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Sport: US Open: Kusnezowa erobert Herzen

Der Tag hatte begonnen mit traurigen Schwarzmarkt-Händlern, denen das uninteressante russische Finale das Geschäft verdorben hatte. Doch was als Albtraum für die Organisatoren und das zahlende Fernsehen anfing bei den US Open in Flushing Meadows, fand einen würdigen Abschluss mit zwei russischen Finalistinnen, die die Herzen der gefühlsseligen Amerikaner gewannen.

Der Tag hatte begonnen mit traurigen Schwarzmarkt-Händlern, denen das uninteressante russische Finale das Geschäft verdorben hatte. Doch was als Albtraum für die Organisatoren und das zahlende Fernsehen anfing bei den US Open in Flushing Meadows, fand einen würdigen Abschluss mit zwei russischen Finalistinnen, die die Herzen der gefühlsseligen Amerikaner gewannen. Die 19 Jahre alte Swetlana Kusnezowa siegte gegen ihre Landsfrau Jelena Dementiewa 6:3, 7:5 und verwandelte die Siegerehrung in eine Andachtsstunde für die Opfer der vor genau drei Jahren zerstörten Türme des World Trade Centers und der brutalen Geiselnahme von Beslan.

Zunächst war es die Verliererin, die die 25000 Menschen im Stadion zu einer weiteren Schweigeminute aufforderte, der zweiten, nachdem das Schweigen bereits Bestandteil der Eröffnungszeremonie war. „Ich wünsche mir, dass ihr zusammensteht und den Terrorismus bekämpft“, sprach Dementieva, „und ein weiteres Mal einen Moment des Schweigens einlegt.“ Kusnezowa gedachte danach der Toten des 11. September und der ermordeten Kinder in ihrer Heimat, denen sie ihren Sieg widmete.

Die amerikanische Presse überschlug sich am nächsten Tag mit Lob für die beiden jungen russischen Frauen. Tags zuvor hatte sie sich noch lautstark beklagt, dass niemand der einheimischen Tennisspieler es bis zum zweitletzten Tag geschafft habe, und was für eine langweilige Veranstaltung der „Super-Samstag“ geworden sei. Am Sonntag jedoch pries die „New York Times“ die beiden jungen Frauen aus Russland für ihre „in kraftvollem Englisch“ gesprochenen Worte. Die stets sensationslüsterne „New York Post“bemerkte gar selbstkritisch: „Manchmal haben wir ebenso große Schwierigkeiten, über unsere Nasenlänge hinauszuschauen wie über unsere Küsten.“

Wenn sie nur etwas besser aufgepasst hätten, hätten die Amerikaner die Tennis-Revolution nicht so überrascht. Vor vier Monaten gewann mit Anastasia Myskina erstmals eine Russin ein Grand-Slam-Turnier, als sie im Finale der French Open Dementiewa bezwang. In Wimbledon siegte Maria Scharapowa, und mittlerweile kommen fünf der Top-Ten im Frauen-Tennis aus Russland.

Vor dem großen Finale allerdings stieg bei der jungen Frau aus St. Petersburg die Nervosität. „In den Gängen vom Stadion traf ich Martina Navratilova“, berichtete Kusnezowa hernach, „die hat mich kaum erkannt, so blau oder grün oder gelb war ich. Doch sie hat nur gesagt: Ich habe hier mein erstes Finale gewonnen, und du kannst es auch.“ Das war eine kleine Lüge, wie die Statistik zeigt, denn Navratilova gewann die US Open 1983, aber es war ihr zweites großes Endspiel.

Nach ihrem Triumph verkündete Kusnezowa, sie werde einen Teil ihres Preisgeldes in Höhe von einer Millionen Dollar für die Opfer des Terroranschlags in Nord-Ossetien spenden. „Ich will, dass die Leute sich an meinen Namen erinnern“, sagte Kusnezowa. Zumindest das letzte Ziel hat sie bei den US Open durch ihren Auftritt danach erreicht.

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