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Sport: Ungestört zum Mittagsschlaf

Michael Neudecker über die Kulturrevolution beim FC Bayern

Der 26. März war ein denkwürdiger Tag für München. Wie ein Feuer breitete sich die Nachricht über der Stadt aus: Es gibt eine neue Kultur beim FC Bayern. Kultur – bei einem Fußballverein! Ein erschütternder Gedanke. Aber Karl-Heinz Rummenigge höchstpersönlich hatte es ja gesagt: „Das ist eine neue Kultur.“

Am 26. März wurde Schritt eins der großen Kulturrevolution, verantwortet von Kulturdirektor Jürgen Klinsmann, bekannt: Das „Insider“ wird geschlossen. Nein, es fühlte sich viel dramatischer an: Das „Insider“ wird sterben, und nichts wird mehr so sein wie es war. Rigoros, diese Kultur-Bayern! Schließen einfach das Vereinscafé, in seiner jetzigen Beschaffenheit ja nur dank Uli Hoeneß vorhanden, schließen das Trainingsgelände, schließen die Profis weg und die Fans aus, schon ab 16. Mai. Nie mehr Volksfest auf dem Trainingsgelände, und die gelegentlich vom FC Bayern aufgestellten Würstchenbuden – Schande über die Buden! – werden umgehend in die Isar geworfen.

Schritt zwei folgt am 20. Mai: Umbau des „Insider“ zu einer Ruhezone für die geschundenen Fußballprofis. Mit Fernseher, Tischfußball und Videospielkonsolen. Man sieht schon die Schlagzeile: „Schweinsteiger verpasst Trainingsauftakt – hatte mit TSV 1860 ein Punktspiel bei Fifa Soccer 2008.“

Und schließlich Schritt drei: öffentliches Training in der Arena, in die 69 000 Zuschauer passen. Volksfeste schafft man nicht ab, man macht sie größer und verlagert sie. Aha aha, so geht also Kultur. Danke, FC Bayern.

Michael Neudecker

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