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Sport: Van Bommel füllt das Vakuum

Bayern München ist auf der Suche nach Ersatz für Ballack fündig geworden

Das vielleicht spannendste Duell des Tages spielte sich erst nach dem 0:0 zwischen Bayern München und dem 1. FC Nürnberg ab, tief im Innern der Allianz-Arena, bei der abschließenden Pressekonferenz. Die Kontrahenten Hans Meyer und Felix Magath sind ja beide Freunde des feinen Humors, und nun fochten sie den unangemeldeten Zweikampf in der Disziplin Ironie aus. Nürnbergs Trainer Hans Meyer, in dieser Kategorie eine Art Rekordmeister, legte gewohnt souverän los. Auf die Frage, worauf er denn in den kommenden pflichtspielfreien Wochen den Übungsschwerpunkt lege, beschied er in Anspielung auf die verteidigte Spitzenreiterposition: „Wenn man dort steht, wo wir stehen, muss man nicht mehr trainieren.“

Nun war Magath am Zug. Als sich ein Reporter nach seinem Befinden ob der verpassten Tabellenführung erkundigte, setzte auch Bayerns Trainer einen finsteren Blick auf und sagte in der Tonlage einer Grabrede: „Ich bin tief erschüttert, nach dem dritten Spieltag mit nur sieben Punkten auf Platz drei zu stehen.“ Meyer fühlte sich nun offenbar herausgefordert. Als er gefragt wurde, ob auch sein Klub gedenke, ähnlich wie der FC Bayern noch auf dem Transfermarkt aktiv zu werden, nutzte er die Chance zum Konter. Mit einem Blick zu seinem Präsidenten erklärte er: „Der Herr Roth wird sicher nachlegen mit so einem Typ wie Mark van Bommel. Der würde uns schließlich auch gut zu Gesicht stehen.“ 2:1 für Meyer.

Humorlos betrachtet, war Magath trotzdem der Gewinner des Tages, denn die spektakuläre Verpflichtung des holländischen Nationalspielers wenige Tage vor Ablauf der Transferperiode dürfte dem Münchner Coach die Arbeit in den kommenden Monaten erheblich erleichtern. „Wir haben immer gesagt: Wenn sich die Gelegenheit ergibt, einen solchen Spieler zu holen, werden wir sie wahrnehmen“, sagte Magath, und vergangene Woche, am Rande des Freundschaftsspiels in Barcelona (0:4), „hat sich eben kurzfristig die Gelegenheit geboten“. Dass Magath ein bisschen so klang, als hätte er mit Manager Uli Hoeneß im Sommerschlussverkauf am Wühltisch gerade noch ein schickes Stück ergattert, täuscht.

Van Bommel ist das Gegenteil eines beliebigen Schnellkaufs. Die Bayern hatten in der Vergangenheit mehrfach Interesse an ihm bekundet. „Als er vor einem Jahr von Eindhoven nach Barcelona wechselte, da hatten wir keine Chance“, so Magath. Doch trotz 24 absolvierter Ligaspiele (2 Tore) und neun Einsätzen in der Champions League schaffte der 29-Jährige nicht den Durchbruch. Anstatt ein weiteres Jahr die 1-b-Lösung hinter Ronaldinho und Deco zu sein, will er nun in München der neue Chef werden. „Er ist genau der Spieler, den wir in der jetzigen Situation brauchen. Er kann uns helfen, das Vakuum zu schließen, das durch Michael Ballacks Weggang entstanden ist“, sagte Hoeneß, nicht ohne zu betonen, dass der 39-malige Nationalspieler nur rund sechs Millionen Euro gekostet habe.

Dass die Bayern einen wie van Bommel dringend benötigen, belegte die Elf auch gegen Nürnberg: Zwar erarbeitete sie sich eine Reihe von Torchancen, doch es fehlte eine Führungsfigur, die dem Spiel Struktur verlieh. Was möglicherweise auch daran lag, dass Magath auf den nach einer Erkältung geschwächten Owen Hargreaves verzichtete – der sich übrigens trotz der neuen Personallage nach Aussage von Hoeneß keine Hoffnungen zu machen braucht, nun doch nach Manchester wechseln zu dürfen.

Wenn van Bommel die ärztliche Untersuchung übersteht, wird er diese Woche einen Dreijahresvertrag unterschreiben und kann bereits beim nächsten Pflichtspiel auflaufen. Das findet erst am 9. September statt, weshalb einige Zeit zur gegenseitigen Annäherung und Abstimmung bleibt. Gut trifft sich da, dass die Bayern im Gegensatz zu Tabellenführer Nürnberg ihren Trainingsbetrieb bis auf Weiteres aufrechterhalten wollen.

Daniel Pontzen[München]

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