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Sport: Unsicherheit als Pfand

Helmut Schümann über Borussia Dortmunds unkaufmännische Kaufleute Stellen wir uns heute mal vor, dass wir uns ein Haus kaufen, ein schönes, großes mit Pool und, je nach Neigung, Tennis oder Fußballplatz. Wir finanzieren es mit der einen Million Euro, die wir nächste Woche bei Jauch gewinnen.

Helmut Schümann über Borussia Dortmunds unkaufmännische Kaufleute

Stellen wir uns heute mal vor, dass wir uns ein Haus kaufen, ein schönes, großes mit Pool und, je nach Neigung, Tennis oder Fußballplatz. Wir finanzieren es mit der einen Million Euro, die wir nächste Woche bei Jauch gewinnen. Allerdings hat uns Jauch noch nicht eingeladen. Und wenn wir uns das jetzt alles so vorgestellt haben, können wir uns auch vorstellen, Präsident bei Borussia Dortmund zu sein. Der, Gerd Niebaum, handelt nämlich so. Die Anleihe, mit der der Klub der einstigen Malocher die Finanzkrise aussitzen will, ist nichts anderes als die Spekulation auf eine schwer zu beeinflussende Zukunft. Die BvB-Chefs wollen Geld aufnehmen und geben als Pfand ein immer volles Stadion und die Zugriffsberechtigung zu den Fleischtöpfen der Champions League. Mit anderen Worten: Sie wollen Geld ausgeben, das sie noch nicht haben. Das machen schlechte Kaufleute und Hasardeure, das hat die New Economy zum Platzen gebracht.

Das Kapital des Klubs, dessen Aktienwert binnen dreier Jahre auf ein Drittel geschrumpft ist, ist eine Fußballmannschaft, besteht aus Beinen und eben nicht aus Steinen, in die Präsident Niebaum vor Jahren zu investieren glaubte. Eine Fußballmannschaft ist nur begrenzt durchkalkulierbar. Schnell ist der Anspruch, sportliche und wirtschaftliche Upperclass zu sein, verschludert. Hertha BSC macht gerade durch, wie schnell. Mit seiner 100-Millionen-Euro-Anleihe verschuldet sich der BvB auf Jahre hinaus mit einer Rückzahlungs-Belastung von 27 Millionen Euro per anno. Den teuersten Kader der Liga hat Borussia ohnehin schon. Nicht den besten, das Team humpelt etwas kraftlos der Bundesligaspitze hinterher und ist von den Einnahmen im internationalen Geschäft noch weit entfernt. Die Liebe der Fans zu ihrer Borussia mag unendlich sein, aber sie wird nicht reichen, wenn Fernsehgelder ausbleiben, die Schulden zu tilgen. Der Crash des BvB ist wahrscheinlich, und er ist vorhersehbar. Und wenn er dann da ist, hilft nicht mal mehr Jauch.

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