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Sport: Unter Erfolgszwang

Bei den Eisbären benötigen die Kölner Haie heute unbedingt einen Sieg

Von Claus Vetter

Berlin. Mitte der Siebziger war es, damals, beim Berliner Schlittschuh-Club in der Eishockey-Bundesliga. Da wies Ernst Köpf senior, ein Star der Mannschaft, einen jungen Kollegen zurecht, der sich über zu wenig Einsätze beschwert hatte. „Du kannst nicht schießen, und du kannst nicht rückwärts laufen", sagte Köpf. „Warum wunderst du dich also?" Der Gescholtene war Hans Zach – und dem sollte als Eishockey-Spieler die ganz große Karriere verwehrt bleiben. Als die deutsche Auswahl 1976 in Innsbruck Olympia-Bronze gewann, war Zach nicht dabei. Er hatte sich kurz vor den Olympischen Winterspielen auf dem Eis verletzt.

Die mittelprächtige Spielerlaufbahn sollte aber nur ein Vorgeplänkel sein: Als Zach 1985 Übungsleiter wurde, ahnte niemand, dass er zu einem der erfolgreichsten Trainer im deutschen Eishockey werden sollte. Zach führte die Düsseldorfer EG in den Neunzigerjahren drei Mal zum Meistertitel. Selbst als nach dem Bosman-Urteil die Zahl der deutschen Spieler und Trainer in der Eishockey-Liga (DEL) immer geringer wurde, überlebte der Tölzer: Aus den zuvor mittelmäßigen Kassel Huskies formte er ein Spitzenteam. Und in den vergangenen drei Jahren hat Zach im Nebenjob die abgestürzte deutsche Nationalmannschaft aus einer ihrer größten Krisen geführt.

Dennoch: Hans Zach polarisiert. Viele werfen dem 52-Jährigen vor, ein zu defensives und daher unattraktives Eishockey spielen zu lassen. Das könnte den Tölzer nun an seiner neuen Arbeitsstätte vor Probleme stellen: Als Zach im Frühjahr einen Vertrag in Köln unterschrieb, konnte er noch nicht ahnen, dass die Haie Meister werden sollten.

Das ist eine schwere Hypothek, die Zachs Vorhaben „etwas mit jungen deutschen Spielern aufzubauen", praktisch unmöglich macht: Der momentan verletzte Nationalspieler Eduard Lewandowski spielt nur in der vierten Reihe. Stefan Schauer, eines der größten deutschen Talente überhaupt, kommt bei den Haien kaum zum Einsatz. Vor der Saison hatte noch die halbe DEL um die Gunst des 19-Jährigen vom SC Rießersee gebuhlt, nachdem Schauer 2001 von den Ottawa Senators aus der nordamerikanischen Profiliga NHL abgeworben worden war.

Das Beispiel Schauer verdeutlicht, dass in Köln aus dem Förderer des Nachwuchses ein Trainer werden könnte, der unter Erfolgsdruck doch auf bewährte Kräfte zurückgreifen muss. Gerade beim populärsten Klub in der DEL wird Mittelmaß nicht geduldet: Freitag verloren die Haie 2:4 gegen Außenseiter Iserlohn. Und das war bereits die zweite Heimniederlage unter Zach.

Was in Köln gilt, gilt auch für den EHC Eisbären, wo die Haie am Sonntag zu Gast sind (Spielbeginn 14.30 Uhr, Sportforum Hohenschönhausen) – auch wenn es Trainer Pierre Pagé in Berlin mit dem Druck einfacher hat als sein Kölner Kollege. Schließlich haben die Berliner keinen Meistertitel zu verteidigen – auch wenn der ehrgeizige Pagé im Stillen schon mal von Höherem träumt. Das scheint übrigens nicht unberechtigt, schließlich hat der Kanadier in seiner Karriere schon viel erreicht. 1986 hat Pagé die Calgary Flames in der NHL sogar bis ins Finale geführt. Und noch mehr als Zach belegt die Karriere des Eishockey-Spielers Pagé, dass ein mittelprächtiger Spieler ein erfolgreicher Trainer werden kann. Pagé hat früher sogar nur an der Universität Eishockey gespielt.

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