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Das Erste für den Besten. André Rankel (im blauen Trikot) erzielte die Führung und war der stärkste Mann auf dem Eis.

© dpa

Verlängerung nach Verlängerung: Eisbären erzwingen Showdown in Düsseldorf

So sieht Erleichterung aus: Die Eisbären erzwingen mit einem mitreißenden 4:3 gegen Düsseldorf ein letztes Halbfinalspiel.

Von Katrin Schulze

Berlin - So sieht Erleichterung aus. Wie wild geworden stürmten die starken Männer in der dicken Eishockeyausrüstung nach ihrer langen Schicht zusammen, trommelten auf ihre Helme ein, als wären sie kleine Kinder und spendierten sich mit ihren riesigen Handschuhen gegenseitig jede Menge Anerkennung. Es war geschafft. Durch das dramatische 4:3 (0:0, 1:0, 2:3/1:0) nach Verlängerung haben die Eisbären im vierten Play-off-Halbfinale das vorzeitige Saison-Aus abgewehrt. Vorerst. Denn noch steht eine weitere Auflage dieses spannenden, nach dem Modus best of five ausgetragenen Duells mit der Düsseldorfer EG an.

Im Augenblick des ersten Glücksgefühls vom Sonntagnachmittag dachten die Berliner allerdings so weit noch nicht. Erst einmal genossen sie die Huldigungen ihrer Anhänger, die sie nach dem Spiel in der Arena am Ostbahnhof lauthals feierten. „Es war ein ganz großer und emotionaler Sieg“, sagte Trainer Don Jackson nach der Begegnung. Davor jedoch hatte seine Mannschaft ein gutes Stück harte Arbeit zu bewältigen. Die Anspannung war im vierten und womöglich entscheidenden Spiel kaum zu übersehen. So zerfahren und nervös wie diesmal hatten die Kontrahenten in dieser Serie überhaupt noch nicht begonnen, dafür gestaltete sich das Geschehen für die 14 200 Zuschauer umso spannender.

Und mit der Gewissheit, dass gerade die Eisbären mehr investieren mussten, wenn sie ihre Chance aufs Finale wahren wollten, wurden sie in Abschnitt zwei von Minute zu Minute mutiger. Allein André Rankel erarbeitete sich mindestens fünf gute Gelegenheiten und auch Sven Felski und Richie Regehr versuchten sich, getroffen aber hat kein einziger. Selbst drei von den Gästen gewährte Überzahlsituationen brachten den Berlinern keinen nennenswerten Vorteil – ihre Inspirationslosigkeit in dieser Disziplin blieb so ziemlich das Einzige, das sie vom vorangegangen Aufeinandertreffen in dieses Duell hinüberschleppten. Auch Angreifer Steve Walker befand, dass es „in diesem Bereich noch einiges zu verbessern gibt“.

Ansonsten wirkten seine Eisbären diesmal aber frischer und sicherer. Es ist schon erstaunlich, wie konsequent beide Mannschaften in der regulären Saison sowie in der Endrunde ihre Heimspiele für sich zu nutzen wissen. Viel souveräner und energischer treten sie im Vergleich zu den Auswärtsspielen jeweils vor den eigenen Fans auf.

Dennoch dauerte es an diesem Nachmittag beinahe 37 Minuten, bis die Eisbären ihre Überlegenheit auch in ein Tor umwandelten. Auf Vorlage von Travis Mulock tunnelte André Rankel den Düsseldorfer Torhüter und animierte die Anhänger zu stehenden Ovationen und so manchem Befreiungsschrei; sein Trainer beließ es bei einem ordentlichen Durchpuster. Dass sich Don Jacksons Miene nur kurze Zeit später allerdings auch schon wieder verfinsterte, lag zum einen an der Berliner Abwehr und zum anderen an Andy Hedlund, der die Nachlässigkeiten mit seinem Schuss zum 1:1 ausnutzte. Das große Zittern ging also von vorne los. Und wer befreite die Berliner diesmal? Genau, André Rankel. Dem mit Abstand besten Mann auf dem Eis gelang das 2:1 und Jeff Friesen sogar das 3:1. Die Freude der Eisbären kannte kaum Grenzen, ihr Problem war nur, dass auch die Düsseldorfer neun Minuten vor Schluss noch Lust auf und vor allem Möglichkeiten für Treffer bekamen. „Da haben wir zwei Fehler gemacht, die nicht hätten sein dürfen“, befand Jackson. So aber brachten Mark Murphy und Simon Danner Düsseldorf zurück ins Spiel –  und in die Verlängerung.

Aus einer behäbig begonnenen Begegnung war eine überaus hektische geworden. Dass die Schiedsrichter einen Stockschlag ins Gesicht von Alexander Weiß übersahen, der daraufhin stark blutete, trieb die Berliner Bank fast in den Wahnsinn. Für Beruhigung sorgte erst eine Überzahlsituation kurz danach. 74 Minuten waren schon gespielt, als Steve Walker genau richtig stand und doch noch – das erst nach dem Videobeweis zählende – entscheidende Tor für die Eisbären schoss. In Überzahl wohlgemerkt!

„Allein dafür hat sich mein Comeback gelohnt“, sagte Walker. Im November war der alte Mann der Eisbären aus der Rente nach Berlin zurückgekehrt, fünf Monate später steht es durch sein Tor 2:2 nach Siegen im Halbfinale. Und Walker sagt: „Jetzt kommt es drauf an.“ Denn erst wenn die Eisbären am Dienstag im Entscheidungsspiel endlich auch mal in der Fremde siegen, wird die am Sonntag erlebte Erleichterung noch eine Steigerung erfahren. Dann nämlich stünden sie am Ende im Finale.

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