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Sport: Verloren und doch gewonnen

Die deutsche U20-Nationalmannschaft verliert im WM-Viertelfinale erst nach Verlängerung 1:2 gegen den Favoriten Brasilien

Tilburg Was der deutschen U20-Nationalmannschaft noch fehlt, um ganz oben mitzuspielen, wurde in der 82. Minute deutlich. Der Brasilianer Edcarlos schoss den Ball mit einem Fallrückzieher von der Strafraumgrenze an die Latte des deutschen Tores, den Nachschuss brauchte Diego Tardelli nur noch ins Tor zu schieben. Der Ausgleich. 1:1. Verlängerung, nach deren Ende Brasilien 2:1 führte und damit im Halbfinale der Weltmeisterschaft steht.

Es waren nicht diese acht Minuten bis zum Schlusspfiff, die den deutschen Fußballern beim Turnier in den Niederlanden zum Einzug ins Halbfinale fehlten. Es mangelnde technische Fertigkeiten und körperliche Fitness. Angesichts der vielen Chancen, die die Südamerikaner hatten, war ihr Sieg verdient.

Der eingewechselte Alexander Huber hatte die Deutschen in der 68. Minute mit 1:0 in Führung gebracht. „Wir waren so nah dran“, sagte Christian Gentner vom VfB Stuttgart. „Das Turnier war ein echter Karriere-Höhepunkt.“ Ähnlich sah es der deutsche Trainer Michael Skibbe: „In Bestbesetzung hätten wir vielleicht noch mehr erreicht, Podolski und Gomes fehlten in der Spitze als Anspielstationen.“ Lukas Podolski vom 1. FC Köln spielt derzeit mit der A-Nationalmannschaft beim Confed-Cup. Der Stürmer des VfB Stuttgart, Mario Gomez, ist verletzt. Insgesamt war Skibbe mit seiner Mannschaft zufrieden: „Wir konnten im Kreis der weltbesten Teams Paroli bieten“, sagte er. Und ging sogar noch einen Schritt weiter: „Wir haben Brasilien alles abverlangt und bewiesen, dass der deutsche Junioren-Fußball wieder in der Weltspitze angekommen ist.“ Zum ersten Mal seit 1987 war einer deutschen U20-Auswahl der Einzug in die Runde der letzten Acht bei einer Weltmeisterschaft gelungen. Während andere fußballbegeisterte Nationen wie England, Frankreich oder Portugal gar nicht dabei waren, hatten sich die DFB-Junioren als einzige Europäer zum vierten Mal in Folge für die WM-Endrunde qualifiziert.

Für Skibbe steht die Entwicklung der jungen Spieler im Vordergrund: „Sie haben bei der WM viel gelernt und werden diese Erfahrungen in ihre Karriere einfließen lassen. Dennoch werde diese WM „für viele sicher die einzige ihres Lebens bleiben“. Dem Mönchengladbacher Mittelfeldspieler Marcell Jansen traue er den Sprung in die Mannschaft von Bundestrainer Jürgen Klinsmann allerdings durchaus zu. U20-Torwart René Adler ist derweil sehr optimistisch, was seine und die Zukunft seiner Mannschaftskollegen angeht: „Wir werden alle in der ersten oder zweiten Bundesliga auftauchen.“ Etwas traurig fügte er noch hinzu: „Ich habe davon geträumt, die WM zu gewinnen. Fast hätte es gereicht, aber auch so war es ein tolles Turnier.“ So blieb am Freitagnacht eine versöhnliche Abschiedsfeier in Tilburg, ehe die Mannschaft das Teamhotel Richtung Münster verließ, um von dort aus in den Sommerulaub zu fahren.

Unklar bleibt indes die Zukunft von Skibbe, dessen Vertrag als Jugend-Koordinator beim DFB noch ein Jahr läuft. Skibbe ist bei Bundesligist Arminia Bielefeld als Sportdirektor im Gespräch. „Kommende Woche gibt es Gespräch mit dem DFB. Ab August werde ich die U18 übernehmen. Alles andere wird man sehen“, sagte Skibbe.

In den Niederlanden beendete wieder Brasilien Skibbes Träume vom Gewinn einer Weltmeisterschaft. 2002 war er als er Assisstent von Rudi Völler mit der A-Nationalmannschaft im Finale an Brasilien gescheitert. „Vielleicht habe ich irgendwann eine dritte Chance, und dann werde ich sie sicher nutzen.“ dpa/Tsp

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