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Hinter den Erwartungen. Unions Terodde kommt bisher nur auf vier Treffer.

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Union und das Stürmer-Problem: Angriff sieht anders aus

Der 1. FC Union will in die Bundesliga aufsteigen – nötige Verstärkungen im Sturm bleiben bisher aus.

André Hofschneider hatte sich für das Trainingsende am Mittwochvormittag in Chiclana de la Frontera noch etwas Besonderes ausgedacht. Der Ko-Trainer des Fußball-Zweitligisten 1. FC Union warf Simon Terodde und Adam Nemec am zweiten Tag des Trainingslagers in Südspanien an der Strafraumgrenze im Sekundentakt Bälle zu, die die beiden Angreifer mit Wucht auf den Kasten feuern sollten. „Beim nächsten Mal sind die beiden anderen dran“, sagte Hofschneider, ehe er sich auf sein Fahrrad schwang und in Richtung der Mannschaftsunterkunft Vincci Costa Golf davonraste.

Allerdings gibt es derzeit hinter Nemec und Terodde keine allzu große Auswahl an Stürmern, die den Köpenickern im Kampf um den Aufstieg in die Bundesliga weiterhelfen können. Sören Brandy, der nach Kapitän Torsten Mattuschka (acht Treffer) zusammen mit Nemec (beide fünf) und vor Terodde (vier) bisher die meisten Tore beisteuerte, ist eher als verkappter Stürmer auf der rechten Außenbahn zu sehen. Und dann hört es eigentlich schon auf.

Silvio, der in dieser Serie nicht ein einziges Punktspiel bei den Profis bestritt, gehört seit dem ersten Training der Rückrunde nicht einmal mehr zum Kader. Er muss bei der zweiten Mannschaft mittrainieren und durfte nicht mit an die Costa de la Luz reisen. Union erwartet, dass er noch vor seinem Vertragsende im Sommer von der Gehaltsliste verschwindet. „Dafür hatte er drei Transferperioden Zeit“, sagte Präsident Dirk Zingler, der zum ersten Mal in seiner Ära als Präsident in einem Trainingslager dabei ist.

Steven Skrzybski ist Stürmer Nummer vier. Doch den Durchbruch hat das Eigengewächs seit seinem Debüt in der Zweiten Liga im November 2010 nicht geschafft. Bislang kam er zu 26 Einsätzen und erzielte dabei einen Treffer. Immer wieder kamen Verletzungen dazwischen, auch wenn Trainer Uwe Neuhaus den schnellen Offensivmann immer wieder für seine Trefferquote im Training lobte und eine Chance gab. Doch auch in der aktuellen Spielzeit ließ eine Verletzung, der ein Formtief folgte, nur vier Begegnungen mit sehr geringer Spielzeit zu. Auch deshalb will Union Skrzybski jetzt ausleihen. „Das könnte auch noch passieren, weil er seinen eingeschlagenen Weg nicht konsequent fortgesetzt hat“, sagt Neuhaus. „Vielleicht ist ein halbes Jahr irgendwo anders gar nicht so schlecht für ihn.“

Im Gegensatz zum Vorjahr ist auch Skrzybski selbst bereit, sich bei einem anderen Verein für ein halbes Jahr Spielpraxis zu holen. Fast hätte es mit einem Engagement beim Drittligisten Chemnitzer FC geklappt. Doch den Sachsen fehlt bisher das Geld dafür.

Aktuell hat es den Anschein, dass Union ohne Verstärkung im Sturm in die Rückrunde geht. Ein Angriff auf die Bundesliga sieht anders aus. Dabei hatte Vereinschef Zingler noch im Dezember erklärt, dass Neuzugänge durchaus finanzierbar seien. Der Markt gibt den gesuchten Spielertypen aber offensichtlich nicht her. „In der Winterpause ist das extrem schwer. Alle Mannschaften suchen Stürmer. Und so viel Bahnbrechendes habe ich bisher nicht gehört. 1860 holt einen Japaner, Bielefeld einen von Köln, der hinten dran war“, beschreibt Trainer Neuhaus die Situation. Möglicherweise präsentiert Union also vielleicht doch noch eine weitere Überraschung wie den Testspieler Abdallah Gomaa. Der 18-jährige stieß am Dienstag auf dem Flughafen zur Mannschaft. Offen ist aber, ob der Ägypter überhaupt verpflichtet werden soll. Selbst in diesem Falle dürfte er Union nicht sofort weiterhelfen. Pascal Wedemann aus der zweiten Mannschaft macht keinen schlechteren Eindruck.

Vielleicht denkt Uwe Neuhaus auch einfach im Sinne von Nemec und Terodde. Denn auch heute im Testspiel gegen den Bundesligisten SC Freiburg (15.30 Uhr) favorisiert der Trainer ein 4-2-3-1-System mit nur einem Angreifer (Nemec). Im Falle eines zusätzlichen Stürmers säßen womöglich beide nur noch auf der Bank.

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