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Ein Mann, ein Ei. Brett Favre trat schon dreimal zurück, dreimal überlegte es sich der Star-Spielmacher der Minnesota Vikings wieder anders. Foto: dpa

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US-Sport: Start der neuen NFL-Saison: Weißer Rauch für lila Regen

Die US-Football-Liga NFL startet in der Nacht zu Freitag in ihre neue Saison – und die Legende Brett Favre ist immer noch dabei. Im Auftaktspiel trifft er mit den Minnesota Vikings auf Titelverteidiger New Orleans.

Berlin - Die Angelegenheit hatte etwas Staatstragendes. Am Flughafen von Minneapolis wartete ein drei Mann starkes Empfangskomitee, bestehend aus Steve Hutchinson, Jared Allen und Ryan Longwell. Obwohl die Sache eigentlich geheim bleiben sollte, versammelten sich um die drei Footballspieler der Minnesota Vikings herum allerhand Medienvertreter und warteten gemeinsam auf die Ankunft eines Mannes: Brett Favre. Dieser erschien seiner eigenen Sichtweise gemäß im Privatjet und zog sich nach der Landung auf der Stelle mit seinen drei Teamkollegen zur Beratung zurück. Wenig später stieg weißer Rauch über Minneapolis auf und Favre verkündete: „Ich mache weiter.“

Favre wird also dabei sein, wenn seine Minnesota Vikings heute Nacht die neue Saison in der National Football League (NFL) bei den New Orleans Saints eröffnen. Lange Zeit hatte der 40-Jährige ein Geheimnis um die Fortsetzung seiner Karriere gemacht, weil eine im letzten Saisonspiel erlittene Knöchelverletzung nicht richtig verheilen wollte. Trotzdem erwartete kaum jemand etwas anderes , als dass Favre seine Karriere fortsetzt. Der Quarterback spielt nämlich seit drei Jahren ein bizarres Spiel: Erst verkündet er unter Tränen seinen Rücktritt, um dann wenige Monate und einer deftigen Gehaltserhöhung später zu erklären, dass er doch noch „ein Jahr dranhängt“. In Minneapolis, der Heimatstadt der Minnesota Vikings, haben die Menschen Favre die sommerliche Hängepartie längst verziehen. Denn viel mehr als auf ihn warten die Fans der Vikings auf etwas noch sehnlicher: einen Sieg im Endspiel der NFL, dem Super Bowl. Die Minnesota Vikings gehören zu den traditionsreichsten Teams im American Football, einen Titel aber konnten sie noch nie gewinnen. Oft waren sie nah dran, doch am Ende jubelten immer die Anderen. So wie die New Orleans Saints, die in der vergangenen Saison in einem hoch dramatischen Halbfinale gegen Minnesota mit 31:28 nach Verlängerung gewannen und sich später gegen Indianapolis die Trophäe sicherten. Gegen Minnesota reichte New Orleans damals ein Fieldgoal, um in der Verlängerung als Sieger vom Feld zu gehen. „Sudden Death“ nennen die Amerikaner diese umstrittene Regel, die nun abgeschafft wurde. In dieser Saison hat die Mannschaft, die den Münzwurf zu Beginn der Verlängerung verliert, jetzt die Möglichkeit, mit einer eigenen Angriffsserie zu antworten, sollte der Gegner sofort im ersten Versuch zu Punkten kommen.

Die Fans der Vikings kann diese Regeländerung kaum trösten. „Die Niederlage gegen New Orleans tut bis heute weh. Ich habe mir dieses Spiel immer und immer wieder angesehen, aber eine Erklärung dafür habe ich bis zu diesem Tag nicht“, sagt Jason O’Brien. Der 30-Jährige ist Mitglied des Minnesota Vikings-Fanklubs „Vikings of Iowa“. O’Brien hofft, dass sich das Team gegen den Meister aus New Orleans wenigstens ein bisschen für die Niederlage aus dem Januar revanchiert und einen neuen Versuch Richtung Titelgewinn unternimmt. Dass das nur mit Brett Favre als Spielmacher realistisch ist, weiß auch O’Brien. Er sagt: „Es ist gut, dass Favre es sich noch einmal anders überlegt hat und noch ein Jahr spielt. Auch wenn ich ihn nicht sonderlich mag, ohne Favre hätten wir in dieser Saison keine Chance.“

So wie O’Brien denken viele Fans im Bundesstaat Minnesota, die es mit den Vikings halten. Sie haben Favre die meiste Zeit seiner Karriere nach Leibeskräften ausgepfiffen, nun jubeln sie ihm zu – dem Titel willen. Favre verbrachte die größte Zeit seiner Karriere bei den Green Bay Packers – dem Erzfeind der Vikings. „Irgendwie wäre es schon komisch, wenn ausgerechnet der Mann, den ich ein Leben lang gehasst habe, uns zum Champion macht“, sagt O’Brien. Er könnte es auch verschmerzen, dass Favre in diesem Fall wohl zur bekanntesten Person in Minnesota aufsteigen würde. Die ist bisher der Sänger Prince, ein bekennender Vikings-Fan. Sollten die Vikings im Februar in Dallas wirklich den Super Bowl gewinnen, würde es der Tradition nach Konfetti in der Vereinsfarbe regnen. Bei den Vikings ist das Lila. Purple Rain also.

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