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URLAUBSORT SOTSCHI: Das DDR-Paradies

„Nach Sotschi!“ Welchen Klang hatte diese Antwort auf die Frage nach dem Urlaubsziel im Bekanntenkreis vieler Ostdeutscher.

„Nach Sotschi!“ Welchen Klang hatte diese Antwort auf die Frage nach dem Urlaubsziel im Bekanntenkreis vieler Ostdeutscher. Palmen am Strand und eine mit Schnee bedeckte Bergkulisse im Hintergrund, das gab es sonst kaum in der begrenzten Reisewelt. Daher waren die in der Regel nur einwöchigen Angebote des DDR-Reisebüros an die sowjetische Schwarzmeerküste nur mit langer Wartezeit und zu einem stolzen Preis zu ergattern. In den späten Achtzigern machten sich sogar Autotouristen aus Bitterfeld oder Dresden mit einem Lada oder Wartburg auf die beschwerliche Tour zu dem einer Pyramide nachempfundenen Hotel „Dagomys“. Im Foyer warb das Reisebüro „Intourist“ für Hubschrauberflüge nach Krasnaja Poljana, dem Wintersportzentrum im Kaukasus. Kaum jemand entzog sich dem Angebot eines Picknicks mit dem Blick auf 3000 Meter hohe Gipfel. Zum Exkursionsprogramm gehörten aber nicht nur der Riviera-Park mit seinen Zypressen, Oleanderbüschen und Eukalyptusbäumen oder die sehr heilsamen Feuerwasser-Quellen, sondern auch das Wohnhaus eines allen DDR-Schülern bekannten Schriftstellers. Nikolai Ostrowski war der kommunistische Jugendheld schlechthin. „Wie der Stahl gehärtet wurde“, lautete sein autobiografischer Roman. Zum Dank erhielt der Revolutionär ein Haus am schönsten Fleck des ganzen Sowjetreiches, in dem er 1936 verstarb. Doch auf diesen Ausflug verzichteten die meisten Gäste – sie genossen lieber das subtropische Klima am Strand.Claus-Dieter Steyer

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