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Dezember 2010: Fifa-Generalsekretär Valcke (M.) bei der WM-Vergabe mit dem Emir von Katar, Scheich Hamad bin Khalifa al Thani (r.), und dem Bewerbungschef Katars, Mohammed bin Hamad al Thani.

© dpa

Verlegung der Fußball-WM 2022 in Katar: Die Industrie freut sich

In Katar entstehen Dutzende neue Stadien und Gebäude – für Firmen aus aller Welt ein außerordentlich lohnendes Geschäft. Wie reagieren sie auf die mögliche Verschiebung der WM vom Sommer in den Winter?

Mit der Entscheidung, die Fußball-WM im Winter auszutragen, sinkt das Rest-Risiko, dass Katar das Turnier entzogen bekommen könnte, gen null. Das beruhigt auch Investoren. Als sich das kleine Emirat mit dem großen Geld im Dezember 2010 als Ausrichter durchgesetzt hatte, geschah dies auch zur Freude der deutschen Wirtschaft. Die versprach und verspricht sich Milliardenaufträge zum Aufbau der Infrastruktur. Bei den anderen WM-Mitbewerbern USA, Japan, Südkorea und Australien wären kaum lukrative Ausschreibungen zu erwarten gewesen, weil diese Länder technologisch gut aufgestellt sind, beziehungsweise selbst viele heimische Unternehmen für Planung und Bau von Stadien, Verkehrs-, Energie-, und Kommunikationsnetzen haben.

Diese These vertrat unter anderem Fifa-Boss Sepp Blatter vor dem Hintergrund der deutschen Empörung über angebliche Sklavenarbeit in Katar. Die Kanzlerin ließ zwar dementieren, die Bundesregierung habe Fifa-Mitgliedern empfohlen, für Katar zu stimmen. Gleichwohl gilt der Staat mit dem weltweit höchsten Pro-Kopf-Einkommen als verlässlicher Partner und langfristig orientierter Geldgeber der deutschen Industrie. Die Staatsholding der Scheichs hält unter anderem 17 Prozent der Anteile am VW-Konzern, aber auch an kleineren Technologiefirmen wie etwa der Bonner Solarworld.

Wenn Politiker wie Gerhard Schröder, Guido Westerwelle oder Christian Wulff in das Land reisten, brachten sie stets große Delegationen mit. Erfolgreich war die Deutsche Bahn, die den Bau der Metro in der Hauptstadt Doha und des 325 Kilometer langen Fernbahnnetzes in der Wüste mitplant. Die Dorsch-Gruppe, ein mit 1400 Mitarbeitern weltweit tätiges Ingenieursbüro aus Offenbach, betreibt die Generalplanung für den Bau der Reißbrett-Stadt Lusail City für 200 000 Einwohner. Dort entsteht auch das Stadion fürs WM-Endspiel. Dorsch-Chef Olaf Hoffmann dementierte im Oktober Behauptungen, in Lusail seien Sklavenarbeiter tätig. Auch sei in den vergangenen zwei Jahren auf den Baustellen in Lusail kein Arbeiter gestorben. Unternehmer wie er dürfen nun hoffen, dass die Katar-Debatte zukünftig weniger hitzig geführt wird.

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