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Sport: Unter Beobachtung

Trainer Emir Mutapcic steht vor seinem schwersten Jahr mit Albas Basketballern – er ist zum Erfolg verdammt

Berlin - Was war am Freitagabend mit Emir Mutapcic los? Spieler und Kotrainer befanden sich längst auf dem Weg in die Kabine, als der Basketball-Trainer von Alba Berlin zu Beginn der Halbzeitpause immer noch auf dem Spielfeld stand, gestikulierte und auf einen Schiedsrichter einredete. Irgendetwas musste ihm missfallen haben in den letzten Sekunden vor der Pause, ein nicht gepfiffenes Foul oder ein vermeintlicher Regelverstoß eines gegnerischen Spielers. Seine Aufgeregtheit verwunderte, war das Spiel gegen Efes Istanbul (87:73) im Rahmen der Berlin Basketball Trophy doch nur ein Vorbereitungsspiel. Doch für Emir Mutapcic ist in dieser Saison vieles wichtig.

Der Trainer steht vor seiner schwersten Spielzeit bei Alba Berlin. Nach dem schlechtesten Abschneiden des Vereins seit zehn Jahren ist er mit der neu formierten Mannschaft zum Erfolg verdammt. Die Verantwortlichen haben ihn zwar frei von Schuld gesprochen. Präsident Dieter Hauert sagt: „Nicht der Trainer hat im letzten Jahr verloren, es war die Mannschaft.“ Doch sollten die Resultate auch in dieser Saison nicht stimmen, dürfte sich für den Präsidenten die Frage stellen, ob es erneut nur an der Mannschaft gelegen hat.

Hauert wollte seinen Trainer, dem er freundschaftlich verbunden ist, nach dem viel versprechenden Erfolg über den Europaligisten Istanbul loben. „Wir haben ihm die Chance gegeben, eine super Mannschaft zusammenzustellen“, sagte der Präsident, „er hat unser Vertrauen, dass er alles aus ihr herauskitzeln wird.“ Man kann es aber auch als Drohung verstehen. In dieser Saison sitzen bereits die ehemaligen Alba-Spieler Henning Harnisch als Teammanager und Henrik Rödl als Kotrainer neben ihm auf der Bank. Rödl wird bei Alba als Trainer aufgebaut, gegenwärtig betreut der ehemalige Nationalspieler die Regionalliga-Mannschaft von TuS Lichterfelde. Exakt diesen Weg hat der ehemalige Alba-Spieler Emir Mutapcic auch einmal genommen.

Der Trainer spielt die Situation herunter. „Ich habe immer Druck, das ist nichts neues für mich“, sagt der 44-Jährige. Auch das Scheitern im vergangenen Jahr habe nichts daran geändert. „Ich habe schon vergessen, was in der letzten Saison war“, sagt Mutapcic, „wenn ich immer daran denken würde, wäre ich schon im Krankenhaus.“ Sein Vertrag läuft nach dieser Spielzeit aus. Der Bosnier hat vor vier Jahren Svetislav Pesic als Alba-Trainer abgelöst. Nach drei Meistertiteln und zwei Pokalsiegen ist er längst aus dem Schatten seines prominenten Vorgängers herausgetreten, doch in dieser Saison steht er wieder unter besonderer Beobachtung. Er nimmt es gelassen. „So ist der Sport.“ Zumal ihm das erste Vorbereitungsspiel gegen Istanbul Hoffnung auf eine positive Saison gibt. „Das war wichtig für uns alle, es zeigt, dass wir einen guten Move im Sommer gemacht haben.“ Erst seit knapp zwei Wochen trainiert das Team komplett mit allen sechs Zugängen, doch schon jetzt zeigt es einen Kampfgeist, den es im letzten Jahr oft vermissen ließ.

Der US-Amerikaner Michael Wright hat das Potenzial zum neuen Star im Team, der Kroate Matej Mamic überzeugt als Scorer und Rebounder, und der US-amerikanische Aufbauspieler Gerald Brown zeigte mehr Teamgeist als sein Vorgänger DeJuan Collins. „Wir haben bis jetzt alles richtig gemacht“, sagt Hauert. Doch die neue Mannschaft ist auf Erfolg ausgerichtet, die Überlegung neue deutsche Spieler zu integrieren, spielte keine Rolle mehr. Der 22-jährige Guido Grünheid kam bereits in dem sportlich unbedeutenden Spiel gegen Istanbul nicht zum Einsatz.

Nach dem Scheitern im Meisterschafts-Halbfinale der vergangenen Saison hat sich Emir Mutapcic von einigen Fans Kritik anhören müssen. Der Fanklub-Vorsitzende Jörg Busche monierte bei der Saisonabschlussfeier, dass der Trainer zu wenig gewechselt habe, andere Fans kritisierten im Internet seine Passivität beim Coachen. Er strahle Ratlosigkeit aus, wenn es nicht laufe. Allerdings hatte dies in den erfolgreichen drei Jahren zuvor niemanden gestört. Die Sichtweise auf den Trainer hängt offenbar vom Erfolg in der kommenden Saison ab. „Wir brauchen alle Glück“, sagt Mutapcic, „ich besonders.“

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