, der jetzt dem Bulgaren zum Verhängnis wurde. Slawkow hatte darin in einem geheim aufgenommenen Gespräch mit als Geschäftsleuten getarnten Reportern den Eindruck erweckt, seine Stimme sei für die Londoner Bewerbung um die Spiele 2012 käuflich. Nachdem die Vorwürfe bekannt geworden waren, hatte sich Slakow mit einem Gegenangriff verteidigt. Der Bulgare behauptete, er habe mit seinen Aussagen lediglich das System der Korruption entlarven und echte Betrüger enttarnen wollen.

Slawkow ist seit 1987 Mitglied des IOC. Er führt auch das Nationale Olympische Komitee (NOK) und den Fußball-Verband seines Landes an. Eigentlich sollte er am Sonntag in Athen einschweben, doch daraus wird nun nichts. Doch nicht nur Slakow ist bei den Olympischen Spielen zur „unerwünschten Personen“ erklärt worden. Der Kuwaiti Abdul Muttaleb Ahmad ist ebenfalls von den Spielen ausgeschlossen worden. Der Generalsekretär der Vereinigung der Nationalen Olympischen Komitees Asiens hatte den BBC-Reportern erklärt, er könne die 23 asiatischen IOC-Mitglieder zugunsten von London und in Konkurrenz zu den Mitbewerbern um die Spiele 2012, Paris, Madrid, Moskau und New York beeinflussen.

Die nicht einer olympischen Organisation angehörenden Geschäftsleute Goran Takac (Serbien-Montenegro), Gabor Komyathy (Ungarn) und Mahmood El-Farnawani (Ägypten) wurden zu nicht erwünschten Personen der Olympischen Familie erklärt. Zusammen mit Ahmad hatten sie in den Gesprächen den Eindruck erweckt, London 54 Stimmen bei der Wahl der IOC-Vollversammlung im Juli 2005 besorgen zu können. Takac war früher geschäftlich eng mit dem ehemaligen IOC-Präsidenten Juan Antonio Samaranch verbunden.

Keine Entscheidung hat die IOC-Exekutive im Fall des amerikanischen 400-m-Läufers Jerome Young getroffen. Der Leichtathletik-Weltverband (IAAF) hatte den Staffel-Olympiasieger von Sydney am 19. Juli wegen Dopings nachträglich für zwei Jahre gesperrt, nachdem dieser bereits 1999 positiv getestet worden war. Youngs Name war vom US-Leichtathletik-Verband jahrelang nicht genannt worden. Erst bei der Weltmeisterschaft 2003 wurde Young als Dopingsünder enttarnt.

Die IAAF beschloss zudem, dem bei den Olympischen Spielen vor vier Jahren siegreichen US-Quartett das Staffel-Gold abzuerkennen. Das IOC will dagegen erst die Mitte September endende Berufungsfrist abwarten. Tsp

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