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Sport: Untergang und Auferstehung

In den Schlussminuten macht der FC Bayern in Dortmund aus einem 0:2 noch ein 2:2

Auf der Tribüne des Dortmunder Westfalenstadions wurde bereits gefeiert. Borussia-Manager Michael Meier hatte sich bereits beruhigt zurückgelehnt. Schließlich waren nur noch drei Minuten zu spielen und Dortmund hatte ein komfortabel erscheinenden 2:0-Vorsprung. Doch dann wurde es unruhig im Dortmunder Strafraum, wohl weil die Borussen nicht das beherzigten, was sich ihr Trainer Bert Marwijk gewünscht hatte: „In den letzten Minuten musst du alles aus dem Stadion schlagen, was vor deine Füße kommt.“ Zweimal klappte das nicht, und so jubelten am Ende nur die Spieler des FC Bayern: Lucio traf drei Minuten vor Schluss, Roy Makaay in der Nachspielzeit, damit hieß es 2:2 (1:0).

Das Spiel war nicht nur spektakulär, sondern auch bemerkenswert fair. Beim jüngsten Aufeinandertreffen beider Mannschaften in Dortmund war das nicht der Fall gewesen. Schiedsrichter Markus Merk, der auch gestern das Spiel leitete, musste damals sogar in seiner Umkleidekabine noch mit einem erregten Bayern-Manager Uli Hoeneß diskutieren. Das blieb Merk gestern erspart.

Die Dortmunder legten vor 83 000 Zuschauern im Westfalenstadion schwungvoll los, schon nach vier Minuten zwang Jan Koller mit einem Kopfball aus fünf Metern Bayern-Torhüter Oliver Kahn zu einer Glanzparade. Doch der passable Start dauerte nicht einmal eine Viertelstunde, danach beschränkten sich beide Mannschaften darauf, die Dinge bei sommerlichen Temperaturen beschaulich anzugehen.

Dortmunds David Odonkor, der immer wieder seinen Einsatz von Beginn fordert, hätte seine Freiräume gegen Hasan Salihamidzic wesentlich konsequenter nutzen können, doch dafür waren seine Vorstöße viel zu zögerlich. „Wir hätten den Raum besser nutzen müssen“, sagte BVB-Trainer Bert van Marwijk nach dem Spiel. Doch die ohne ihre Kreativkräfte Ballack und Deisler angetretenen Bayern waren noch passiver. Nichts war zu sehen vom Magathschen Credo, der stets fordert, den Gegner mit höchster Laufbereitschaft einzuschnüren. Stattdessen wurde in Dortmund der traditionelle Stil des Rekordmeisters vorgeführt: Tempo verschleppen, Ball sichern, Spiel kontrollieren und Risiko minimieren.

Um so erstaunlicher, dass Magath die Darbietung seiner Mannschaft schön redete: „Von meiner Seite aus war das in Ordnung, dass wir das Spiel in der ersten Halbzeit kontrolliert haben. Schließlich haben wir in Dortmund gegen 83 000 Zuschauer gespielt.“ Karl-Heinz Rummenigge, Bayerns Vorstands-Vorsitzender, sah die Dinge anders: „Wir haben hier 75 Minuten lang sehr schlechten Fußball gespielt. Da darf man nicht den Mantel des Schweigens drüber decken.“ Die Quittung für ihr Spiel bekamen die Münchener kurz vor dem Halbzeitpfiff, als Ewerthon auf der linken Seite davonzog und zur Dortmunder Führung abschloss. Auch nach dem Seitenwechsel waren die Dortmunder aktiver. Während die Bayern sich weiter versteckten, drängten die Gastgeber auf die Entscheidung. Die schien gefallen, als Thomas Linke seinem Kontrahenten Koller im Strafraum die Beine wegzog und Ewerthon den fälligen Elfmeter verwandelte.

Was danach passierte, ließ die Bayern aufatmen und machte van Marwijk „unglaublich traurig“. Von einem Moment auf den anderen gab Dortmund jegliche Initiative aus der Hand und ließ einen Gegner auferstehen, den er bereits am Boden hatte.Doch weil seine Spieler das nicht taten, kamen die Bayern zu einem unverhofften Happyend: Die Tore von Lucio und Makaay verhinderten eine weitere Niederlage der Bayern und waren gleichzeitig psychologisch wichtig. „Unsere Moral war heute toll“, lobte Felix Magath und auch der strenge Rummenigge fand am Ende lobende Worte: „In den letzten 15 Minuten haben wir so gespielt, wie wir die Bayern sehen wollen.“

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