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Uwe Krupp und seine Spieler feiern den Halbfinaleinzug.

© dpa

Uwe Krupp: Bleiben, wenn’s am schönsten ist?

Nach der erfolgreichsten Eishockey-WM seit 57 Jahren lässt Bundestrainer Uwe Krupp seine Zukunft offen. Obwohl ihn Spieler und Verband gerne halten würden, ist sich Krupp nicht sicher, ob er sich das noch antun soll.

Von Katrin Schulze

Uwe Krupp war in Plauderlaune. Als sich die Eishockeywelt am Sonntagabend auf das Finale ihrer 74. Weltmeisterschaft vorbereitete, blickte der stämmige Mann noch einmal seelenruhig auf die vergangenen 16 Tage zurück, philosophierte und prognostizierte. So entspannt hatte man den Bundestrainer bei der Heim-Weltmeisterschaft nicht immer gesehen, doch je mehr die Anspannung im Laufe des Turniers einer erfolgsbedingten Gelöstheit wich, desto höher wurde die tägliche Lächel-Quote in dem Gesicht des Bundestrainers.

Es darf tatsächlich wieder gelacht werden im deutschen Eishockey. Denn mit dem Einzug ins Halbfinale ist Krupp und seinem Team etwas gelungen, das eine deutsche Eishockeynationalmannschaft 57 Jahre zuvor nicht mehr bewerkstelligt hatte. Ein historisch wertvoller Erfolg, allemal. Vor allem aber hat er eine Euphorie geschaffen, die über den Zenit des sonst recht übersichtlichen deutschen Eishockeykosmos hinaussprudelte. „Die Mannschaft hat einen Funken entfacht“, nennt es Krupp. Noch nie sei er so oft auf seinen Sport angesprochen worden wie in diesen Tagen in Gelsenkirchen, Köln und Mannheim.

Dass für die Deutschen letztlich sogar noch mehr möglich gewesen wäre, mag ein wenig bitter sein. 110 Sekunden vor dem Ende des Halbfinals gegen die Übermannschaft aus Russland stand es 1:1; beim 1:3 im Spiel um Bronze hielt man lange mit den Schweden mit. Dennoch war es „eine gute Erfahrung für die Spieler“, wie ihr Trainer sagt, „wenn du einmal ein bisschen davon geschmeckt hast, willst du es wieder“. Vielleicht haben sich Krupps Profis bei der WM wirklich hungrig gespielt, die Frage ist nur, wie gesättigt ihr Trainer schon ist. Schließlich hat er oft genug Zweifel an seiner Zukunft gelassen. Nun sagt er: „Ich glaube, dass ich einen guten Job mache, aber ich bin nicht so eingebildet zu glauben, dass ein anderer es nicht ähnlich gut machen könnte.“

Obwohl ihn Spieler und Verband gerne halten würden, ist sich Krupp nicht sicher, ob er sich das noch antun soll: das ständige Hickhack mit der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) und die permanente Herausforderung, aus einer überschaubaren Anzahl hochklassiger deutscher Spieler ein wettbewerbsfähiges Team zu bauen. Dass er dazu in der Lage ist, hat die WM gezeigt: Krupp stellte eine Mannschaft aufs Eis, die sich durch Homogenität, souveräne Defensive und den jugendlichen Mut einzelner Akteure auszeichnete. Da wurde Dennis Endras, Torhüter des DEL-Kleinunternehmens Augsburger Panther, als erster Deutscher überhaupt zum wertvollsten Spieler des Turniers gewählt. Und da spielten sich Talente wie Justin Krueger und Felix Schütz ins Gedächtnis und ins Herz der Deutschen. Erfolge, mit denen niemand gerechnet hatte.

Es will nicht recht passen, dass der 44 Jahre alte Bundestrainer mitten in der Jubel- und Aufbruchstimmung des deutschen Eishockeys seinen Vertrag mit dem Deutschen Eishockey-Bund nicht verlängern könnte. Andererseits ist Krupp zu sehr Realist – und kennt die Grenzen des Reformgeistes nur zu gut. „Wir sind nicht so naiv zu glauben, dass Deutschland im Eishockey bald Weltmeister wird“, sagt er. „Dieses Turnier ist eine Momentaufnahme. Schon im nächsten Jahr kämpfen wir wieder gegen den Abstieg.“ Krupp weiß, wovon er redet: Vor der WM hatte nur das Heimrecht sein Team vor dem Gang in die Zweitklassigkeit bewahrt. Doch was beim letzten Weltturnier in der Schweiz noch als wackliges Gebilde daherkam, war in Deutschland 2010 erstaunlich konstant. „Man hat gesehen, dass wir mit allen mithalten können“, sagt auch Stürmer Alexander Barta. „Wir dürfen uns damit aber nicht zufriedengeben, sondern müssen weiter daran arbeiten, Eishockey in Deutschland voranzutreiben.“

Darum geht es: akute Leistungsschwankungen vermeiden und effektive Strukturen zu schaffen. „Die WM war ein guter Start“, sagt der Bundestrainer. Ob er selbst im Rennen um eine positive Zukunft des deutschen Eishockeys bleibt, will er erst nach weiteren Gesprächen mit dem Verband bekannt geben. Zu viel wollte Uwe Krupp dann in der guten Laune doch nicht ausplaudern am Ende dieser rauschhaften Eishockey-Weltmeisterschaft in Deutschland.

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