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Sport: Unterhaching - HSV: Ein Sieg der Kampfkraft

Die Frage war wohl obligat. Irgendjemand erkundigte sich noch bei Frank Pagelsdorf nach dem Unterschied zwischen Turin und Unterhaching.

Die Frage war wohl obligat. Irgendjemand erkundigte sich noch bei Frank Pagelsdorf nach dem Unterschied zwischen Turin und Unterhaching. Der Hamburger Trainer musste ja mitsamt der von ihm angeleiteten Mannschaft des Sportvereins jenen größtmöglichen Spagat anstellen, binnen weniger Tage erst gegen eines der exquisitesten Ensembles von weltweit beachteten Stars anzutreten und dann beim Synonym für Kleinheit. Pagelsdorf wollte sich auf das Spielchen nicht einlassen: "In Turin haben wir gewonnen und hier verloren - das ist der Unterschied."

1:2 verloren die Hamburger durch zwei Tore in den letzten drei Minuten. Turbulentes Ende eines grausigen Spiels. Man konnte sich rundum dem Unterhachinger Trainer Lorenz-Günther Köstner anschließen: "Gespielt wurde nicht gut." Aber gewonnen. Und das, nachdem Haching 87 Minuten lang vergeblich herumgewerkelt hatte. Nach zwölf Minuten war der Außenseiter schon in Rückstand geraten. Einen Einwurf von Roy Präger drückte Jochen Kientz vom Fünfmeterraum aus ins Tor.Trainer Köstner musste nach dem frühen Rückstand "relativ viel Verunsicherung, vielleicht sogar Angst" bei seiner Mannschaft feststellen.

Doch dann baute der HSV ab. Wohl eine Kopf- und Kraftsache nach dem furiosen Auftritt in Turin. "Die zweite Halbzeit war katastrophal. Wir waren nicht mehr in der Lage, die Bälle zu halten und den Gegner zu stören", analysierte Pagelsdorf. Die Hachinger rackerten sich ab und gaben auch nicht auf, als 87 Minuten vorbei waren und dabei viel probiert, aber rein gar nichts gelungen war. Es hatte etwas von Verzweiflung, als mal wieder mehrere Hachinger Spieler am Ball vorbeigestochert hatten und Oliver Straube von außerhalb des Strafraums einfach mal abzog. Normalerweise wäre der Ball unplatziert Richtung Torwart Hans-Jörg Butt gerollt, aber Ingo Hertzsch fälschte den Ball so unglücklich ab, dass er flach neben dem Pfosten im Tor landete. Und obwohl das eigentlich gereicht hätte, setzte Haching noch nach. Miroslaw Spizak, der vorher hilflos herumgestolpert war, überwand Butt mit einem Bogenschuss in den Winkel. Das war in der 90., der letzten Minute.

Ein Sieg, den Haching bitter nötig hatte, das zeigt schon die Tabellensituation. Ausgleichsschütze Straube sah durch ihn lediglich die Gerechtigkeit wiederhergestellt: "Wir hatten in den letzten Wochen so viel Pech, deshalb war es verdient." Auch Trainer Köstner mußte einräumen: "Die Tore wurden erzwungen. Es war ein Sieg der Moral und der Kampfkraft."

Detlef Dresslein

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