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Hat sich mit einer vorbildlichen Leistung gegen Hertha zurück gemeldet: Michael Parensen.

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Michael Parensen: Der Vorkämpfer

Michael Parensen feierte gegen Hertha sein Comeback – und stand stellvertretend für Unions Mentalität, mit der in der Vergangenheit schon oft Favoriten zur Verzweiflung getrieben wurden: Leidenschaft, Kampf und Hingabe.

Von Katrin Schulze

Die Sache mit der Enthaltsamkeit hat Michael Parensen zu schaffen gemacht. Viel zu lange musste er ohne seinen geliebten Ball auskommen. „Ganz schwierig war das “, sagte der junge Bursche in Diensten des 1. FC Union. So schwierig, dass ihm die ersten Qualen nach der langen Abstinenz wie eine Wohltat vorgekommen sein müssen. Erstmals nach sechs Monten absolvierte der Mittelfeldspieler am Freitagabend wieder ein Pflichtspiel für die Profi-Fußballmannschaft seines Vereins. Und was für eines: Ganze 80 Minuten lang gab er beim 1:1 im Stadtduell gegen Hertha BSC den Rhythmus für sein Team vor.

Als Parensen danach vom Platz marschierte, vereinten sich in seinem Gesicht, das immer noch an seine Teenagerzeiten erinnert, totale Glückseligkeit und völlige Erschöpfung – ein breites Lächeln mischte sich mit einigen von der Anstrengung zeugenden Falten. „Er hat sich ausgepumpt, bis wirklich gar nichts mehr ging“, sagte sein Trainer Uwe Neuhaus. „Seine Mentalität war ein Gewinn für die Mannschaft.“ In der Tat stand der 24-Jährige an diesem Abend stellvertretend für die Leistung der Unioner, die sich gegen Hertha auf die Tugenden besannen, mit denen Außenseiter in der Vergangenheit schon oft Favoriten zur Verzweiflung gebracht haben: Leidenschaft, Kampf und Hingabe.

Laut Parensen hätte Union Hertha so „90 Minuten an die Wand gespielt“. Das mag eine etwas zu euphorische Einschätzung sein. Wie gewillt die Köpenicker nach nun zwei gesammelten Punkten aus vier Spielen sind, die unteren Tabellenregionen zu verlassen, bewiesen sie aber allemal. „Die Art und Weise unseres Auftritts war ein ganz eindeutiges Zeichen“, befand auch ihr Coach Uwe Neuhaus nach dem Spiel. „Das stimmt mich zuversichtlich.“

Michael Parensen könnte mit seiner Einsatzfreude und seiner Quirligkeit künftig in der Tat viel dazu beitragen, dass die Köpenicker nach einem müden Saisonstart wieder munter werden. Wie schnell sich der Mittelfeldspieler innerhalb des neuen Unioner Tatendrangs in eine Vorreiterrolle gekämpft hat, überrascht allerdings schon. Schließlich vermasselte ihm sein Knie viel länger als geplant die Freude am Fußball. Im März dieses Jahres hatte sich Parensen einen Innenbandriss zugezogen; und als sich die Rehabilitation immer weiter hinzog, hätte man als Profi eigentlich verrückt werden können.

Immer wieder war er auf dem Sprung zurück, immer wieder warf ihn das böse Knie mit unvorhergesehenen Komplikationen zurück. Dass diese Situation „alles andere als einfach“ war, gibt Parensen zu, mürbe machen aber hat er sich von den Heilungsschwierigkeiten nicht – auch wenn die einsamen Läufe durch den Wald in diesem Leben nicht mehr zu seinen favorisierten Aktivitäten zählen werden. Nachdem Michael Parensen vor einigen Wochen erstmals wieder mit dem Ball trainiert hatte, strahlte er übers ganze Gesicht. „Ich hatte fast vergessen, wie schön das ist“, sagte er damals. Wie ein kleiner Junge, der gerade sein Lieblingsspielzeug wiedergefunden hat.

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