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Ratlos. Klopp und sein Team haben in der Liga viermal in Folge verloren.

© dpa

Jürgen Klopp bei Borussia Dortmund: Unter Artenschutz

Borussia Dortmund stemmt sich gegen eine Trainerdiskussion. BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke spricht noch von einer Jobgarantie für Jürgen Klopp, doch wie lange lassen sich die Mechanismen aushebeln?

Jürgen Klopp hatte seine schwarze Kappe tief ins Gesicht gezogen. Ruhig und sachlich sprach er und versuchte dabei, Gründe für die Dortmunder Krise zu finden. Und vor allem, darzulegen, wie der Niedergang aufzuhalten sei. „Wir drehen an allen Schrauben“, sagte Dortmunds Trainer, „mehr tun geht kaum, besser geht es immer.“ Nicht nur der 47-Jährige tat sich nach der 0:1-Heimniederlage gegen Hannover schwer, die Dinge richtig einzuordnen bei einem Klub, der in den letzten Jahren so erfolgreich war und auch in diese Saison mit hohen Ambitionen gestartet war. Klopp gab sich kämpferisch, doch Rezepte für den Ausweg aus dem tiefen Tal hatte auch er nicht zu bieten. Viel mehr als Durchhalteparolen bleiben im derzeitigen Dilemma nicht. „Wir müssen kämpfen, um unsere Situation zu ändern“, sagte er. Und weiter: „Das müssen wir allein schaffen. Dabei hilft uns keiner.“

„In so einer Situation standen wir noch nie, seit ich hier bin“, sagte Mittelfeldspieler Sven Bender. „Das ist neu, und das ist schwierig.“ Dortmund unter Jürgen Klopp, das beinhaltete seit 2008 auch Rückschläge, doch meistens waren es mitreißender Fußball und gute Ergebnisse, die im Gewinn von zwei Meisterschaften, dem DFB-Pokal und dem Einzug ins Champions-League-Finale gipfelten.

Meilenweit entfernt von den Ansprüchen

Auch wenn der Branchenführer aus München in den letzten beiden Jahren in der Liga enteilt war, konnte sich die Borussia immer noch darauf verlassen, ihre Position als zweite Kraft im Land zu behaupten. Doch davon ist der Verein derzeit meilenweit entfernt. Vier Bundesliga-Niederlagen in Folge, das hat es seit 14 Jahren nicht mehr gegeben. Während der BVB in der Champions League mit drei Siegen und 9:0 Toren die beste Bilanz aller 32 Klubs aufweist, ist in der heimischen Liga auch gegen Hannover 96 die herbeigesehnte Trendwende ausgeblieben.

Normalerweise wird in einer solchen Situation der Trainer infrage gestellt. Doch in Dortmund sind die gängigen Prinzipien der Branche außer Kraft gesetzt. Schließlich ist Jürgen Klopp der erfolgreichste Trainer der Vereinsgeschichte und das Gesicht des BVB. Ohne ihn wäre der Höhenflug der letzten Jahre nicht möglich gewesen, und das hat dem 47-Jährigen zu einem Stellenwert verholfen, der weit über das übliche Maß hinausgeht. Nach Joachim Löw ist Klopp der bekannteste Trainer in Deutschland, auch die Niederlagenserie in der Bundesliga ändert nichts daran, dass er in Dortmund weiterhin unter Artenschutz steht.

Watzke: Jobgarantie für Klopp

Eine solche Wertschätzung hat es zuletzt bei Werder Bremen gegeben, als der Verein auch noch zu einem Zeitpunkt an seinem ewigen Angestellten Thomas Schaaf festhielt, zu dem es bei normalen Klubs längst einen Personalwechsel gegeben hätte. Noch vor wenigen Tagen betonte auch Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke: Den Zeitpunkt, wann die Liaison zwischen Borussia Dortmund und Jürgen Klopp zu Ende gehe, bestimme einzig und allein der Trainer und niemand sonst. Dabei habe sich auch durch die dramatische Lage nichts geändert, die Jobgarantie bestehe weiterhin.

Den Ausweg aus der Krise darf also der Star auf der Bank suchen, doch das Wie bereitet weiterhin Kopfzerbrechen. Die Analyse des bedenklichen Ist-Zustands hinterlässt viele Fragezeichen. „Die gängigen Erklärungen greifen nicht“, sagte Klopp. Gerade das mache es so schwierig, die richtigen Maßnahmen zu treffen. So sei die Harmonie in der Mannschaft vollkommen intakt, betonte Klopp auf Nachfrage, „und auch mit dem Thema Trainer kann ich nicht dienen“. Sportdirektor Michael Zorc zuckte bei seinen Ausführungen immer wieder mit den Schultern: „Was Leidenschaft und Kampf angeht, können wir der Mannschaft auch heute keine Vorwürfe machen.“

Immerhin kann die Borussia für sich verbuchen, dass das Umfeld in schweren Zeiten Umsicht walten lässt. Eine Trainerdiskussion wird kategorisch abgelehnt, die Fans auf der Südtribüne feierten Klopp und seine Mannschaft nach dem Abpfiff mit demonstrativen Gesängen. Jürgen Klopp hat das dankbar zur Kenntnis genommen. „Solche Spiele könnten dazu führen, dass man sagt, es hat alles keinen Sinn mehr“, sagte er später. „Aber wir werden weiterkämpfen.“

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